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Gedacht, geglaubt und ausgebremst 

 Feber 22, 2015

Glaubenssätze treiben ihr Unwesen im Verborgenen. Je unbewusster sie sind, desto mehr hindern sie uns an Glück und Erfolg. Coach und Karriereberaterin Pamela Preisendörfer über Selbstsabotage und darüber, wie wir sie beenden können.

Pamela, wie entstehen Glaubenssätze und warum werden sie uns nicht oder erst sehr spät bewusst?
Pamela Preisendörfer: Die Mehrheit unserer Glaubenssätze entsteht in der Kindheit. In jeder Familie gibt es Lieblingssprüche, die einen festen Anteil an der Familienkonversation haben und sich oft über Generationen hinweg halten wie ein Familienerbe. Als Kleinkinder sind wir nicht in der Lage zu reflektieren, welche Bedeutung diese Sätze haben. Wir glauben und verinnerlichen den Inhalt, egal, ob er faktisch richtig ist oder nicht. Viele dieser Glaubenssätze betreffen die Tabu-Themen Geld und Sex. „Über Geld spricht man nicht“ – wie viele von uns haben diesen Satz in der Kindheit immer wieder gehört?

Glaubenssätze wie „Ich bin dumm und ungeschickt“ oder „Ich bin nicht erwünscht“ können sich festsetzen, weil unsere Eltern uns in einem bestimmten Moment geschimpft oder uns zu verstehen gegeben haben, dass wir stören. Als Kinder verallgemeinern wir diese Annahme und haben keine Chance zu überprüfen, ob sie stimmt. Andere Glaubenssätze manifestieren sich erst später, wie etwa wenn mit einer Trennung ein Selbstwerteinbruch einhergeht. Dann kann zum Beispiel die Überzeugung entstehen, nicht attraktiv genug oder bindungsunfähig zu sein.

All diese Überzeugungen kommen uns irgendwann so normal vor, dass sie uns nicht mehr bewusst sind. Wir merken nicht, dass sie wie ein Filter wirken, durch den wir unsere Umwelt und uns selbst wahrnehmen, und auf diese Weise unser Verhalten steuern.

Glauben wir also nur, wir hätten einen freien Willen, und in Wirklichkeit sind wir ferngesteuert und Opfer unserer unbewussten Selbstsabotage?
Angenommen, Sie entscheiden sich mit Ihrem freien Willen für beruflichen Erfolg, investieren viel Zeit und Arbeit in Ihr Ziel, aber der Erfolg stellt sich nicht ein. Warum? Weil es einen Konflikt gibt zwischen dem, was Sie erreichen wollen und Ihrem inneren Glaubenssystem. Sie haben Ihre unbewussten Erfolgsverhinderer nicht berücksichtigt. Nur wenn Bewusstsein und Unterbewusstsein gleich ausgerichtet sind, ist die Chance auf Erfolg groß.

Welchen Einfluss hat die Sprache auf unser inneres Überzeugungssystem?
Das Wort hat eine enorme Macht. Wenn wir nicht achtsam mit unserer Sprache umgehen, laufen wir Gefahr, uns selbst und andere damit zu vergiften. Redensarten und Sprichwörter, die ein Mensch häufig gebraucht, wirken auf unbewusster Ebene weiter. Denken Sie zum Beispiel einmal darüber nach, wie Ihre Mutter über Männer gesprochen hat. Und was hat Ihr Vater über Frauen gesagt? Was haben Sie hauptsächlich gehört – Wertschätzendes oder Negatives? Oder, um das Beispiel Geld noch einmal aufzugreifen: Haben Sie in Ihrer Kindheit gehört, dass Geld stinkt? Dann wäre es kein Wunder, wenn Sie einen problematischen Zugang zu finanziellem Erfolg hätten.

Viele Menschen scheuen sich vor Veränderung und wollen gar nicht genau hinschauen, wo und wie ihre unbewusste Selbstsabotage wirkt.
Oft wachen wir erst aus dieser familiären Gehirnwäsche auf, wenn wir in eine Krise geraten. Eine Krankheit, eine Trennung oder ein Jobverlust können bewirken, dass wir aus diesen Endlosschleifen ausbrechen. Es kann aber auch sein, dass wir immer wieder in eine ähnliche unangenehme Situation geraten und dadurch dermaßen unter Druck kommen, dass wir bereit sind, genauer hinzuschauen und unseren Fokus von der Außenwelt auf das Innere zu lenken.

Was braucht es, damit ein Mensch einen Grad an Bewusstheit erlangt, mit dem er seine automatischen Reaktionsmuster überhaupt als solche erkennen kann?
Achtsamkeit! Der Mensch muss zunächst Neugier, Interesse und Mut mitbringen, da der Prozess uns oft Zeit und Kraft abverlangt. Wir erahnen unsere persönlichen Lebensthemen, Konfliktfelder, und wiederkehrenden Muster, aber wirklich dahinterzukommen ist Detektivarbeit. Durch Achtsamkeit lernen wir, dass wir uns nicht wie Roboter verhalten müssen. Die Achtsamkeit schiebt sich wie ein Puffer zwischen Reiz und Reaktion. Wir können sie immer und überall üben, denn unseren Atem, den Freund und Begleiter auf diesem Weg, haben wir immer dabei.

Es reicht wohl nicht, negative Glaubenssätze einfach durch positive zu ersetzen. Sie raten neben Achtsamkeitsübungen auch zu Techniken auf körperlicher bzw. energetischer Ebene, wie sie die Energetische Psychologie hervorgebracht hat. Warum sind diese Methoden effektiver als eine rein mentale „Umprogrammierung“?
Wir haben den Eindruck, Glaubenssätzen würden nur in unserem Kopf herumspuken, tatsächlich aber hinterlassen sie ihre Spuren im ganzen energetischen System. Durch das Klopfen von ausgewählten Punkten werden Körpergedächtnis und Nervensystem aktiviert und die Genesung von belastenden Gefühlen und Gedanken angeregt. So wirkt die Energetische Psychologie nicht nur auf mentaler, sondern auch auf emotionaler und physischer Ebene.

Wir kennen das Phänomen der Psychischen Umkehr: Das Energiesystem bringt Gedanken und Verhaltensweisen hervor, die das Gegenteil von dem sind, was wir wollen. Auf die Frage, ob Sie ein glückliches Leben führen wollen, würden Sie vermutlich mit Ja antworten. Aber auf einer unbewussten Ebene haben Sie sich dazu entschieden, sich elend zu fühlen, weil Sie zutiefst überzeugt sind, es nicht verdient zu haben, oder sich nicht die Erlaubnis gegeben haben, glücklich zu sein. Diese Überzeugung lässt sich nur mithilfe unseres Körpers bzw. unseres Energiesystems auflösen. Die mentale Ebene reicht nicht.

In den USA wird die Energetische Psychologie von vielen TherapeutInnen angewendet, und sie verbreitet sich auch im deutschsprachigen Raum zusehends. Die Resultate sprechen für diese Methoden, auch wenn die Tatsache, dass man damit so rasch Erfolge erzielen kann, unserem Glaubenssatz widerspricht, dass etwas, was so schnell und einfach geht, keinen Wert haben kann.

Gibt es auch Glaubenssätze, die eine Berechtigung haben und uns positiv beeinflussen?
Natürlich! Wenn Sie Ihrem Kind zum Beispiel immer wieder sagen, dass es von Fremden nichts annehmen soll, hat das eine Schutzfunktion. Aber es besteht die Gefahr, dass sich dadurch ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber Fremden festsetzt. Die Kunst ist, zu erkennen, ob diese Überzeugung noch dienlich oder ihre Ablaufzeit längst vorbei ist.

Was ist oder war für Sie persönlich der hartnäckigste Glaubenssatz?
Ein Überbleibsel aus meiner Schulzeit in England: „First work then play“ (*). Meine Mutter, eine sehr disziplinierte Frau, hat diesen Satz oft gepredigt. Dieses Familienmotto hat sich wie ein enges Korsett um mich gelegt. Es hat lange gedauert, bis ich mir bewusst erlauben konnte, mich der Muße hinzugeben, bevor die Arbeit erledigt war.

 

Buchtipp:

 

Foto: ©fotovika – fotolia.com

 

 

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