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Brief an einen Arschengel        

 Juli 13, 2018

 

Kürzlich begegnete mir ein Arschengel in Gestalt eines Zahnarztes.

„Immer diese Patienten, die alles ganz genau wissen wollen!“, raunte er genervt.

„Hmmmm“, dachte ich. „Wenn ich mich für eine Behandlung entscheiden soll, die in etwa so viel kostet wie ein Neuwagen, will ich tatsächlich alles ganz genau wissen.“

„Wenn Sie keine Verantwortung für Ihre Gesundheit übernehmen wollen, müssen sie anderswo hingehen!“, schnauzte er ungehalten.

„Hmmmm“, dachte ich, „ich habe 2012 sämtliche Amalgamfüllungen durch neue Füllungen ersetzen lassen, habe dafür tausende Euro ausgegeben und nochmal tausende, um auch die letzten Reste von Schwermetall aus meinem Körper ausleiten zu lassen, seither war ich zweimal jährlich bei der Kontrolluntersuchung, und ich putze meine Zähne mehrmals täglich gründlich und hingebungsvoll. Die Frage, ob schon wieder eine Generalsanierung notwendig ist, scheint mir eher mit gesunder Skepsis zu tun zu haben als mit mangelndem Verantwortungsbewusstsein.“

„Mehr Zeit nehme ich mir jetzt wirklich nicht mehr!“, polterte er ungeduldig. „Sie sind doch auch Geschäftsfrau, sie wissen, dass Zeit Geld ist!“

„Hmmmm“, dachte ich, „selbst wenn jemand bei mir eine Yogastunde um 17 Euro kaufen will, nehme ich mir Zeit, um alles ausführlich zu erklären, damit dieser Jemand sich auch wirklich wohlfühlen und entspannen kann. Ja, auch meine Zeit ist kostbar. Aber ohne Zeit kein Vertrauen – das ist MEINE Haltung als Geschäftsfrau.“

Shrug it off!“, rief ich mir selbst wenig später aufmunternd zu, als ich, dem Zahnarztstuhl endlich entkommen, auf dem Fahrrad saß und zügig in die Arbeit strampelte. Aber es gelang mir nicht so recht, die Erinnerung an diese seltsame Begegnung abzuschütteln. „Aha“, dachte ich, „der Arschengel hatte wohl eine wichtige Botschaft für mich!“ Und so widmete ich ihm meine heilige Schreibzeit im Café, die ich mir mindestens einmal pro Woche gönne, und schrieb ihm einen Brief. Einen Brief, den ich niemals abschicken würde.

Er begann so:

Hey, Arschengel, du selbstherrlicher, geldgeiler, unsympathischer Hammel, was glaubst du eigentlich, wer du bist? Was fällt dir ein, mir vorzuwerfen, ich würde keine Verantwortung für meine Gesundheit übernehmen?

Ein, zwei Seiten lang ging es in diesem Stil weiter. Ohne auch nur für einen Moment innezuhalten schrieb ich mir die Wut von der Seele, schmiss wüste Beschimpfungen aufs Papier, und fühlte mich von Minute zu Minute leichter, besser und fröhlicher.

Doch dann veränderte sich plötzlich etwas.

Moment mal. Da ist noch etwas anderes. Ich fühle mich klein und schäme mich. Es fühlt sich an, als hätte ich etwas falsch gemacht, als wäre ich ein kleines Kind, das etwas angestellt hat und ausgeschimpft wird.

Neugierig ließ ich mich vom Schreibfluss weitertragen – und statt mit Wut, Ärger und Beschimpfungen endete der Brief mit einem dicken Danke:

Ich danke dir. Ich danke dir dafür, dass du mir gezeigt hast, dass ich kein kleines Mädchen mehr bin, das aus Angst vor so genannten Autoritäten den Mund nicht aufbringt. Ich danke dir dafür, dass du mir gezeigt hast, dass ich eine mündige Patientin bin, und keine naive Frau, die sich ohne nachzufragen das Geld aus der Tasche ziehen lässt. Ich danke dir dafür, dass du mir gezeigt hast, wie ich behandelt werden möchte – und wie nicht.

Ja, ich übernehme Verantwortung für mich, für meine Gesundheit und für mein Leben. Zum Beispiel, indem ich mir eine neue Zahnärztin suche.

Ich danke dir. Wir sehen uns nie wieder. May you be blessed!

 

Jeder Arschengel hat eine Botschaft, ein Geschenk für uns. Aber es ist nicht immer einfach, diese Botschaft zu hören, weil Wut, Ärger, Scham oder Schuldgefühle sie überdecken.

Schreibend können wir all diese „lauten“ Gefühle anerkennen und hemmungslos aus uns herausfließen lassen. Danach sind wir angenehm leer, fühlen uns friedlich – und können lauschen und vernehmen, was die Botschaft dahinter ist.

Denn eines ist sicher: Hinter all den intensiven Gefühlen ist immer … Liebe 🙂

 

FLOW ~ WRITE ~ GROW

Schreib dich frei!

Was oder wer ärgert dich oder geht dir auf die Nerven? Was hältst du einfach nicht mehr länger aus? Was findest du unmöglich? Wer oder was sollte sich dringend ändern? Was würdest du am liebsten offen herausschreien, wenn du keine Rücksicht nehmen müsstest?

Mach deinem ganzen Unmut, Ärger oder Frust Luft! Nur keine Hemmungen – schreib alles auf, gib anderen die Schuld, jammere, was das Zeug hält, tu dir selbst so richtig leid, übertreibe maßlos! Das ist DIE Gelegenheit, einmal nicht vernünftig, verständnisvoll und gelassen zu sein. Niemand wird lesen, was du geschrieben hast. Also darf der innere Zensor sich in die Hängematte legen und Pause machen …

Vielleicht fühlst du dich nach dem Schreiben müde, aber freier und entlastet.

Vielleicht entdeckst du, was hinter den „lauten“ Gefühlen wie Wut, Ärger oder Frust steckt.

Oder dir wird durch das Schreiben überhaupt erst bewusst, was du eigentlich fühlst – und in welcher Intensität.

Vertrau dem Flow, lass deinen Stift übers Papier gleiten, ohne Ziel, ohne vorher wissen zu müssen, wohin dein Schreiben dich führt.

Sei offen und neugierig und vertraue dem Prozess!

Viele Freude beim Freischreiben – Keep flowing, keep growing!

  • Habe Sie über eine Freundin kennengelernt und würde gerne weiterhin ihre Letters per email erhalten .lg Juliana Albrecht

  • Hallo Laya, der Bericht über Deine Zahnarzterfahrung und die anschließende Schreibsession klingt interessant. Wenn Du durch das Schreiben auf den „Knackpunkt“ gekommen bist und ihn „erlöst“ hast kann der Zahnarzt den Knopf ja nicht mehr drücken, weil er (der Knopf) nicht mehr da ist. Dann könntest Du doch ganz beruhigt bei ihm bleiben, oder nicht? Anders klingt das für mich nach der Bockig-Nummer, also ist da noch mehr bei Dir.
    Ich hatte neulich eine ähnliche Erfahrungen beim Zahnarzt. Er wurde sehr ungehalten, weil etwas nicht so geklappt hat, wie er sich das dachte. Erst war ich irritiert, hab das aber nicht auf mich bezogen und ihn mental mit Gelassenheit, Liebe und Professionalität geflutet … und plötzlich ging alles gut. Ist doch toll, oder?!

    • Danke für deinen Input, liebe Roswita – da ist natürlich etwas dran und das klingt wirklich toll!

      Ich schau mir auch gern an, wo meine blinden Flecken und Triggerpunkte sind, wenn jemand mich mit seinem Verhalten auf die Palme bringt 🙂

      Aber was ich nicht mehr mache, ist, in die Gelassenheitsfalle (http://testthrive.positivepsychologie.at/die-gelassenheitsluege/) zu tappen. Mein Zahnarztwechsel fällt für mich unter „raising my standards“. Warum sollte ich bei ihm bleiben, wenn ich ihm nicht vertraue oder mich bei ihm unwohl fühle? An meine kostbaren Beißerchen lasse ich nur noch Menschen, die mir gut tun, und nicht solche, die ich mental fluten muss 😉

      Alles Liebe
      Laya

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