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Crossroad moments – Augenblicke, die über deine Zukunft entscheiden 

 Juni 1, 2019

Kürzlich las ich in einer facebook-Gruppe den Post einer Frau, die von ihrer Eiscreme-Sucht erzählte. Schon als Kind, so schrieb sie, konnte sie Schoko-Eiscreme einfach nicht widerstehen. Heute, als Erwachsene, erzählte sie weiter, löffelt sie Unmengen der sahnig-süßen Creme in sich hinein – direkt aus der Packung. Und zwar so lange, bis diese leer ist.

Das geschieht immer dann, wenn die junge Frau  deprimiert, gelangweilt, traurig oder einsam ist – was ziemlich oft der Fall zu sein scheint. Kein Wunder also, dass sie mit ihrem Körper und seinen Maßen nicht sonderlich zufrieden ist  – was unweigerlich zu noch mehr Deprimiertheit, Traurigkeit und Einsamkeit führt.

So weit, so bekannt. Wir alle kennen solche Spiralen. Vielleicht ist dein Thema nicht Eiscreme – vielleicht lenkst du dich mit Leistungssport von deinen Gefühlen ab. Oder indem du auf Social Media oder Netflix abhängst und das Schein-Leben anderer beobachtest, statt dein eigenes zu leben. Oder du arbeitest ständig, um deine tiefen (und teilweise unangenehmen) Gefühle nicht fühlen zu müssen. Oder du telefonierst, chattest und textest ununterbrochen. Oder du liest tonnenweise Selbsthilfebücher und spirituelle Ratgeber, ohne jemals etwas von dem umzusetzen, was du dir da reinsaugst. Oder …

Was mich an der Geschichte der jungen Frau wirklich aufhorchen hast lassen, war, dass sie von einem crossroad moment erzählte. Also von einem Moment, in dem sie an einer Wegkreuzung angelangt war.

Es war unspektakulär, aber gleichzeitig so beeindruckend, was sie erzählte, dass ihr Posting hunderte Likes und bewundernde Kommentare erhielt.

Die junge Frau schrieb, dass es ihr an diesem Tag zum allerersten Mal in ihrem Leben gelungen war, die Eisbox, mit der sie – bewaffnet mit einem großen Löffel – unterwegs in ihr Zimmer war, um sich dort in Trance zu essen, wieder zurück in die Kühltruhe zu stellen.

Der Triumph in ihren Worten war unüberhörbar – und ungemein berührend.

 

Ein Triumph – an einer Weggabelung stehen und zum allerersten Mal in eine andere Richtung gehen

Ja, tatsächlich, was für ein Triumph – nach zwanzig Jahren im selben, immer wiederkehrenden Muster plötzlich an dieser Weggabelung zu stehen und zum allerersten Mal einen anderen Weg einzuschlagen!

Auch diesen Kraftakt (und das darauf folgende Triumphgefühl) kennen wir wohl alle. Wir triumphieren über unsere Gewohnheiten und aufgeprägten Muster. Wir strampeln uns frei aus unserer komatösen Ferngesteuertheit. Wir beweisen uns und der Welt, dass wir mehr sind als das, was Erziehung, Gesellschaft, Religionen und frühere Erfahrungen aus uns gemacht haben. Wir beweisen uns, dass ein Ausstieg möglich ist, und dass wir Verbindung aufgenommen haben mit unserem wahren Selbst.

Das wirklich Großartige daran ist, dass die Wirkung dieses Ausstiegs aus alten Mustern weit über diesen einen Moment hinausgeht.

Denn es ist ein Richtungswechsel, eine UMKEHR. Dieses eine Mal nach links abzubiegen statt nach rechts, führt uns in ganz neue Gefilde, lässt uns neue Möglichkeiten und Horizonte erkennen, lässt uns vielleicht sogar neue Menschen treffen oder ganz neue Seiten an uns entdecken.

Seit ich die Geschichte der jungen Frau gelesen habe, erlebe ich meine eigenen crossroad moments viel bewusster. Allein schon, dass ich jetzt einen Begriff dafür habe, macht es mir leichter, im entscheidenden Moment eine bewusste Richtungsänderung herbeizuführen und neue Wege zu gehen, statt mit dem immergleichen Verhalten die immergleichen Ergebnisse zu erzielen.

The definition of insanity is doing the same thing over and over again

and expecting a different result.

~ Albert Einstein

 

Was hilft, in solchen crossroad moments aus unseren alten Mustern auszubrechen?

# 1 Bewusstheit

Zuerst musst du überhaupt mal merken, dass du an einer Wegkreuzung stehst. Das heißt, dir musst bewusst sein, dass es ein automatisiertes Muster gibt, mit dem du dich von deiner Gesundheit, Lebendigkeit und Lebensfreude abschneidest. Und dir muss klar sein, dass es andere Möglichkeiten und Wege gibt als die, die dir vertraut sind. Zum Beispiel zehn tiefe Atemzüge zu nehmen, statt bis zur emotionalen Bewusstlosigkeit Eiscreme zu löffeln ?

Dir muss auch bewusst sein, dass du radikale Selbstverantwortung übernehmen kannst. Egal, wie deine Kindheit war, egal was unter deinen ArbeitskollegInnen üblich ist, egal, ob gerade Vollmond ist und die Sonne im siebten Haus steht oder nicht – du hast die freie Wahl. Für welche Richtung auch immer du dich entscheidest – du bist diejenige, die mit den Konsequenzen leben muss.

 

# 2 Innehalten

Ich finde das Bild von der Wegkreuzung auch deshalb so kraftvoll, weil es meinen KÖRPER anspricht.

Natürlich geht es in erster Linie um mentale Kraft, die uns die eine oder die andere Entscheidung treffen lässt.

Aber wenn ich an das Bild einer Wegkreuzung denke, an der ich stehe und überlege, welche Richtung ich nun einschlagen soll, dann spüre ich ein geradezu körperliches Innehalten. Ein Stehenbleiben und ein Aufrichten.

Wenn ich meine innere Achse spüre und mich würdevoll an ihr ausrichte, dann bekomme ich in diesem Innehalten Zugang zu meinem inneren Kompass – und der ist es, der mir die Richtung weist.

 

# 3 Helferleins

An vielen Wegkreuzungen stehen wir ganz allein. Aber das bedeutet nicht, dass wir uns keine Unterstützung holen können!

Mich zum Beispiel hat das Posting der jungen Frau berührt, mir noch mehr Bewusstheit und einen hilfreichen sprachlichen Ausdruck geschenkt. Ihr wiederum haben die vielen ermutigenden Kommentare geholfen, auch beim nächsten Mal stark zu bleiben, wenn der Ruf der Schoko-Eiscreme aus der Kühltruhe an ihr Ohr dringt.

Unsere inneren Kämpfe sichtbar zu machen, uns damit zu zeigen, sie zu teilen, lässt den Umgang mit ihnen leichter werden.

Zum Beispiel kannst du dir einen Accountability Partner (aka Buddy) suchen, mit dem du eine Vereinbarung triffst, oder eine Gruppe – online oder offline, der du von deinen Triumphen, aber auch von deinen Rückschlägen und Frustmomenten erzählen kannst.

Apropos Helferleins: Während ich diesen Blogpost schreibe, benutze ich eine App namens freedom, um mich selbst davon abzuhalten, mich ständig mit Email, facebook & Co davon abzulenken, fokussiert in die Tasten zu hauen. Wenn meine mentale Kraft nicht ausreicht, um so produktiv und konzentriert zu arbeiten, wie ich will, dann ist mir jedes Mittel recht, um mich selbst auszutricksen!

 

# 4 Daten sammeln

Wenn es uns in einem crossroad moment gelingt, ein altes Muster zu durchbrechen und eine neue Richtung einzuschlagen, dann merken wir das.

Aber wie oft gehen wir die immergleichen Pfade entlang, ohne dass es uns bewusst ist?

Ich zum Beispiel habe früher viel zu wenig Schlaf abbekommen. Das wollte ich seit Ewigkeiten ändern – aber es gelang mir nicht.

Immer wieder gab es am Abend einen crossroad moment, in dem mir klar war: Okay, ich kann jetzt weiterhin herumsurfen und so tun, als würde ich noch irgendetwas Sinnvolles zustande bringen – was, da ich eine Lerche bin, reiner Selbstbetrug wäre -, oder einfach schlafen gehen, um am nächsten Morgen umso fokussierter und produktiver zu sein.

Sehr oft bin ich in diesen Momenten in mein altes Muster gefallen.

Was mir ungemein geholfen hat, waren Aufzeichnungen in meinem Bullet Journal. In einer Tabelle habe ich festgehalten, wann ich am Abend ins Bett gegangen und wann ich aufgestanden bin, wie viele Stunden ich tatsächlich geschlafen habe und so weiter. Nicht, um mir selbst zu beweisen, wie „fehlerhaft“ ich bin – und schon gar nicht, um mich dafür zu verurteilen -, sondern um eine solide Datenbasis zu haben, von der aus ich wahre Veränderungen gestalten konnte.

Nur wenn wir den Ist-Zustand kennen und akzeptieren, können wir etwas verändern.

Mit der Zeit wurden übrigens anhand meiner Tabelle auch meine Fortschritte ersichtlich – und das wiederum gab mir einen Extra-Schub Motivation!

 

# 5 Feiere deine Erfolge!

Wie gesagt – Selbstverurteilung ist, wenn es um langfristige Richtungsänderungen geht, der Tod.

Worum es geht, ist, dich selbst jedes Mal zu feiern, wenn es dir gelungen ist, aus alten Mustern und Gewohnheiten auszusteigen und eine neue Richtung einzuschlagen – und deine Freude darüber mit anderen zu teilen.

Worum es NICHT geht, ist, dich dafür zu verurteilen, dass du in einem crossroad moment immer wieder mal  in das alte Muster zurückfällst. Es geht gar nicht anders – denn, nur zur Erinnerung: Du bist ein MENSCH ?

Energie folgt der Aufmerksamkeit. Also lenk deine Aufmerksamkeit auf deine kleinen Triumphe – und sei es nur ein Fall von hundert, in dem du Eiscreme durch Atmen oder Aufzug durch Treppe ersetzt!

Jeder kleine Triumph schafft Momentum – wie ein kleiner Schneeball, der einen Hang hinunterrollt und immer größer und schneller wird. Lenk deine Energie dorthin, statt deinem Schneeball mit Vorwürfen und Selbstverurteilung (oder gar Selbstverachtung) Barrikaden aufzubauen!

Wichtig: Es gibt Grenzen des Selbstmitgefühls. Dort nämlich, wo Mitgefühl zu Idiotenmitgefühl und Geduld zu Idiotengeduld wird. Liebevoll zu dir selbst zu sein kann auch bedeuten, dir selbst hin und wieder einen herzhaften Tritt in den Allerwertesten zu verpassen, zum Beispiel wenn du merkst, dass du aus purer Bequemlichkeit weit hinter deinem Potenzial zurückbleibst.

 

15 Inspirationen für Richtungsänderungen in crossroad moments

  • Etwas Nettes über jemanden sagen, statt einzustimmen, wenn andere über diesen Jemand herziehen
  • Meditieren statt fernzusehen
  • Mit einer Freundin spazieren gehen statt auf Kaffee und Kuchen
  • Ein paar Mal tief in den Bauch atmen, wenn unangenehme Gefühle auftauchen, statt zu Schoki, Croissant oder Eiscreme zu greifen
  • Am Morgen die Yoga-Matte ausrollen statt 20 Minuten länger im Bett zu bleiben
  • Einem alten Freund einen Brief schreiben, statt auf Instagram herumzuscrollen
  • Mit deinem Kind über den Unfug lachen, den es angestellt hat, statt es zu schimpfen
  • Im Auto lächeln statt dich über den Stau zu ärgern
  • Früher aus dem Büro  gehen und Zeit mit deinen Liebsten verbringen, statt deine Präsentation zu perfektionieren
  • Nein sagen statt eine automatic yes machine zu sein
  • Offen bleiben, nach Beweggründen fragen und zuhören, statt beleidigt auf deinen Partner zu sein und eine Mauer hochziehen, wenn er etwas getan hat, das dir nicht passt
  • 100 Euro auf dein Sparkonto einzahlen, statt das dreiundvierzigste Paar Schuhe zu kaufen
  • Zwei Kugeln Eis essen statt drei
  • Dich selbst sanft in den Arm nehmen, statt dich zu verurteilen
  • Eine Veränderung wirklich angehen und einen konkreten Schritt setzen, statt das hundertzweiundfünfzigste Buch über Veränderungen zu lesen ?

 

Manchmal treffen wir große Entscheidungen – wir heiraten, bekommen Kinder oder lassen uns scheiden, wir machen eine Weltreise oder bewerben uns für einen neuen Job.

Aber nicht nur mit diesen großen Entscheidungen kreieren wir unsere Zukunft. Auch in den kleinen, alltäglichen crossroad moments bestimmen wir, in welche Richtung es weitergeht. Je absichtsvoller und bewusster wir in diesen Momenten sind, desto mehr wird unser Leben sich so entwickeln, wie wir es uns wünschen!

  • Liebe Laya, herzlichen Dank für deine Anregungen, da gibt es ja wieder viel zu tun…;)
    Freue mich auf die Herausforderung, die nächsten crossroad moments bewusst wahrzunehmen. 😀

    • Wie schön, liebe Sylvia! Viel Freude beim Selbst-Entwickeln in deinen crossroad Moments 🙂
      Alles Liebe aus Assisi, Laya

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