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Willst du deine Berufung finden? Dann stell dir diese eine Frage! 

 August 17, 2019

Ich sitze im Fersensitz auf meiner Matte und warte auf die Tränen.

Druck in der Brust, zitternde Lippen.

Einatmen, Ausatmen, Arme heben, Arme senken.

Beim Ausatmen summen.

Aus dem Summen wird ein leises Schluchzen, und endlich beginnen sie zu fließen, die Tränen, die sich in mir aufgestaut hatten (Danke, Yoga).

Die Nacht davor war schlaflos. Mit meiner pinkfarbenen Plüsch-Wärmi auf dem Unterleib (Blasenentzündung und PMS! Was für ein Mix …) bin ich im Bett gesessen und habe The Awakened Woman von Tererai Trent gelesen. Habe davon gelesen, wie diese Tererai als junges Mädchen im bürgerkriegsgebeutelten Zimbabwe für den Preis einer Kuh an einen gewalttätigen Mann verkauft wird. Wie sie mit 14 ihr erstes Kind auf die Welt bringt. Davon, dass es schon vier sind, als sie gerade mal 18 ist. Davon, dass eins von den vieren stirbt, weil sie zu wenig Milch hat.

Eine weitere gewalttätige Ehe, ein weiteres Kind und unendlich viel Schmerz und Scham später geht Tererai zurück zu ihrer Mutter und ihrer Großmutter – und da geschieht das Wunder:

Eine Frau durchbricht die Kette aus Angst, Scham, Schweigen, Missbrauch, Armut und Misshandlung. Diese Frau beschließt, um jeden Preis einen College-Abschluss zu machen, nach Amerika zu gehen, zu studieren, und schließlich einen PhD zu erringen.

Eine Ungeheuerlichkeit für eine Frau zu dieser Zeit in diesem Land. Doch die Mutter unterstützt sie dabei – denn sie hat verstanden, dass das Erbe, das sie von ihrer Mutter übernommen und an ihre Tochter weitergegeben hat, nicht auch noch an ihre Enkeltöchter und die Generationen danach weitergegeben werden darf.

Es dauert ewig, bis Tererai das Geld fürs College beisammen hat, und es dauert noch viel länger (ganze acht Jahre!), bis ihre Noten endlich gut genug für den Abschluss sind, und es dauert nochmal viele Jahre, bis sie tatsächlich, unter größten Entbehrungen, mit mehreren Jobs, um ihre Kinder zu ernähren, ihren Traum verwirklicht. Dann kehrt sie in ihr Land zurück, um anderen Mädchen und jungen Frauen das zu ermöglichen, womit sie sich selbst das Leben gerettet und ihre Würde zurückerobert hat: Bildung. Selbstbewusstsein. Und Unabhängigkeit.

Und was hat das alles mit DEINER Berufung zu tun? Noch einen Moment Geduld. Wir kommen gleich dazu 🙂 

 

Ein altes Trauma in einem jungen Körper

Still sitze ich auf meiner Yogamatte und lasse zärtliche Tränen über meine Wangen kullern.

Ich weine über Tererais Geschichte. Und über meine eigene. Über die Geschichten meiner Mutter und ihrer Mutter und über die der vielen Frauen und Mütter davor.    

Denn obwohl ich selbst nie sexuell missbraucht oder körperlich misshandelt worden bin, weiß ich doch sehr genau, was es bedeutet, das Erbe von Frauenarmut, Frauenverachtung, Gewalt und Vergewaltigung in jeder Körperzelle zu tragen.

Meine Mutter: als kleines Kind im Krieg und in der Nachkriegszeit schwer missbraucht, aufgewachsen in bitterster Armut und ohne jede Sicherheit. Die Mutter meiner Mutter, meine Großmutter:  schwer herzkrank, mit einem unehelichen Kind, ohne Partner, ohne Netz, ohne Unterstützung. Die Mutter meiner Großmutter, meine Urgroßmutter: mit sieben Kindern im Stich gelassen von einem Mann, der mit einer zweiten Frau nochmal acht Kinder bekommt, nur um auch diese wieder im Stich zu lassen.

Unter den Folgen ihres Traumas hat meine Mutter bis zu ihrem Tod gelitten.

Und ich, ihre Tochter?

Ich hatte Glück. Ich hatte das Glück, in einer Zeit zu leben, in der wir die Möglichkeit haben, seelische Wunden zu heilen – unsere eigenen, und die, die wir geerbt haben.

Nach fast zwei Jahrzehnten Therapie, Körper- und Bewusstseinsarbeit spüre ich, dass vieles sich aus meinem Zellgedächtnis gelöst hat, dass mein Nervensystem sich in einem ausbalancierten Zustand befindet, dass mein Energielevel höher ist als je zuvor, und dass ich viele meiner tief sitzenden Ängste und Blockaden überwunden habe.

{Natürlich hat der Weg der Heil- und Ganzwerdung kein Ziel und kein Ende. Natürlich werden andere Dinge aus den Tiefen meines Unbewussten an die Oberfläche kommen, von denen ich bisher gar nicht wusste, dass sie in mir gespeichert sind. Und das ist gut so. Denn ich habe großartige Tools, und ich bin verrückt nach dem Zuwachs an Freiheit und Energie, der sich jedes Mal einstellt, wenn ich wieder eine Schicht abgetragen habe …}

 

Wir erben das Trauma auf eine zutiefst biologische Weise

Lange war man der Meinung, dass Traumata und seelische Wunden, Ängste oder Depressionen durch Erziehung bzw. Sozialisation an die folgenden Generationen weitergegeben werden. Heute weiß man, dass dies AUCH ein zutiefst biologischer, ein epigenetischer Vorgang ist, der immense Auswirkungen auf die körperliche/zelluläre Ebene hat, vor allem auf das Nervensystem.

Die gute Nachricht ist, dass wir heute nicht nur um diese Vererbungs-Mechanismen wissen, sondern dass es mittlerweile eine Vielzahl wirkungsvoller Methoden und Zugänge gibt, die uns dabei unterstützen, unsere Selbstheilung in die Hand zu nehmen, die Kette zu durchbrechen und das, was wir von den Generationen vor uns übernommen haben, NICHT an unsere Kinder weiterzugeben.

 

Was ist DEIN „calling“?

Einige Monate nach dem Tod meiner Mutter träume ich, dass sie in meinen Armen stirbt. Dort verwandelt sich ihr lebloser Körper in ein vor Lebendigkeit sprühendes, neugeborenes Baby, und etwas in mir ahnt, ohne es noch wirklich begreifen zu können: Das ist ein Auftrag. Ein  innerer Ruf.

Und was ist nun mit der einen Frage, die du dir stellen musst, um zu erkennen, worin DEIN „calling“ besteht?

Bevor ich sie dir verrate, nur noch eines:

Ich möchte, dass du weißt, dass ein Ruf nicht unbedingt etwas mit einem Beruf oder mit persönlichen Zielen zu tun hat.

Ein Ruf ist viel, viel größer – auch wenn er sich zu Beginn deiner Reise in Form von persönlichen Wünschen zeigen mag.

Mit der Zeit aber wirst du merken, dass es viel mehr darum geht, deine eigenen Vorstellungen und dein Wollen aus dem Weg zu räumen, damit das, was durch dich in die Welt kommen will, sich Bahn brechen kann. Du stellst dich zur Verfügung. Lässt dich führen. Bist ein aktiver, bewusster und unverzichtbarer Teil der Evolution. Lässt dich vom Lebensfluss tragen. Lässt nach und nach alles los, was diesen Lebensfluss blockiert und nicht im Einklang mit dem ist, was du tief in dir als deine Wahrheit erkannt hast. Du sagst JA zu diesem Auftrag, zu dieser Aufgabe, zu diesem Ruf.

Deine Sehnsucht nach mir ist meine Nachricht an dich.
Alle deine Bemühungen, mich zu erreichen, sind in Wahrheit meine Bemühungen, dich zu erreichen.
~ Rumi

 

Die eine Frage, die dir den Weg zu deiner Berufung erhellt

The most powerful practice for finding your Great Hunger is to ask yourself this simple question:

What breaks my heart?

~ Tererai Trent

Unter dem „Großen Hunger“ versteht Tererai Trent die Sehnsucht, unseren großen Träumen zu folgen – nicht nur, um uns selbst zu verwirklichen, sondern vor allem, um uns in den Dienst von etwas viel, viel Größerem zu stellen. Im Gegensatz dazu verbirgt sich hinter dem „Kleinen Hunger“ die Gier nach Anerkennung, nach schneller Befriedigung oder nach materiellen Gütern. Dieser Kleine Hunger wird nie wirklich gestillt sein, und uns von ihm versklaven zu lassen hält uns davon ab, unseren Großen Hunger zu stillen. 

Das ist sie also, die entscheidende Frage: 

 „Was bricht dir das Herz?“

Vielleicht bricht es dir das Herz, Tiere leiden zu sehen. Vielleicht bricht es dir das Herz, dass Kinder mit Legasthenie oder Dyskalkulie in der Schule noch immer nicht das Verständnis und die Förderung bekommen, die sie brauchen. Vielleicht bricht es dir das Herz, dass tonnenweise Plastikmüll in unseren Meeren herumschwimmt. Vielleicht bricht es dir das Herz, dass so viele Menschen ihren Körper nicht mehr spüren. Vielleicht bricht es dir das Herz, dass Jugendliche keine Motivation und keine Zukunftsperspektiven haben. Vielleicht bricht es dir das Herz, dass unser Wirtschaftssystem so menschenunwürdig ist. Vielleicht bricht es dir das Herz, dass alte Menschen ihren Lebensabend in Einsamkeit verbringen.

Vieles, was auf unserem Planeten im Argen liegt, wird dich traurig oder wütend machen. Aber nicht alles davon wird dich tief im Herzen berühren.

Was ist es also, das DIR das Herz bricht?

 

Du musst keine Wale retten, und auch nicht die Welt

Dass das Sterben der Wale dir das Herz bricht, bedeutet nicht, dass du auf einem riesigen Schiff durch die Weltmeere segeln und tonnenschwere Meeres-Säuger retten musst. Du musst auch nicht Therapeutin werden oder AsylwerberInnen bei dir aufnehmen.

WIE du deinem Ruf folgst, wird sich zeigen. Es wird vermutlich andere Formen annehmen, und es ist weniger wichtig, als du zunächst denkst. Nur DASS du deinem Ruf folgst – DAS zählt.

Du musst nicht die ganze Welt retten, nicht mal die halbe. Rette dich selbst, und lass dich überraschen, was dann passiert …

Die Welt zu verändern ist nicht dein Auftrag.
Dich selbst zu ändern ist nicht deine Aufgabe.
Zu deiner wahren Natur zu erwachen ist deine Möglichkeit. 
~ Mooji

 

 

Erlöse dich selbst

Viele Menschen durchlaufen zumindest einmal im Leben eine große Transformation. Ihr altes Ich löst sich auf, sie erlösen sich selbst, heilen ihre Ur-Wunde, finden ihre Medizin – und geben diese in ihrer Essenz dann an andere weiter. Ihre Berufung steht in direktem Zusammenhang mit ihrem eigenen Heilungsprozess. Es ist, als ob ihre Seele sie auf diesen Weg des Schmerzes, der Selbsterkenntnis und der Heilung geschickt hätte, damit ihre wahre Kraft zum Vorschein kommt.  

Es gibt so viele verschiedene Wege, wie es Menschen gibt, und ich vermute, dass das Thema Heilung / Ruf / Berufung bei weitem nicht bei allen ein so zentrales Lebensmotiv ist. Bei der Mehrzahl der Menschen jedoch, mit denen ich in Berührung komme (zum Beispiel in meinem Seminaren, Retreats und Coachings), nehme ich eine tiefe Sehnsucht danach war, dem inneren Ruf zu folgen, ihm treu zu sein und das Leben bewusst und mutig danach auszurichten.

Your deepest pain is the entry point to your authentic power.
~ Danielle LaPorte

Widerstand ist wunderbar

Dass Frauen in einem ererbten/kollektiven Schmerzkörper feststecken und ihr Potenzial nicht entfalten können – DAS bricht mir das Herz.

Dass Frauen in Beziehungen bleiben, die ihnen nicht gut tun, weil sie nicht um ihren Wert wissen und nicht unabhängig genug sind, um sich daraus zu lösen – DAS bricht mir das Herz.

Dass Frauen Berufe ausüben, in denen sie todunglücklich sind, weil sie nicht daran glauben, dass sie das Recht auf Erfüllung haben – DAS bricht mir das Herz.

Dass Frauen sich immer wieder aufopfern und sich selbst im Stich lassen, um für andere da zu sein  – DAS bricht mir das Herz.

Dass Mütter ihren Schmerz an ihre Söhne und Töchter weitergeben, weil sie noch keinen Weg zur Heilung gefunden haben – DAS bricht mir das Herz.

Mittlerweile weiß ich, dass meine Berufung sehr viel damit zu tun hat, Frauen ihren Wert, ihre Bewusstheit und ihre ungezähmte Kraft wiederentdecken zu lassen.

Aber es hat lange gedauert, bis ich das zulassen konnte – denn da war sehr viel Widerstand.

Zum Beispiel dagegen, hauptsächlich mit Frauen zu arbeiten.

Oder dagegen, das Schreiben, das für mich seit jeher das großartigste Medium auf dem Weg in die Freiheit ist, ins Zentrum meines Wirkens zu stellen.

Oder dagegen, endlich dazu zu stehen, dass mein Yoga nicht sportlich, schick und Instagram-tauglich ist, sondern still, tief und meditativ.

Und so bin ich lange, lange Zeit vor meiner Berufung davongelaufen.

Den Widerstand dagegen, das Ureigenste anzuerkennen und zu würdigen, kennen viele von denen, die sich aufgemacht haben, um sich selbst zu finden und ihre Essenz der Welt als Geschenk darzubieten.

Warum?

Weil es uns so verletzlich macht. Weil wir uns nicht mehr hinter Rollen, Masken und Fassaden verstecken können. Weil es uns angreifbar macht, und weil Kritik und Scheitern viel mehr weh tun, wenn wir unser Ureigenstes leben, als wenn wir ausgetretenen Pfaden folgen, die vor uns schon viele beschritten haben.

„Widerstand ist wunderbar“, schrieb kürzlich eine Teilnehmerin meiner Jahresgruppe „DER GOLDENE WEG“ – und war selbst ganz verblüfft über die Kraft der Worte, die da aufs Papier geflossen waren.

Ich finde Widerstand auch ganz wunderbar. Denn neben der Frage „Was bricht dir das Herz?“ kann dich auch die Frage „Wogegen spürst du den größten Widerstand?“ auf die richtige Fährte bringen, auf deinen Weg zu dir selbst, zu deiner Essenz, deiner Eigen-Schwingung und zu dem, was im Einklang mit deiner Seele steht.

Awake, my dear.
Be kind to your sleeping heart.
Take it out into the vast fields of light,
and let it breath.
~ Hafiz

Big, wild love

Laya

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  • Für mich das Kostbarste, was Du jemals geschrieben hast. Und Du schreibst nur „juwelierte“Texte! Das hat mich wirklich im Innersten getroffen : Die bestformulierte Frage, die mir endlich die Antwort zu geben vermag. Danke. Du bist ein Segen!

    • Mmmmmh, danke, liebe Marlene, das berührt mich sehr ❤️‘

      Habe gerade dein „Mein Körper“-Meisterwerk gesehen, gehört … Gänsehaut … danke dafür!

  • Wow , Laya , was für ein Goldstück heute
    selten haben mich Worte so derart schnell in meiner Seelentiefe berührt.
    Danke vielmals

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