Konfuzius zu widersprechen ist natürlich eine Anmaßung. „Wenn du es eilig hast, geh langsam“, riet der chinesische Lehrmeister vor rund 2500 Jahren. Aber warum nicht schnell gehen – und dabei völlig entspannt sein?
Stimmt schon, innehalten und bewusst entschleunigen ist keine schlechte Idee, wenn du unter Druck bist. Und natürlich hatte Konfuzius Recht: Langsam zu werden, wenn du es eilig hast, kann enorm viel Zeit sparen. Die Gefahr ist nämlich groß, dass du zwar mit Überlichtgeschwindigkeit durch den Alltag rauscht, dich dabei aber im Kreis drehst, ohne es zu merken. Wie der berühmte Hamster im Rad – Hauptsache strampeln.
Hetzen kommt von Hass. Sich ständig unter Zeitdruck setzen zu lassen – oder selbst zu setzen – ist nicht eben ein Zeichen gelebter Selbstliebe. Aber:
Schnell zu sein ist nicht dasselbe wie hetzen.
Es kann ungemein befriedigend sein, ruckzuck die To-Do-Liste abzuarbeiten oder die Emails im Posteingang. Raschen Schrittes von A nach B zu laufen. Oder wIe ein Wirbelwind durch die Wohnung zu sausen und dabei Ordnung zu schaffen.
Und es kann ungemein viel Stress erzeugen, langsam sein zu müssen, wenn man gerade vor Tatkraft strotzt. Es erzeugt hohe Reibungs- und Energieverluste – so, als ob du mit dem dritten Gang 120 km/h auf der Autobahn fahren würdest.
In meinen Yogakursen erlebe ich immer wieder Teilnehmer/innen, die sich schlagartig verkrampfen, wenn sie glauben, sich „auf Knopfdruck“ entspannen zu müssen. Bewusste Langsamkeit oder Bewegungslosigkeit KANN zur Entspannung führen – oder aber zum genauen Gegenteil. Zu einem guten Teil ist das auch eine Typfrage: Manche von uns sind Bewegungstypen, sie brauchen Dynamik und Aktivität, um sich wohl zu fühlen. Zu langes Nichtstun oder zu viel Langsamkeit sind für sie Stressfaktoren. Nicht umsonst ist Boreout die kleine Schwester des Bornouts!
Viel zu tun erzeugt keinen Stress. Viele Dinge auf einmal zu tun schon.
Du musst nicht in einer Höhle im Himalaya meditieren, um entspannt zu sein. Auch nicht im Lotussitz auf einem Bootssteg sitzen oder in warmem Öl badend auf dem Massagetisch liegen. Du kannst aktiv, dynamisch, produktiv und SCHNELL sein – und gleichzeitig völlig gelassen und präsent.
Und so funktioniert’s:
1) Bewusst schnell sein.
Es eilig zu haben bedeutet nicht, hetzen zu müssen. Geh schnell – aber sei bewusst dabei. Lenke deine Aufmerksamkeit auf deine Schritte, spür, wie deine Muskeln arbeiten, wie dein Herz schneller zu schlagen beginnt – und atme. Indem du deinen Atem tief und intensiv werden lässt, verbesserst du nicht nur die Sauerstoffversorgung in deinem Körper, sondern signalisierst auch deinem Geist: Alles im grünen Bereich, kein Grund zur Panik!
2) Nur das eine.
Eines meiner Lieblingsmantren im Alltag, so banal wie genial: „Eins nach dem anderen.“ Nichts erzeugt mehr Stress, als in Gedanken schon bei der nächsten Aufgabe zu sein, während man die eine noch nicht zu Ende gebracht hat. Bring dich konsequent zurück in die Gegenwart, wenn du merkst, dass dein Geist nicht bei dem ist, was dein Körper gerade tut. Lass dich nicht ablenken. Halte immer Notizblock und Stift bereit, egal ob du am Schreibtisch sitzt oder unterwegs bist, um Wichtiges sofort notieren zu können. Hast du es aufgeschrieben, brauchst du dir keine Sorgen mehr zu machen, es zu vergessen, und kannst es geistig loslassen. Ich persönlich verwende dazu übrigens die Sprach-Memo-Funktion auf meinem Smartphone – damit die vielen herumliegenden Notizzettel und Post-its nicht unnötig viel Aufmerksamkeit brauchen.
3) Und dann das nächste.
Beende eine Aufgabe, bevor du mit der nächsten beginnst, am besten mit einem kleinen Ritual. Schließe zum Beispiel die Datei oder das Computerprogramm, mit denen du gerade gearbeitet hast, bevor du etwas Neues öffnest. Klopf dir – zumindest innerlich – auf die Schulter, als Belohnung für die getane Arbeit, oder sag ein lautes „Geschafft!“ Strecke oder räkle dich zwischen zwei Aufgaben, oder reib energisch deine Hände aneinander, bevor du zur nächsten Tat schreitest. Atme tief ein und geräuschvoll aus. Egal, was du als Nächstes tust – richte zuerst deinen Körper aus, bring ihn in eine angenehme Haltung oder Bewegung.Wohlspannung heißt das Zauberwort: In diesem Zustand zwischen Anspannung und Loslassen sind wir leistungsbereit und dynamisch, und gleichzeitig gelassen und geschmeidig.
Übrigens: In Wirklichkeit ist es zweitrangig, ob du schnell oder langsam gehst. „Wohin du auch gehst, geh mit deinem ganzen Herzen.“ Da sind Konfuzius und ich uns einig.
Foto: © Jeanette Dietl – Fotolia.com
Big, wild love
Laya
PS: Kennst du schon den Persönlichkeits-Test „Was blockiert dich?“ Er hilft dir, herauszufinden, was dich blockiert, und wie du mithilfe der Psychologie der Chakras deine Blockaden lösen kannst!
danke für den super Beitrag! Ich genieße es immer, eure mails zu lesen – bin ganz einer Meinung, aber im Alltag vergess ich das all zu schnell wieder 😉
ganz liebe Grüße,
Iris
schöner Artikel. spricht mir aus der seele. grüße ina
hallo laya,
ja du hast absolut recht: solang der kopf bzw. alle verbindungen in mir klar sind, kann ich auch sehr schnell sein. ist ein richtiger flow dann.
danke auch besonders für den letzten satz. wohin auch immer, mit ganzem herzen. das ist wunderbar.
hg jai