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5 Schritte in ein selbstbestimmtes Leben 

 Dezember 15, 2018

 

Hey, hier geht’s um MICH! ICH bin hier wichtig. Und ich muss kämpfen. Um meine Wichtigkeit. Dafür, dass ich überhaupt da sein darf. Muss mich mit Zähnen und Klauen verteidigen. Sonst ist es um mich geschehen!

Weißt du, wer hier spricht? Die Selbstbestimmung. Verkörpert durch Laya Commenda an einem denkwürdigen 12. Dezember.

Es ist immer wieder spannend, bei System-Aufstellungen in andere Rollen zu schlüpfen. Vergangene Woche war es wieder mal soweit (und zwar ausgerechnet an meinem Hochzeitstag!). Ich wurde als Repräsentantin gewählt. Wofür? Nein, nicht für Mutter, Vater, Großvater oder ein anderes Familienmitglied – sondern für die SELBSTBESTIMMUNG.  

Da haben wir es wieder mal. Es gibt sowieso keine Zufälle, und bei Aufstellungen schon gar nicht. Selbstbestimmung ist ein großes, großes Thema für mich. Und in ihre Rolle zu schlüpfen hat mir wichtige Erkenntnisse geschenkt.

Zum Beispiel war da zu Beginn diese unglaubliche Kampfbereitschaft. Das Gefühl, dass Selbstbestimmung etwas hart Erkämpftes ist, und dass sie sich ständig verteidigen muss, um überhaupt da sein zu dürfen, dass sie sich ständig rechtfertigen muss, um ihre Daseinsberechtigung zu sichern.   

Selbstbestimmung – nur ein Traum? 

Wunder ist das keines. Immerhin ist es noch nicht lange her, dass wir Frauen von einem selbstbestimmten Leben bestenfalls träumen konnten – bis auf ein paar hehre Ausnahmen, die aus ihren Träumen Wirklichkeit gemacht und meist einen hohen Preis dafür bezahlt haben, dass sie aus Normen und Konventionen ausbrachen und sich ihren eigenen Weg erkämpften.

Doch wie so oft ändern sich zwar die äußeren Bedingungen, aber ohne dass wir uns dessen bewusst sind, erscheinen dieselben Gitterstäbe, die uns früher im Außen eingesperrt haben, plötzlich in unseren Köpfen. Und damit sind wir im Zoo der dummen Tiere gelandet, die dumpf in ihren Käfigen sitzen, obwohl die Türen weit offen sind. Das Eingesperrtsein ist eine Illusion. Aber wir haben uns so sehr daran gewöhnt, dass wir es gar nicht auf seinen Wahrheitsgehalt überprüfen.

Wir glauben, uns unsere Selbstbestimmung hart erkämpfen zu müssen, dabei könnte es viel leichter gehen. Oft ist dieser Kampf reines Schattenboxen. Wir kämpfen gegen Dinge, die keine Realität mehr haben – außer in unseren Gedanken, Gewohnheiten und Glaubenssätzen.

Da sind zum Beispiel die Menschen, die dieser Tage zu mir in die Yogastunden kommen. Fast alle ächzen und stöhnen um die Wette, weil die Vorweihnachtszeit sie stresst. Im Beruf sowieso – aber dann muss man ja auch noch unzählige Weihnachtsfeiern besuchen, auf den Christkindlmarkt gehen, ins Shoppingcenter fahren, Geschenke einkaufen und verpacken, Karten schreiben, FreundInnen und Bekannte treffen, als gäbe es kein Morgen … Und ich atme mit ihnen tief ein und aus und wir tönen ein inbrünstiges OM, und ich frage mich: WÄHLEN diese Menschen das alles? Und wenn ja, warum stöhnen sie dann, als wäre dieser Trubel eine furchtbare Last, die ihnen jemand anderer aufgebürdet hat?

Vom Zwang zur vorweihnachtlichen Hyperaktivität habe ich mich zwar befreit, aber ich könnte nicht behaupten, dass nicht auch in meinem süßen Köpfchen eine hübsche Auswahl unterschiedlichster Gitterstäbe wuchern würde.

 

Getrennte Schlafzimmer – folgt das Beziehungs-Aus? 

Zum Beispiel haben mein Liebster und ich seit einiger Zeit getrennte Schlafzimmer. Und das tut sooo gut. Denn mein Liebster leidet nicht nur unter chronischen Schlafstörungen, sondern hat auch die DNA einer Eule, während in meinen Adern eindeutig Nachtigallenblut fließt. Sprich: Wenn er ins Bett geht, stehe ich fast schon wieder auf. Und so haben wir uns früher ständig gegenseitig aufgeweckt. Doch seit wir in unterschiedlichen Räumen schlafen, hat sich unser beider Schlafqualität enorm verbessert. Und unser Liebesleben? Hat in keiner Weise unter diesem Arrangement gelitten.  Im Gegenteil.

Aber es war gar nicht so einfach, uns selbst die getrennten Betten zuzugestehen, ohne unsere Beziehung anzuzweifeln. Stimmt irgendetwas nicht mit uns, weil wir nicht jede Nacht in einem Bett schlafen wollen? Stehen wir knapp vor der Trennung? Ist das der Anfang vom Ende, und im nächsten Schritt zieht eine/r von uns aus?

Klarer Fall von Schattenboxen. Getrennte Schlafzimmer tun uns gut. Wir sind uns näher und vertrauter als je zuvor. Wir genießen die Zeit allein und miteinander. Wozu also diese Zweifel und Ängste? Woher das Gefühl, uns rechtfertigen zu müssen?

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Getrennte Schlafzimmer – droht das Beziehungs-Aus?

 

In Wirklichkeit müssen wir uns unsere Selbstbestimmung nicht mehr erkämpfen.

Am Ende der Aufstellung habe ich es ganz deutlich gespürt: Selbstbestimmung könnte eigentlich  längst eine Selbstverständlichkeit sein. Wir könnten anmutig und völlig entspannt über unser Leben bestimmen, ohne ständig die Nackenhaare aufzustellen, die Zähne zu fletschen und die Krallen auszufahren.

Aber was tun wir stattdessen? Wir sind frei, zu wählen – aber wir wählen die Fremdbestimmung. Wir sind sozusagen selbstbestimmt fremdbestimmt. Das ist fast noch schlimmer als echte Fremdbestimmung – denn nun können wir nichts und niemandem im Außen mehr die Schuld daran geben.

Selbstbestimmung. Selbst-Bestimmung. Lass das Wort in dir schwingen. Lass es dir auf der Zunge zergehen. Hörst du’s? Spürst du’s? Es geht um das Selbst. Und um die Bestimmung!

 

5 Schritte in ein selbstbestimmtes Leben

#1 Welches Selbst bestimmt denn da?

Wenn Selbstbestimmung unser Leben zum Besseren wandeln soll, dann muss es wohl das Höhere Selbst sein, das bestimmt. Oft jedoch wollen ganz andere Anteile von uns bestimmen. Zum Beispiel das kleine, trotzige Kind, das mit dem Fuß aufstampft und „Ich! Will! Aber!“ schreit. Oder der Teenager, der prinzipiell GEGEN alles ist – aber WOFÜR er ist, weiß er selbst nicht so genau. Oder unser Ego, das glaubt, es könne alles kontrollieren und seinem Willen unterordnen.

Wenn hingegen das wahre Selbst bestimmt, dann geht es nicht mit dem Kopf durch die Wand – bestenfalls nimmt es den Zauberstab zur Hand und lässt die Wand verschwinden.

Wenn das wahre Selbst bestimmt, dann zum Besten aller, und nicht, um Recht zu behalten, sich durchzusetzen oder das Leben kontrollieren zu wollen.

Wenn das wahre Selbst bestimmt, dann sind wir nicht mehr fremdbestimmt von unseren Prägungen, Mustern und jenen kindlichen Anteilen, bei denen Teile unserer Psyche in ihrer Entwicklung hängengeblieben sind – aus welchen Gründen auch immer.

Nur wenn das wahre Selbst bestimmt, sind wir wahrlich selbstbestimmt.

 

#2 Raus aus dem subtilen Hamsterrad!

Diese schöne Formulierung verdanke ich der wundervollen Elisabeth Gatt Iro, mit der gemeinsam ich eine ebenso wundervolle Frauen-Jahresgruppe leite.

Ja, es gibt sie, die sprichwörtlichen und ganz offensichtlichen Hamsterräder. Job. Weihnachtsfeiern. Jede Nacht mit demselben Menschen im selben Bett schlafen (sorry, das konnte ich mir gerade nicht verkneifen?). Und es ist gar nicht so leicht, den Absprung aus ihnen zu schaffen, wenn sie sich so schnell drehen, dass frau gar nicht mehr weiß, wo oben und unten ist – und wie Springen überhaupt geht.

Noch schwieriger aber ist der Sprung aus den subtilen Hamsterrädern, in denen wir strampeln, ohne es zu merken. Das können zum Beispiel unbewusste Muster sein, die uns dazu bringen, immer wieder auf dieselbe Weise zu reagieren, obwohl diese Reaktion uns noch nie weitergebracht hat und uns auch in Zukunft nicht weiterbringen wird – auch wenn wir sie noch tausendmal wiederholen.

Oder Gedanken, die wir tagein, tagaus in unserem Kopf abspulen, gestern, heute, morgen wieder, und die wir uns selbst glauben, weil wir gar nicht auf die Idee kommen, dass das, was wir da ständig mental wiederkäuen, absolut nicht die richtige Nahrung für unseren Geist ist.

Eines meiner subtilen Hamsterräder ist, wie ich finde, besonders perfide (ich liebe dieses Wort. Wer noch?) Es besteht darin, dass ich all meine Ideen verwirklichen will – und zwar jetzt sofort und auf der Stelle. Mit den Jahren habe ich zwar gelernt, Aufwandsabschätzungen zu machen und knallhart zu kalkulieren – aber Excel-Tabellen sind bekanntlich geduldig. Und so springe ich ohne zu zögern auf den rasenden Zug meiner schnell entflammten Begeisterung auf und steuere sehenden Auges auf die totale Überforderung zu, obwohl ich längst weiß, dass der Zeitpunkt kommen wird, an dem ich mich selbst dafür verfluchen werde.

Dieses subtile Hamsterrad lässt mich diese Situation ein ums andere Mal heraufbeschwören. Und jedes Mal schwöre ich mir von Neuem, es nie wieder so weit kommen zu lassen.

Warum? Weil es einen kindlich-trotzigen Teil in mir gibt, der sich nicht mehr einschränken lassen mag, der freifreifrei sein und jedem Impuls folgen will. Aber natürlich begeht dieser Teil einen entscheidenden Fehler: Er verwechselt etwas. Wahre Freiheit hat nämlich nichts mit Impulsivität zu tun, sondern damit, bewusst zu wählen, welchen Impulsen wir wann folgen wollen – und welchen nicht.

2019 steige ich aus diesem perfid-subtilen Hamsterrad aus. Und du?

 

# 3 Wozu ist das Selbst bestimmt?

Ha! Mein Lieblingsthema: Bestimmung. Der „Ruf“. (Auch er kam an besagtem Aufstellungsabend vor). Klar, es gibt nicht DIE eine Bestimmung. Aber es gibt diesen Ruf, der uns immer wieder lockt, der die süße Sehnsucht in uns entfacht. „Wachse weiter! Wandle und verwandle dich, immerzu!“, flüstert er, dieser Ruf, verführerisch und mit beeindruckender Hartnäckigkeit. Und was wir oder andere für Flausen und Hirngespinste halten, ist oft nichts anderes als der Floh, den dieser Ruf uns ins Ohr gesetzt hat. Go with the Floh, sag ich nur. Er ist nicht umsonst dort gelandet, wo er dir keine Ruhe mehr lässt.

Wozu ist das Selbst bestimmt? Das kann die Vernunft nicht erfassen. Auch nicht der Verstand und schon gar nicht das Ego. Denn das Ego möchte bleiben, wo es ist. Möchte kontrollieren. Dem Ruf zu folgen bedeutet, die Kontrolle aufzugeben und der Intuition mehr zu vertrauen als der Vorhersagbarkeit der Normen, Konventionen und Das-geht-nicht-Gedanken.

Wozu ist das Selbst bestimmt? Wir brauchen sehr feine Antennen und viel Stille, um das zu erahnen. Und genügend Vertrauen, um diesen Ahnungen mehr Gewicht zu geben als den eigenen Erwartungen und Vorstellungen – oder den Erwartungen und Vorstellungen anderer Menschen.

 

# 4 Wille und Entschlossenheit

„Der Wille ist die Fähigkeit zur Selbstbestimmung im Unterschied zu all den Aktivitäten des Geistes und des Körpers, die völlig durch äußere Reize ausgelöst und geleistet werden und die deshalb zwanghaft oder impulsiv sind.“
~ Swami Sivananda

Vor vielen, vielen Jahren, als ich noch Wissenschaftsjournalistin war, habe ich ein Interview mit einem Neurowissenschaftler zum Thema „freier Wille“ geführt. Der Wissenschaftler meinte, der freie Wille sei eine Illusion. Wir glauben, wir würden aus freiem Willen heraus entscheiden und handeln, in Wahrheit aber entscheidet unser Unbewusstes, entscheiden unsere Prägungen und früheren Erfahrungen, durch deren Zerrbrille wir unsere heutige Welt sehen.

Mit dem Wort „Wille“ habe ich seit jeher meine Probleme. Meiner fühlt sich so schwach an. Ich WILL zum Beispiel definitiv nicht die ganze Packung Kekse essen … Aber wenn sie auf meinem Schreibtisch liegt, dann … hm.

 „Wille“ fühlt sich nach Brechstange an. Manchmal mögen Brechstangen ihre Berechtigung haben – aber diese Fälle sind selten.

Kürzlich habe ich irgendwo gelesen, dass es schön wäre, das Wort „Wille“ durch „Entschlossenheit“ zu ersetzen. Das gefiel mir auf Anhieb.

Vielleicht brauchen wir für Selbstbestimmung weniger einen eisernen Willen als sanfte Entschlossenheit (sorry, Swami!). Wir brauchen die innere Gewissheit, dass Selbstbestimmung etwas Selbstverständliches ist, und nicht etwas, wofür wir die Brechstange benützen müssen. Wir brauchen Klarheit darüber, dass wir innerlich frei sein müssen, um ein selbstbestimmtes Leben führen zu können.

„Große Seelen haben einen Willen, schwache Seelen haben nur Wünsche“, schrieb der Swami weiter. Vielleicht hat er damit recht. Ich glaube: Weisen Seelen ist eine sanfte Entschlossenheit zu eigen. Diese sanfte Entschlossenheit ist mehr wie Wasser als wie eine harte Brechstange. Sanft die Hindernisse umspülend, sich seinen Weg bahnend, geduldig und vertrauensvoll fließend.

Wasser
Vertrauensvoll fließend wie Wasser … so entspannt könnte Selbstbestimmung sich anfühlen!

 

# 5 Worüber können wir selbst bestimmen?

Letztendlich über sehr wenig – zumindest im Außen. Aber über unsere Gedanken, Gefühle und Perspektiven können wir bestimmen. Das ist eine ganze Menge und im Grunde alles, was wir brauchen.

Aber auch für die freie Wahl an Perspektiven und Gedanken braucht es einen kraftvollen Entschluss (und zwar nicht nur einmal, sondern wieder und wieder und wieder), damit wir uns, um es mit Viktor Frankl zu sagen, von uns selbst nicht alles gefallen lassen.

Aus welchem Blickwinkel wollen wir die Dinge betrachten? Aus dem der Fülle oder aus dem des Mangels? Aus dem der Dankbarkeit oder aus dem des Jammertals? Aus dem der Lösungen oder aus dem der Probleme? Diese Art von Selbstbestimmung ist eine sehr weitreichende. Und sie ist ansteckend!

An dieser Stelle lasse ich noch mal den Swami zu Wort kommen:

„Beklage dich nie über schlechte Umstände. Erschaffe dir deine eigene geistige Welt, wo auch immer du bist und wo immer du auch hingehst. […] Du kannst jegliche Schwierigkeit überwinden. Versuche nicht, vor schlechten, ungünstigen Umständen davonzulaufen. Gott hat dich dort hingestellt, damit du schneller wächst.“
~ Swami Sivananda

Genau so stelle ich mir das mit der Selbstbestimmung vor. Gott / das Leben / das Universum haben dich dort hingestellt, wo du gerade stehst. Aber DU entscheidest, ob du davonläufst, erstarrt stehen bleibst wie Mogli vor der Schlange Ka, oder ob du daran glaubst, dass du jegliche Schwierigkeit überwinden und daran wachsen kannst – und das dann auch tust. Sanft entschlossen, mit selbstverständlicher Anmut, erwachsen – und in Kontakt mit deinem Ruf.

 

Foto Wasser: © Benjamin Nickel – Fotolia.com

  • Liebe Laya,
    dein Artikel hat mir gerade wieder viel bewusst gemacht. Gerade momentan, wo ich mich als Opfer so vieler Weihnachtsverpflichtungen fühle. Ich hab‘ deinen Text genau im richtigen Moment gelesen. Danke für deine stets tollen Inhalte!

    • Liebe Katharina,
      danke für deine Worte, das freut mich! Jaaaa, Selbstbestimmung ist das beste Gegenmittel gegen Opfergefühle 🙂
      Alles Liebe
      Laya

  • Liebe laya, mein Wille wollte unbedingt dein webinar ansehen. Auf Grund meiner Unfähigkeit ist es mir selbst mit der „brechstange“ nicht gelungen. Sollte so sein ,denn so konnte ich in meinem gemütlichen setting (Kerzen, Tee,…) mit deinen Zeilen wieder einmal einen Raum in mir öffnen ?Danke! Es tut sooooo gut mit Hilfe deiner besonderen gabe heilsame Wörter für mein „inneres wissen“ zu bekommen. ?lich umarmt

    • Soooo schön, liebe Sabine! Und ich vermute, du brauchst das Webinar wirklich nicht 🙂
      Herzensumarmung – und lass dir Worte in dir tanzen!
      Layaki

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