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Mein Freund, der Ex 

 September 17, 2015

Kann man mit seinem Ex befreundet sein? Und wenn ja, warum?

Meine Schwiegermutter runzelt die Stirn. Dass ihr Sohn mit seiner Ex befreundet ist, passt nicht in ihr Weltbild. Dass er sich sogar regelmäßig mit ihr trifft und die beiden die halbe Nacht durchquatschen, noch weniger. Wo er doch längst eine neue Partnerin hat. Sogar frisch verheiratet ist – mit mir nämlich. Die Ex meines Mannes war sogar seine Trauzeugin.

„Was?“ rief meine Schwiegermutter, als wir ihr davon erzählten. „Und das macht dir nichts aus?“

Um ehrlich zu sein: Es macht mir nicht nur nichts aus, es war sogar meine Idee.

Elf Jahre lang haben mein Mann und seine Ex Tisch und Bett und sonst noch einiges geteilt. Sie kennt ihn wie kaum jemand anderer. Nun sind sie einander beste Freunde, emotionale Stütze, Gesprächspartner, Vertraute. Ich bin heilfroh darüber. Warum? Weil ich nicht seine einzige beste Freundin, emotionale Stütze, Gesprächspartnerin und Vertraute sein will.

Übrigens: Mein Ex ist einer meiner besten Freunde. Er ist der Mann mit dem Elefantengedächtnis und den Giraffenohren (KennerInnen der GFK wissen, wovon ich schreibe). Er vergisst keinen Jahrestag und keine der Sprachspielereien, die uns während unserer Zeit als Paar begleitet haben, vomHibiskus-Buddhismus bis zum Na-passt-eh, das wir uns – in Anlehnung an den weithin bekannten Gruß Namasté – immer wieder gerne entgegenschmetterten.

Auch mein Mann und mein Ex sind übrigens Freunde. Und Arbeitskollegen.

Mein Ex, mein Mann, seine Ex und ich: keine Eifersucht, kein Misstrauen, keine Dramen, nichts als Wohlwollen.

„Den Begriff ,Ex‘ mag ich nicht besonders“, sagt die Ex meines Mannes. „Bei den meisten Menschen tauchen dazu Bilder von Beziehungsstress und schmerzhaften Trennungen auf. Bei uns hingegen war die Freundschaft auch in der Trennungsphase nie in Gefahr. Das tiefe Vertrauensverhältnis, das während unserer langjährigen Beziehung entstanden ist, macht meinen ehemaligen Lebens- zu einem sehr wertvollen Gesprächspartner.“

Auch bei meinem Ex regt sich Widerstand gegen die beiden bedeutungsschweren Buchstaben. „Ex, das klingt nach abgeschlossen und vorbei. Dabei ist Beziehung immer prozesshaft, auch nach einer Trennung. Ob und wie ich die Beziehung zu einer Exfreundin gestalten kann, prägt auch meine Wahrnehmung unserer früheren Partnerschaft.“

Elfie und ihr Ex
Ich spreche mit meiner Kollegin Elfie darüber. Sie ist 60 und eine jener Frauen, deren Berufsbezeichnung über mehrere Zeilen geht. In ihrem bewegten Leben hat sie nichts, aber auch gar nichts ausgelassen. „Unsere Bindung wird halten, bis wir sterben“, sagt sie über die Beziehung zu ihrem Ex-Mann, mit dem sie vier Kinder großgezogen hat. „Sie ist mehr als freundschaftlich. Sie ist familiär.“ Mit ihm teilt sie das Linz-Wochenende der Enkeltöchter. Sie trinken Kaffee miteinander. Oder gehen zu dritt ins Kino – er sitzt dann zwischen ihr und seiner neuen Frau. „Für mich ist das ganz normal“, sagt Elfie.

Und dann ist da noch Birgitt, die ich vom Tanzen kenne. Nur vier Jahre lang waren sie und ihr Ex ein Paar. Rund zwanzig Jahre ist das jetzt her. Sie haben eine gemeinsame Tochter. Letztes Jahr haben sie spontan Weihnachten miteinander verbracht. Ihre Mütter haben gemeinsam ihre 70er gefeiert. „Wir hatten auch wilde Zeiten. Aber wir haben uns mit unserer Geschichte versöhnt. Und ich mag ganz vieles an ihm“, sagt Birgitt.

Liebe sich, wer kann.
„Whatever works“ heißt einer meiner Lieblingsfilme von Woody Allen. „Liebe sich, wer kann“, lautet der deutsche Titel. Aber wer kann das nun – sich lieben oder zumindest freundschaftlich schätzen, auch nach einer Trennung?

Meine völlig unwissenschaftliche Studie hat gezeigt: Man kann wunderbar mit seinem Ex befreundet sein, wenn

  1. man schon während der Partnerschaft eine starke Freundschaft hatte
  2. die Trennung nicht allzu schmerzhaft war
  3. man Beziehung als etwas stets Veränderliches sieht und akzeptiert, dass die Form sich wandeln kann, ohne dass die Beziehung ihre Substanz verlieren muss.

Damit es nicht ganz so unwissenschaftlich bleibt, habe ich ein Interview mit dem bekannten deutschen Paartherapeuten Wolfgang Schmidbauer zu diesem Thema geführt :

Dazu gehören immer zwei

Paartherapeut Wolfgang Schmidbauer über Freundschaft nach der Trennung.

Herr Schmidbauer, warum gelingt es manchen Paaren, nach der Trennung befreundet zu bleiben, während andere ihre/n ExpartnerIn nicht mal mehr grüßen?

Das hängt von der Art der Trennung selbst ab: Wenn die Partner das Gute, das sie früher verbunden hat, im Gedächtnis behalten, werden sie auch Kontakt mit dem Ex halten. Manche Menschen können besser als andere höflich bleiben, wenn sie gekränkt werden (und jede Trennung kränkt unseren Narzissmus). Diese Fähigkeit verhindert dann, dass soviel Porzellan zerschlagen wird, dass die Wege zueinander für immer voller Scherben liegen. Man muss allerdings sagen, dass zu einer Freundschaft immer zwei gehören, während ein dauerbeleidigter Partner ausreicht, um die Fortführung der Beziehung unerquicklich zu machen.

Gibt es eine Zeit nach der Trennung, in der man lieber wenig Kontakt zum/zur Ex haben sollte?

Das lässt sich schlecht in Tage oder Wochen fassen. Ich würde vorschlagen, sich eher am Bauchgefühl zu orientieren und sich zu fragen: Will ich noch etwas durchsetzen? Eine letzte Schlacht schlagen, noch einmal meine Wut loswerden? Oder bin ich offen und neugierig, wie es der oder dem Ex geht?

Probleme tauchen oft dann auf, wenn neue BeziehungspartnerInnen ins Spiel kommen. Was, wenn der oder die Neue eifersüchtig reagiert oder sogar darauf besteht, dass die Freundschaft mit dem/der Ehemaligen beendet wird?

Noch gravierender sind häufig die Probleme, wenn eine Expartnerin schwanger wird oder die neue Freundin eines Expartners ein Kind erwartet. Die oft heftigen Eifersuchtsreaktionen zeigen dann, dass die Trennungswunde nur unvollständig verheilt ist. Da lässt sich nicht viel tun, außer an die Zivilcourage der oder des Ex zu appellieren. Erwachsene Menschen entwickeln ihre Persönlichkeit am besten, wenn sie sich Ängsten stellen und nicht fliehen oder vermeiden. Es stärkt auf Dauer Selbstvertrauen und Sicherheit in der Liebe, wenn ich meinen PartnerInnen nicht in ihre Beziehungsgestaltung hineinrede. Ich finde es grundsätzlich würdelos und beziehungsschädlich, die Kontakte eines Partners oder einer Partnerin kontrollieren zu wollen. Dadurch werden Heimlichkeiten oder unterdrückter Groll gefördert.

Foto: © solominviktor – Fotolia.com

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Laya

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