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[Frauen, die sich trauen #2]: Es geht auch anders! 

 Juli 24, 2016

Irgendwann hatte sie genug vom Massentourismus. Sonja Miko wollte auf Basis von Vertrauen und fairem Geben und Nehmen arbeiten. Also gründete sie kurzerhand ihr eigenes Reiseunternehmen und spezialisierte sich auf sinn-volle Urlaube in Kombination mit Yoga, Qigong, Meditation und Ayurveda. Mittlerweile hat sie drei Angestellte und macht mit indigourlaub 1,2 Millionen Euro Umsatz pro Jahr – bei rund 1200 zufriedenen KundInnen.

Liebe Sonja, indigourlaub feiert bereits seinen elften Geburtstag – und du hast allen Grund zur Freude. Entspricht das, wo dein Vorzeige-Unternehmen heute steht, deiner ursprünglichen Vision?

Sonja: Ja – zu hundert Prozent! Denn ich wollte genau das, was wir heute bieten:  sinn-volle Reisen mit nachhaltiger Wirkung in ein schönes Urlaubsumfeld.

Allerdings hätte ich, um ehrlich zu sein, nicht zu hoffen gewagt, dass mein „Baby“ jemals so groß werden würde, auch wenn ich es mir insgeheim gewünscht habe. Im Grunde ist die Größe jedoch zweitrangig – im Vordergrund stehen Qualität, Vertrauen, Fairness und Freude an der Arbeit.

Du warst erfolgreich in der Tourismusbranche tätig. Was hat dich bewogen, deinen sicheren Hafen als Angestellte zu verlassen und ein eigenes Unternehmen zu gründen?

Ich haderte immer mehr mit dem Massentourismus, wo sowohl KundInnen als auch PartnerInnen aus Profitgier „ausgequetscht“ werden. Woher ich meine tiefe Überzeugung genommen habe, dass es auch anders geht, weiß ich nicht.

Zu dieser Zeit habe ich an einem Qigong-Seminar teilgenommen und war danach ziemlich frustriert, weil die Wirkung im Alltag gleich wieder weg war. Da hatte ich die Idee, Urlaubsreisen mit Qigong, Yoga, etc. zu kombinieren – das Gegenteil von Massentourismus sozusagen, denn solche Angebote gab es damals praktisch noch nicht.

Ab da ging alles ganz schnell – so wie ich meine besten Entscheidungen immer treffe. Im August 2005 habe ich gemeinsam mit zwei Kolleginnen die Firma gegründet, im Frühjahr 2006 habe ich meinen Job gekündigt, obwohl mein Sohn Sammy gerade mal vier Jahre alt und ich Alleinerzieherin war. Nach kurzer Zeit sind meine Partnerinnen ausgestiegen. Sie wollten das Projekt nur nebenbei betreiben, aber für mich hieß es: Ganz oder gar nicht! Also habe ich den Großteil der Aufbauarbeit allein gemacht.

Das könnte man mutig nennen – oder auch leichtsinnig 🙂

Eine große Portion jugendlicher Leichtsinn war schon dabei! Als Angestellte hatte ich völlig unterschätzt, was alles im Hintergrund läuft. Das habe ich erst mitbekommen, als ich jeden Handgriff selbst tun musste. Ich war auch blauäugig genug zu glauben, dass die ganze Welt nur auf meine grandiose Idee gewartet hatte… Zum Glück habe ich nicht zu viel nachgedacht, und auch nicht zu viele Menschen um ihre Meinung gebeten. Denn diejenigen, die ich gefragt habe, waren sich einig, dass es mit Sicherheit nicht funktionieren würde 🙂
Zum Glück habe ich nicht zu viel nachgedacht, und auch nicht zu viele Menschen um ihre Meinung gebeten. Denn diejenigen, die ich gefragt habe, waren sich einig, dass es mit Sicherheit nicht funktionieren würde.
Aber im Ernst: Ich hatte immer im Hinterkopf, dass ich zwei gesunde Hände habe und jederzeit etwas Anderes machen kann, falls es schiefgeht. Das ist auch heute noch mein Lebensmotto.

Die Aufbauphase war sicher nicht einfach. Was hat dir die Kraft zum Durchhalten gegeben?

Es gab durchaus Momente, in denen ich alles hinschmeißen wollte – das enorme Stundenausmaß und der finanzielle Druck gingen ganz schön auf die Substanz. Da ich Sammy nicht in die Ganztagsbetreuung geben wollte, habe ich viel in der Nacht und noch vor dem Frühstück gearbeitet – rückblickend kann ich mir gar nicht mehr vorstellen, wie ich das geschafft habe!

Mein Sohn war aber auch meine größte Motivation, nicht aufzugeben, denn die freie Arbeitseinteilung hat mir ermöglicht, Zeit für ihn zu haben und auch gut über die Sommerferien zu kommen. Ihn großteils fremdbetreut aufwachsen zu lassen war für mich einfach keine Option.

Viel Zeit für die Hängematte hatte Sonja Miko in der Aufbauphase ihres Unternehmens nicht. Viel wichtiger ist es ihr, dass sich ihre Kundinnen entspannen können.
Zeit für die Hängematte hatte Sonja in der Aufbauphase ihres Unternehmens kaum.

Finanziell war es oft knapp, wir konnten zum Beispiel jahrelang keinen Urlaub machen. Aber ich war so überzeugt von meiner Idee und hatte so viel Freude an meiner Arbeit, dass ich das bewusst in Kauf genommen habe, und heute wissen Sammy und ich umso mehr zu schätzen, was wir haben. Außerdem liegt der Unternehmergeist in unserer Familie, und ich wusste, wie befriedigend es sein kann, nach der ersten Zeit des Durchbeißens die Früchte zu ernten.

Hast du das Gefühl, deine Berufung zu leben – und wenn ja, woran merkst du, dass es so ist?

Ja, das habe ich! Ich merke es an einer grundlegenden Zufriedenheit mit meiner Arbeit, und an dem großen Glücksgefühl, wenn ich von KundInnen zum Beispiel die Rückmeldung bekomme, dass es der schönste Urlaub ihres Lebens war. Oder wenn ich ein Seminarhaus besuche und sehe, wie gut unsere Gäste aufgehoben sind. Oder wenn ich eine tolle neue Destination finde, ein neues Programm entwickle, wie zuletzt zum Beispiel mit Fasten oder Schreiben – das ist etwas ganz anderes, als einfach irgendeinen Job zu machen.

Schlittenhundefahrt in Finnland
Sonja Miko ist immer auf der Suche nach ganz besonderen neuen Urlaubsdestinationen für ihre Kundinnen, wie hier in Finnland – Schlittenhundefahren inklusive. Sohn Sammy hat natürlich auch ein Wörtchen mitzureden.

Natürlich gibt es auch Momente, in denen ich mich frage, wozu ich mir das alles antue, etwa nach den Buchungseinbrüchen aufgrund der jüngsten Bombenanschlägen in der Türkei. Immerhin trage ich Verantwortung nicht nur für meinen Sohn, sondern auch für meine drei Mitarbeiterinnen.

Aber ich habe praktisch täglich mit Menschen zu tun, die total unzufrieden mit ihrer Arbeit sind – und dennoch verbringen sie die besten Jahre ihres Lebens damit. Da weiß ich wieder, wie glücklich ich mich schätzen kann, von morgens bis abends etwas zu tun, was mir Spaß macht, und womit ich auch noch Sinn für andere schaffe.
Ich weiß, wie glücklich ich mich schätzen kann, von morgens bis abends etwas zu tun, was mir Spaß macht, und damit auch noch Sinn für andere zu schaffen.

Würdest du allen Menschen, die auf der Suche nach ihrer Berufung sind, zur Selbstständigkeit raten?

Das habe ich einige Male getan – leider ist es oft schiefgegangen. Heute weiß ich, dass nur wenige für die Selbstständigkeit geboren sind, und ich kenne auch niemanden, bei dem es nicht zumindest am Anfang ein Kampf war. Fachlich gut zu sein ist maximal die halbe Miete, meistens kommt man nämlich kaum zur eigentlichen Arbeit, weil man sich mit Versicherungen, Buchhaltung, kaufmännischen Aufgaben, Verträgen etc. herumplagen muss.

Aber ich würde trotzdem jedem Menschen raten, niemals die Suche nach dem aufzugeben, was ihm wirklich Freude macht – denn das geht auch in einem Angestelltenverhältnis. Auch meinem Sohn Sammy sage ich immer wieder, dass er das machen soll, was er gerne tut. Und wenn er noch nicht das Richtige gefunden hat, dann soll er einfach weitersuchen!

Wie gehst du persönlich mit Fehlern um, die ja unweigerlich passieren, wenn man große Ziele verfolgt und Neues wagt?

Ich denke einfach: Schön, das hat nicht funktioniert – mache ich eben etwas Anderes! Besser schnell entscheiden, auch auf die Gefahr hin, dass einmal etwas schiefgeht, als aus Angst gar nichts zu tun.

Was bedeutet ein gutes Leben für dich?

Ich habe viel im Ausland gearbeitet, unter anderem ein Jahr in der Dominikanischen Republik. Das hat mich sehr geprägt, denn was für uns selbstverständlich ist, wie zum Beispiel medizinische Versorgung, gibt es dort einfach nicht. Außerdem gab es in meiner Familie viele Verluste durch Krankheit etc. Deshalb weiß ich, worauf es wirklich ankommt.

Ich liebe meine Arbeit, Sammy hat sich super entwickelt und ist gesund, wir haben zwei Hunde und einen kleinen Garten, ich kann meine Mitarbeiterinnen gut bezahlen und muss nicht bei jedem kaputten Elektrogerät überlegen, ob ich mir ein neues leisten kann. Mehr brauche ich wirklich nicht. Nur hin und wieder Urlaub sollte drin sein – wenn ich so wie dieses Jahr für eine Woche nach Griechenland fliegen kann und keine Mails beantworten muss, ist das für mich purer Luxus!

Das klingt nach Rundum-Zufriedenheit. Gibt es denn auch neue Visionen und Träume?

Doch, da gibt es eine Vision – ein Seminarhaus am Meer in Griechenland oder Spanien mit 15 Zimmern und einem wunderschönen Seminarraum. Einen Ort also, an dem ich alles so gestalten kann, wie ich es mir vorstelle. Fehlt nur noch ein Investor – und jemand, der den Laden vor Ort mit viel Liebe und Engagement „schupft“.

Zu guter Letzt: Machst du selbst regelmäßig Yoga – oder nur im Urlaub?

Ich übe täglich zuhause, 20 Minuten knackige Asanapraxis, 20 Minuten Meditation. Meistens ist es ein Kampf gegen die Hunde, denn die wollen immer mit auf die Matte 🙂

Sonja Miko mit Speedy und Norman
Bürohund, Seelentröster und Schnüffelexperte Speedy und „das Original“ Norman: Sonjas Hunde sind bei so mancher Reise mit dabei.

Sonja Miko (Jahrgang 1971) ist gelernte Touristikkauffrau und lebt mit ihrem Sohn Sammy und den beiden Hunden Speedy und Norman in Linz.

    • Liebe Birgit,
      alles Liebe für deinen weiteren Weg! Ich bin sicher, deine Berufung kommt dir mit Riesenschritten entgegen 🙂
      Herzlich
      Laya

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