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Was deine Müdigkeit dir sagen will 

 Mai 20, 2016

Bleischwer meine Beine. Mit letzter Kraft strample ich mit dem Fahrrad die kleine Steigung zu unserem Haus hinauf. Es ist zwei Uhr Nachmittags.

Müde. So müde.

Daheim erwartet mich unsere Reinigungsfee. „Keine Arbeit heute?“, fragt sie.

Autsch.

„Doch“, antworte ich schuldbewusst. „Nur heute ausnahmsweise zuhause.“ Und setze mich an den Schreibtisch.

Dabei wollte ich mich eigentlich auf die Couch legen.

Müde, so müde.

Und am liebsten nie mehr aufstehen.

Müde, so müde.

Schon seit ein paar Tagen brauche ich zehn, zwölf Stunden Schlaf statt sechs wie sonst. Ich komme in der Früh nicht aus dem Bett, und am Abend schlafe ich auf dem Sofa ein, noch bevor ich es unter die Dusche schaffe.

Das beunruhigt mich. Das macht mir Angst.

Ich schaue beim Biowetter nach. Vielleicht nähert sich ja eine Tiefdruckfront. Wenn im Biowetter „Abgeschlagenheit und Konzentrationsmangel“ steht, bin ich beruhigt.

Ich recherchiere auf Astrologie-Seiten. Vielleicht ist ja der Merkur rückläufig. Oder der Mars. Oder sonst irgendein Gestirn, das heimlich Einfluss auf meinen Biorhythmus nimmt.

Dann befrage ich noch meine Zyklus-App (vielleicht hab ich ja bloß PMS?), lasse mir interaktiv die numerologische Tagesqualtität ausrechnen, und schmökere auf einschlägigen Websites, die mir erklären, dass Müdigkeit ein Zeichen spirituellen Erwachens ist.

Zu guter Letzt werfe ich noch einen Blick in meinen Kalender. Der letzte wirklich freie Tag liegt lang zurück, und selbst den habe ich bei schwiegermütterlichen Geburtstagsfeierlichkeiten verbracht.  Ich habe also allen Grund, müde zu sein.

Hey, Mrs. Busy! Brauchst du wirklich einen Grund für deine Müdigkeit? Vor wem rechtfertigst du dich da eigentlich?

Schon vergessen? Du hast das Recht, müde zu sein, ob mit oder ohne Grund. 

Schon vergessen? Du hast nicht nur das Recht, sondern sogar die heilige Pflicht, dich auszuruhen. Und zwar nicht erst dann, wenn du bis auf die Knochen erschöpft bist. 

Okay, weise innere Stimme, ich hab’s verstanden. Es ist Zeit für eine Pause.

Moment. Wie ging das gleich nochmal?

Ah, ich setz‘ mich aufs Sofa. Da kann ich den Laptop mitnehmen und noch schnell die wichtigsten Emails beantworten, bevor ich mich endgültig entspanne. Ist ja nicht anstrengend, zählt quasi nicht als Arbeit.

Der Bildschirm meines Laptops flackert und verdunkelt sich – das macht er in letzter Zeit öfter.

Na schön, kapiert. Aber wenigstens noch ein paar Seiten in dem inspirierenden Fachbuch lesen, das ich mir gestern heruntergeladen habe. Das ist sozusagen Entspannung pur.

Auch das Display des E-Readers flackert. Dann erscheint eine Fehlermeldung: Das System wird wegen Überlastung heruntergefahren.
Es gibt Momente, in denen uns alles ermüdet, sogar das, was zu unserer Erholung beitragen sollte.

~ Fernando Pessoa
Ok, Leben, deutlicher musst du nicht mehr werden.

Ohne Pausen ist es kein Rhythmus.

Ohne Rhythmus ist es kein Leben.

Immer noch schneller laufen, damit das Burnout einen nicht erwischt, funktioniert nicht – man muss kein Milchmädchen sein, um zu verstehen, dass diese Rechnung nicht aufgehen wird.

Weißt du, was deine Müdigkeit dir sagen will?

Nein, nicht, dass du mehr Vitamine und weniger Kohlehydrate essen solltest.

Auch nicht, dass du an deiner Bestimmung vorbei lebst, irgendwo auf dem Herzensweg eine falsche Abzweigung genommen hast, oder irgendwelche Seelenanteile einsammeln solltest, die irgendwo heimatlos herumschwirren.

Und dass du knapp vor der Erleuchtung stehst, höchstwahrscheinlich genausowenig.

Die Botschaft deiner Müdigkeit ist ganz schlicht.

Mach Pause. Und zwar jetzt, nicht irgendwann.

Die Welt dreht sich auch mal eine Zeitlang ohne dich weiter. Ohne, dass du hampelst und strampelst.

Ruh dich aus. Lass los. Lass mal die anderen machen. Die können das.

Dinge geschehen. Alles ist in progress. Manchmal ganz ohne dein Zutun. Manchmal sogar NUR ohne dein Zutun.

Und sei freundlich mit deiner Müdigkeit. Schließ‘ Frieden mit ihr. Dann stehen die Chancen gut, dass sie von selbst vergeht. Allerdings in ihrer Zeit, nicht in deiner.

Foto: © alphaspirit – Fotolia

 

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Big, wild love

Laya

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  • oh ja, und wie ich das kenne. Geht mir grad genauso. Ich hab so das Gefühl, die halbe Welt knickt grad ein. Danke für deine wunderbaren Zeilen.
    Ja: sei freundlich mit deiner Müdigkeit!
    Und ich warte mal so auf unser aller Erleuchtung 😉

    • Oh, danke, du Liebe! Hoffen wir, dass die andere Hälfte der Welt die Stellung hält… und falls die Erleuchtung bei dir vorbeischaut, gib ihr bitte meine Adresse 🙂

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