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Das ungelebte Leben 

 März 9, 2017

Neulich hörte ich eine Kabarettistin sagen, dass bei jedem Begräbnis ein unsichtbarer Trauergast am Grab stehe: das ungelebte Leben. Und er weine bitterlich, dieser Gast.

Er weint bitterlich über all unsere Träume, die unerfüllt geblieben sind – weil wir nicht an uns selbst geglaubt oder uns nicht erlaubt haben, glücklich zu sein.

Er weint bitterlich über all die Chancen, die wir verpasst haben – weil wir zu bequem waren, zu ängstlich oder zu zögerlich.

Er weint bitterlich über all jene Momente, in denen wir uns aus Angst verschlossen haben, anstatt unser Herz zu öffnen und die Liebe strömen zu lassen. Er weint über unsere Resignation, er weint darüber, dass wir uns nicht aus unseren selbstgewählten Gefängnissen befreit haben, er weint über unser verschwendetes Potenzial.

Aber ich will das nicht. Ich will nicht, dass mein ungelebtes Leben irgendwann neben meinem Grabstein steht und bittere Tränen vergießt.

Ich will, dass mein gelebtes Leben als Ehrengast erscheint und voller Freude um mein Grab herum tanzt – und wenn es weint, dieses gelebte Leben, dann Tränen der Freude.

Ich will, dass die Menschen, die sich an diesem Tag von mir verabschieden, trotz all der Trauer tiefen Frieden spüren und gemeinsam lachen, singen, essen und tanzen – weil sie wissen, dass ich voller Dankbarkeit und Leichtigkeit gegangen bin. Ganz ohne Reue, ganz ohne Bitterkeit.

Ich will dieses großartige Geschenk – das Leben, das mir anvertraut wurde – nicht vergeuden. Ich will es auskosten bis auf den letzten Tropfen. Ich will meine Wünsche, Sehnsüchte und Träume ernst nehmen, denn sie sind ein Teil von mir, sie weisen mir den Weg, sie sind Botschaften meiner Seele.

Klar, nicht alle unserer Wünsche werden in Erfüllung gehen. Daher habe ich schon vor langer, langer Zeit beschlossen,  auch ohne die Erfüllung meiner Wünsche glücklich zu sein (es ist tatsächlich eine Entscheidung – ja!).

„Als Wunschlosigkeit würde ich jenen Zustand bezeichnen, in dem wir nicht mehr von der Erfüllung unserer Wünsche abhängig sind.“
~ R. Sriram

 

Manchmal laufen wir auch den falschen Dingen hinterher. Manchmal ist das, was wir für unsere tiefsten Sehnsüchte und Wünsche halten, nichts als ein Produkt unserer Konditionierungen, unserer familiären und gesellschaftlichen Prägungen. Das merken wir spätestens dann, wenn solche Wünsche in Erfüllung gehen – denn dann bleibt nichts als ein bitterer Nachgeschmack.

Oft sind unsere Wünsche auch nicht das, wofür wir sie im ersten Moment halten. Oft stecken andere, tiefere Bedürfnisse dahinter, als sich an der Oberfläche zeigt.

Doch es lohnt sich – hundertmal, tausendmal! – unseren Wünschen Raum zu geben. Immer wieder zu erforschen, welche davon unsere wahren Herzenswünsche sind, und welche wir getrost loslassen können, weil sie nicht im Einklang mit unserer Seele und unserer Aufgabe hier auf Erden stehen. Es lohnt sich, diese Wünsche von allen Seiten zu betrachten, um herauszufinden, worum es in der Essenz geht – und sich dann von dieser Essenz führen zu lassen. Gelassen, enspannt, verspielt – und gleichzeitig hartnäckig und fokussiert.

Unseren Träumen zu folgen, bedeutet nicht, vor uns hinzuträumen, am wahren Leben vorbei. Im Gegenteil. Es bedeutet, aufzuwachen – in unser wahres, für uns bestimmtes, sinnerfülltes Leben hinein.

Your vision will become clear only when you look into your heart.
Who looks outside, dreams.
Who looks inside, awakens.
~ C.G. Jung

 

Nimm dir Zeit für deine Wünsche

Ich weiß, es ist nicht einfach, wenn der Alltagstrubel mit all seinen Ablenkungen und Verpflichtungen uns fest im Griff hat. Und doch ist es nicht nur unser Recht, sondern sogar unsere heilige Pflicht, uns immer wieder aus dem Getöse herauszunehmen und mit dem zu verbinden, was uns ausmacht, was unsere tiefsten Sehnsüchte, unsere größten Träume und unsere heimlichsten Wünsche sind. Denn eines ist sicher:

This moment makes your future moments.
~ Marie Forleo

Wenn du also verhindern willst, dass irgendwann dein ungelebtes Leben tief trauernd an deinem Grabstein steht, dann NIMM DICH HERAUS. Und wenn es nur zehn Minuten am Tag sind. Du hast dieses Leben nicht geschenkt bekommen, um Listen abzuhaken, Pflichten zu erfüllen, Steuererklärungen zu machen und zu tun, was von dir erwartet wird! All das gehört natürlich auch dazu – manchmal. Aber eben nicht immer.

 

Schreib deine Wünsche auf

Vielleicht möchtest du ein hübsches kleines Büchlein oder Journal dafür anlegen. Deine Wünsche sind etwas Heiliges – erweise ihnen Ehrerbietung und Wertschätzung!

Schreib nun eine Liste deiner Wünsche – zumindest zehn sollten es sein, 20 oder 50 wären noch besser! Denke und träume groß, sei unbescheiden, maßlos, risikofreudig, kindlich unvernünftig! Auf den Realitätsfaktor kannst du deine Wünsche später immer noch prüfen. Im ersten Schritt brauchst du dir keine Grenzen zu setzen!

Folgende Fragen können dich dabei unterstützen:

* Was möchtest du tun / kreieren / in die Welt bringen, bevor du stirbst?

* Was möchtest du erleben, bevor du stirbst?

* Was möchtest du haben / besitzen, bevor du stirbst?

* Worüber soll dein ungelebtes Leben keinesfalls trauern, wenn du gestorben bist?

 

Setze einen ersten Schritt

Nimm nun einen Wunsch von deiner Liste. Es muss nicht gleich der Allergrößte sein – aber einer, der dein Herz zum Singen bringt und dir ein Lächeln ins Gesicht zaubert!

Versuche herauszufinden, was die Essenz dieses Wunsches ist, welche Seelenbotschaft dahintersteckt – und schreib es auf.

Dann beantworte zwei Fragen:

1) Was kann ich innerhalb der nächsten 24 Stunden tun, um der Erfüllung dieses Wunsches einen Schritt näher zu kommen? 

Angenommen du wünscht dir, eines Tages ein halbes Jahr Auszeit zu nehmen und eine Weltreise zu machen. Dann könntest du innerhalb der nächsten 24 Stunden einen Zeit- und einen Finanzierungsplan erstellen und ein Sparkonto eröffnen.

Träumen, wünschen, fliegen!
Um irgendwann in Richtung deiner Träume abzuheben, setzt du am besten noch heute den ersten Schritt!

Oder du wünscht dir, in Gemeinschaft zu leben. Dann könntest du innerhalb der nächsten 24 Stunden recherchieren, wo es in deiner Nähe ein Gemeinschaftswohnprojekt gibt, und Kontakt aufnehmen.

Oder du wünscht dir, irgendwann als Clini-Clown kranke Kinder aufzuheitern. Dann könntest du innerhalb der nächsten 24 Stunden ein Mail an deinen Freundes- und Bekanntenkreis schicken oder auf facebook die Frage posten, ob irgendjemand jemanden kennt, der so etwas schon mal gemacht hat, damit du mit dieser Person Kontakt aufnehmen und sie über ihre Erfahrungen befragen kannst.

Es muss kein großer erster Schritt sein. Auch eine kleine Handlung setzt etwas in Gang. Wichtig ist nur, dass sie innerhalb der nächsten 24 Stunden geschieht. So schaffst du Momentum, nimmst Fahrt auf, zeigst, dass es dir ernst ist damit, dass du deine Wünsche wichtig nimmst … und schwupps, schon bist du auf dem Weg!

2) Was kann ich in den nächsten 24 Stunden tun, um mich so zu fühlen, wie ich mich nach der Erfüllung meines Wunsches fühlen werde?

Das ist der wahre Schlüssel, das wahre Geheimnis hinter der Wunscherfüllung. Denn was in Wirklichkeit hinter all unseren Träumen steckt, ist ein bestimmtes Gefühl, das wir haben möchten. Wenn wir aber immer darauf warten, bis unsere Wünsche erfüllt sind, ehe wir uns so fühlen, dann leben wir niemals in der Gegenwart, sondern immer in der Zukunft.

Lade das Gefühl, das du dir wünscht, schon jetzt in dein Leben ein.

Wenn dein Wunsch eine Weltreise ist, dann kauf dir eine Reisezeitschrift, setz dich für eine Stunde ins Café und schwelge in den herrlichen Bildern.

Wenn dein Wunsch ein Leben in Gemeinschaft ist, dann geh heute nicht allein mit deinen Kindern auf den Spielplatz, sondern ruf eine Freundin an und unternimm etwas mit ihr und den Kindern gemeinsam.

Wenn du gerne Clownin werden möchtest, dann denk dir einen Mini-Sketch aus, filme dich dabei und schick das Video deinen FreundInnen oder poste es auf facebook – nur so zum Spaß!

Kultiviere dein Wunsch-Gefühl Tag für Tag. So lebst du nach und nach in deine Träume hinein.

 

Erlaube Wachstum, Reifung und Veränderung

Wir verändern uns von Tag zu Tag. Kein Wunder also, dass sich auch unsere Wünsche ändern!  Manchmal muss ich lachen, wenn ich meine fünf Jahre alten Wunschlisten lese. Manche Träume sind in Erfüllung gegangen. Manche habe sich aufgelöst, einfach ihre Bedeutung verloren. Manche sind in der Essenz gleichgeblieben, haben aber ihre Form verändert. Und manche blieben unverändert.

Markiere einen regelmäßigen Termin im Kalender – zum Beispiel alle sechs Monate. Vereinbare ein Rendezvous mit dir selbst und deinen Wünschen! Lies dann deine Liste durch, streiche, ergänze, verfeinere, bring auf den Punkt …

Das erlaubt dir einerseits, deine Wünsche zu aktualisieren und diejenigen, die keine Bedeutung mehr haben, loszulassen, andererseits aber auch, deine eigene Entwicklung wahrzunehmen, zu reflektieren und einzuordnen.

Es erlaubt dir auch, im Fluss zu bleiben –  und das ist wichtig. Im Leben gibt es in Wahrheit keine Stagnation (auch wenn es sich manchmal so anfühlt).

Alles ist in Entwicklung, im ständigen Wandel. Ist ein Wunsch erfüllt, taucht ein neuer auf. Das hat nichts mit Maßlosigkeit, Unzufriedenheit oder Rastlosigkeit zu tun. Das nennt man Evolution!

 

Gib Traumdieben keine Chance

Es gibt genug Menschen da draußen, die sich längst von ihren Träumen verabschiedet haben. „Das Leben ist kein Wunschkonzert und kein Ponyhof“ – so etwas gehört zu ihren Lieblingssätzen. Also lieber gleich aufhören, sich etwas zu wünschen. Es gibt genug Menschen da draußen, die tief in ihrem Inneren so traurig und verzweifelt über ihr eigenes ungelebtes Leben sind, dass sie denjenigen, die an sich selbst und ihre Träume glauben und sie zu verwirklichen versuchen, gleich alles madig machen und tausend Argumente finden, warum es nicht funktionieren kann.

Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, in der ich mich selbstständig machte. Hätte ich damals auf all die Traumdiebe gehört, die mir weismachen wollten, dass es niemals klappen kann, dass ich als Alleinerzieherin unbedingt eine fixe Anstellung und ein regelmäßiges Einkommen brauche, dass man mit Yoga und Schreiben sicher nicht genug zum Leben verdienen kann, dann würde ich noch heute in irgendeinem grauen Büro sitzen und eine Arbeit verrichten, die mir weder Freude macht noch meinen wahren Gaben entspricht.

Daher: Wähle sorgfältig aus, wem du von deinen Wünschen und Träumen erzählst! Weihe nur jene Menschen ein, von denen du weißt, dass sie dich bestärken werden und dir von Herzen alles Gute für deinen Weg wünschen. Das bedeutet nicht, dass du berechtigte Bedenken und Einwände völlig ignorieren solltest – sie enthalten oft wichtige Hinweise auf Risiken, die du beachten und Gefahren, die du umschiffen solltest.

Aber lass dir auf keinen Fall deine Träume stehlen! Denn sie sind es, die dich motivieren, weiter zu gehen. Sie sind es, die dich zu einem lebendigen, zuversichtlichen, authentischen und strahlenden Menschen machen. Sie sind es, die verhindern, dass du als lebendige Leiche durchs Leben gehst.

Glaub an deine Träume. Lass dich von ihnen leiten. Damit eines fernen Tages an deinem Grabstein nicht nur getrauert, sondern auch gefeiert wird!

  • Einfach wunderschön, ermutigend und bestärkend! Danke für diesen Artikel! Besonders die Sätze „Manchmal ist das, was wir für unsere tiefsten Sehnsüchte und Wünsche halten, nichts als ein Produkt unserer Konditionierungen, unserer familiären und gesellschaftlichen Prägungen. Das merken wir spätestens dann, wenn solche Wünsche in Erfüllung gehen“, hat mich richtig erwischt. Denn von diesen „erlernten“ Wünschen hab ich auch schon einige durch – es stimmt, sie haben dann oft einen schalen Nachgeschmack. Ich arbeite mich langsam durch zum Kern und versuche, die Suche nach meinen Herzens-Wünschen zu genießen 🙂 Liebste Grüße! Kea

    • Liebste Kea,
      das versuche ich auch – nicht schon angekommen sein zu wollen, sondern den Weg, die Reise zu genießen in dem Wissen, dass es kein Ankommen gibt … das Herz ist unendlich tief … und seine Wünsche sind immer wieder überraschend 🙂
      Alles Liebe
      Laya

  • Jedes Wort und jede Zeile möchte ich gerne bekräftigen und unterstreichen.
    Danke das du all dies so berührend, so bereichernd, so geradeaus:) teilst!

    Lass uns gleich Fundamente unter all die Luftschlösser bauen!!

    viel Freude Margit

  • Wow, dieser Text hat in mir eine Gefühlshochschaubahn ausgelöst. Bei den ersten Zeilen wurde ich richtig traurig!! Ich kenne diesen Beitrag von Monika Gruber (oder?), aber es hat mich wieder voll erwischt!!
    Aber Du hast es dann Gott sei Dank in eine positive Stimmung verwandelt, und lustigerweise hab ich am Samstag beim Workshop den Teilnehmerinnen eine Hausaufgabe gegeben: Eine Buck-List schreiben mit mindestens 10 Wünschen….. wir sind also wieder mal voll auf einer Linie 😉
    So, und nun muß ich gleich MEINE Bucklist aktualisieren… ;-))
    gLG, Isi

    • Wir sind schon völlig eingeschwungen aufeinander 🙂
      Ich versuche mir gerade vorzustellen, was auf deiner Bucklist steht – ich glaube, ein paar Punkte erahne ich 😉

      Alles Liebe
      Laya

  • Super guter Beitrag liebe Laya 🙂
    Mein Herz zieht sich immer zusammen, wenn Träume weggeredet werden ala „Das Leben ist kein Ponyhof“. Viel schöner finde ich den Ansatz: Wie kann ich meine Träume in kleinen Schritten umsetzen?

    • Danke, liebe Moni! Ja, die kleinen Schritte machen den Unterschied! Manchmal führen sie uns zwar anderswohin als wir gedacht hätten – aber was wäre das Leben ohne Überraschungen? 🙂

  • Geht mir direkt ins Herz !
    Wunschtraumbuch wird angefertigt!
    Danke für soviel Inspiration die das Leben noch lebenswerter machen und mich erinnern das meine Träume wichtig sind!

    • Danke, dass du dich inspirieren und berühren lässt, liebe Jessica! Vielleicht erzählen wir uns mal gegenseitig von unseren Wünschen und Träumen <3 <3 <3

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