Chakras sind psychoenergetische Zentren, die Energie aufnehmen, umwandeln und im Energiesystem verteilen. Wenn von einem blockierten Chakra die Rede ist, bedeutet das, dass dieser psychoenergetische Stoffwechselprozess aus der Balance geraten ist.
Ein solches Ungleichgewicht macht sich zwar durch psychische, seelische oder körperliche Symptome bemerkbar, aber die Zusammenhänge sind viel zu komplex, als dass man bestimmte Beschwerden oder Probleme eins zu eins einer Blockade in einem bestimmten Chakra zuordnen könnte. Ein Blick in die Tiefe lohnt sich daher.
Exzesse und Defizite
Störungen und Dysbalancen in einem Chakra können sich als Defizit oder Exzess äußern. In beiden Fällen kann die Energie im betroffenen Chakra nicht frei fließen.
Ein Defizit ist als eine Art Unterfunktion zu verstehen: Das Chakra ist nicht aktiv genug, nimmt nicht genug Energie auf, ist „ausgetrocknet“, energieleer.
Bei einem Exzess ist das Gegenteil der Fall: Das Chakra ist überaktiv, und die positiven Qualitäten, für die es im ausbalancierten Zustand steht, verwandeln sich in unheilvolle und destruktive Kräfte.
Eine Blockade in einem Chakra kann sich daher durch völlig konträre Symptome äußern.
Nehmen wir zum Beispiel einen Mann, der über einen extrem starken Willen, enorme Selbstdisziplin und Zielgerichtetheit verfügt. Er ist ständig aktiv, sportlich und beruflich erfolgreich. Was vordergründig Anzeichen eines starken Solarplexuschakras zu sein scheinen, ist in Wirklichkeit ein Exzess in diesem Energiezentrum. Durch seine Selbstdisziplin und seine Leistungsfähigkeit überspielt der Mann die tiefe Angst davor, das Leben nicht kontrollieren zu können.
Ein anderes Beispiel wäre eine Frau, die unter Antriebslosigkeit und Willensschwäche leidet, leicht beeinflussbar ist und ihre Ziele immer wieder aus dem Auge verliert. Sie glaubt nicht daran, ihr Leben selbst in die Hand nehmen zu können, hat kein Durchhaltevermögen und schafft es nicht, sich und anderen Grenzen zu setzen. In ihrem Fall besteht die Blockade im Solarplexuschakra in einem Defizit. Nicht selten besteht eine Blockade sogar in einer Kombination aus Exzess und Defizit. Um bei unserem Beispiel zu bleiben, könnte jemand in einem Lebensbereich extrem willensstark sein, in einem anderen aber antriebslos und entscheidungsschwach. Oder aber Phasen eiserner Selbstdisziplin wechseln sich mit Phasen totaler Willensschwäche ab.
Wie entstehen Blockaden?
Hartnäckige Blockaden in einem bestimmten Chakra haben oft mit Verletzungen oder traumatischen Erfahrungen in der Kindheit zu tun. Das können körperliche oder emotionale Verletzungen sein, Missbrauch, Vernachlässigung, Liebesentzug, Verhinderung natürlicher Autonomiebestrebungen, Manipulation, etc.
Beispiel: Blockiertes Stirnchakra
Das Stirnchakra – auch drittes Auge – ist Zentrum unseres intuitiven Wissens. Mit ihm blicken wir hinter die Kulissen. Ist es in Balance, bemerken wir sofort, wenn der Schein trügt und uns etwas vorgegaukelt wird.
Angenommen, ein kleiner Junge wächst in einer Familie auf, in der es einen Verlust gegeben hat – seine Schwester ist schon vor seiner Geburt gestorben. Intuitiv ahnt das Kind, dass jemand im Familiensystem fehlt. Es findet Fotos im Familienalbum, jemand macht eine bedeutungsvolle Bemerkung. Aber die Eltern verheimlichen den Tod der Schwester vor dem kleinen Jungen, wollen ihn nicht damit belasten, oder können mit ihrem eigenen Schmerz nicht umgehen.
Der Junge lernt: Meine Intuition stimmt nicht mit dem überein, was mir meine Eltern erzählen. Da er seinen Eltern vertraut, ist klar, dass mit seiner Intuition etwas nicht stimmen kann – er liegt falsch. Auf diese Weise verliert er das Vertrauen in seine intuitiven Fähigkeiten, es kommt zur Blockade im Stirnchakra.
Die Ursachen müssen aber nicht immer im Bereich von Beziehungen mit Familienmitgliedern oder anderen engen Bezugspersonen liegen. Auch kulturelle Einschränkungen oder rigide religiöse Systeme wirken wie subtile Programmierungen auf das Energiesystem und können dauerhafte Dysbalancen in verschiedenen Chakras auslösen.
Auch wie sich solche Dysbalancen ausprägen – ob als Exzess oder Defizit – kann unter anderem vom kulturellen Umfeld abhängen. Sowohl der Mann mit dem exzessiven als auch die Frau mit dem defizitären Solarplexuschakra mögen in ihrer Kindheit mit Liebesentzug bestraft worden sein, wenn sie ihr Autonomiebedürfnis befriedigen wollten. Der Mann löste das Problem für sich durch eine übersteigerte Autonomiedemonstration sich selbst und anderen gegenüber, die Frau dadurch, dass sie jedes Autonomiestreben von vornherein aufgab – entsprechend der kulturell bedingten Rollenbilder von Mann und Frau.
Wie können wir Blockaden im Chakra-System lösen?
Am Beginn stehen wie so oft das Anerkennen der Blockade und das tiefe Verständnis der dahinterliegenden Dynamik. Dadurch ergeben sich die weiteren Schritte oft ganz von selbst.
So vielschichtig wie das Chakra-Modell, so vielfältig sind auch die Methoden, Übungen und Techniken, mit denen wir die Chakras wieder in Balance bringen können. Yoga-Asanas, Meditationen und Mudras, Arbeit mit Farben, Aromatherapie, Bachblüten, Edelsteine, gezielte Ernährung oder Naturerfahrungen sind nur einige davon.
Eine Blockade in einem bestimmten Chakra beeinflusst automatisch auch alle anderen Chakras. Die in den Energiekanälen (Nadis) fließende Energie verbindet die Energiewirbel miteinander, und ein Exzess oder Defizit ein einem davon wirkt sich auf alle anderen aus. Daher ist es im Grunde egal, bei welchem Chakra wir mit unserer Harmonisierungs-Arbeit beginnen – sie wird auf jeden Fall positiv auf das ganze System wirken.
Ziehen wir noch einmal das Beispiel mit dem defizitären Stirnchakra heran. Arbeiten wir zum Beispiel nicht direkt mit diesem Chakra, sondern mit dem ersten, dem Wurzelchakra, kann uns das jenen Halt und jene Sicherheit geben, die uns bisher gefehlt haben, um die Augen zu öffnen und die Täuschung zu erkennen. So kann die Stärkung des Wurzelchakras die Heilung der Blockade im Stirnchakra begünstigen oder sogar herbeiführen.