Vielen Dank an Gela Löhr von lemondays.de für die Einladung zur Blogparade „Weibliche Lust ab 40: sexy, wild & sinnlich! Oder etwa nicht?„! Schau vorbei, dort gibt es jede Menge tolle Beiträge zu diesem spannenden Thema!
Seit ich 40 bin, habe ich täglich wild-ekstatischen Sex. Inklusive multipler Orgasmen, versteht sich. Ich bekomme ständig einschlägige Angebote von attraktiven Männern jeden Alters. Meine Libido ist stärker als je zuvor. Leider ist das alles gelogen ?
Ich habe weder täglich Sex noch wilden. Aber ich habe Gourmet-Sex. Und der ist mir heilig.
Stell dir vor, du gehst in ein wunderschönes Restaurant. Das Licht ist gedämpft und sinnlich, Kerzen stehen auf dem Tisch, der Champagner prickelt, und in deinem Kleid fühlst du dich unglaublich sexy. Deine Begleitung ist die beste, die du dir vorstellen kannst: Dein Partner ist aufmerksam, hat genau so viel Lust auf sinnlichen Genuss wie du, er erkennt die Königin in dir, und eure Gespräche sind witzig, anregend und inspirierend. Die Speisen, die euch serviert werden, sind perfekt aufeinander abgestimmt, die Gewürze duften herrlich, jeder Bissen schmeckt himmlisch, und nach dem Essen fühlt ihr euch genährt, erfüllt, zufrieden, einander innig zugewandt und aufgetankt.
Genau so mag ich Sex heute, mit 45. Gaaaaanz viel Zeit. Sinnlicher Hochgenuss. Intimität auf allen Ebenen. Das Gegenteil von Fast Food – echte Seelennahrung statt schneller Blutzucker-Kick.
Vielleicht liegt es daran, dass in der Lebensmitte die Endlichkeit mehr ins Bewusstsein rückt – ich jedenfalls bin wählerischer geworden. Das gilt für Lebensmittel, Kleidungsstücke, Urlaube, Kosmetika, Freundschaften, Business-Ideen … und Sex.
Vielleicht liegt es auch daran, dass frau sich ab einem gewissen Alter selbst genügt. Alles andere ist ein willkommenes Sahnehäubchen – und bekommt nur dann Raum und Zeit, wenn es richtig, richtig gut ist.
„Ein Mann ist wie die Kirsche auf dem Kuchen.
Aber ich bin der Kuchen, und der ist auch ohne Kirsche gut.“
~ Halle Berry
Aber was ist denn nun richtig, richtig guter Sex für Fem40+?
Fünf Vorschläge:
# 1 Es. Geht. Um. Mich. Endlich!
Wie war das früher nochmal? Ist mein Bauch flach und sind meine Brüste straff genug, bin ich ausreichend sexy und verführerisch, was muss ich tun, damit ER wirklich grandiosen Sex mit mir hat, welche Stellung macht ihn so richtig geil, und in welcher kommt die Cellulite am wenigsten zum Vorschein? Dahinter die immerselben bangen Fragen: Bin ich gut und schön genug, und werden SEINE Bedürfnisse erfüllt?
All diese Fragen haben sich in Luft aufgelöst. Jetzt geht es endlich um MICH. Um MEINE Lust. Und – natürlich – um eine tiefe Verbindung zu meinem Partner. Aber die entsteht garantiert nicht, während ich über die Dellen in meinem Po nachdenke. Übrigens: Für wirklich begabte und erfahrene Liebhaber ist die offen gezeigte Lust der Partnerin das Erregendste, das es gibt. Es gibt also absolut keinen Grund, den eigenen Genuss nicht an die erste Stelle zu stellen!
# 2 Tantra, Polyamorie & Co – und was ist MEIN Weg?
Tantra-Seminare, Polyamorie-Stammtische, Sexualchakra-Yoga, Tao, tonnenweise Bücher über Sex als spirituelle Praxis … ich habe einiges ausprobiert und mir einiges an Wissen angeeignet in den letzten Jahren.
Das alles war neu, aufregend, und spannend – und hat mich am Ende doch wieder ratlos zurückgelassen. Klar, es ist befreiend, sich von traditionellen Erwartungen, Beziehungsformen und Rollenbildern zu lösen. Aber sie durch neue – wenn auch exotischere – Ideologien und Modelle zu ersetzen, macht keinen Sinn. Es ist wunderbar, sich auf Erfahrungen einzulassen und immer wieder Neues auszuprobieren, aber am Ende muss frau dann doch selbst herausfinden, was sie im Moment will und braucht (*) – und mit wem. Das ist ein sehr anspruchsvoller Weg, der viel Achtsamkeit und Bewusstheit erfordert – aber auch ein sehr schöner und überraschender.
(*) Wie Naomi Wolf in ihrem empfehlenswerten Buch Vagina: Eine Geschichte der Weiblichkeit erklärt, ist jede Frau anders „verdrahtet“, d.h. die Nervenverbindungen zwischen Genital und Gehirn können von Frau zu Frau komplett unterschiedlich sein.
# 3 Reden ist das neue sexy
Eigentlich hatte ich mir das ja immer schon gewünscht – mit meinem Partner ganz viel über Lust und Unlust, Wünsche und Ängste, sexuelle Vorlieben und Abneigungen zu sprechen, ihn ganz intim kennenzulernen mit seinen geheimen Fantasien und Neigungen – und ihm die meinen zu offenbaren.
Aber welcher Mann will schon über Sex REDEN, statt Sex zu HABEN? Das dachte ich früher. Doch oooh ja, es gibt sie, die Männer, mit denen das möglich ist. Ich habe einen solchen an meiner Seite.
Aber Achtung! Solche Gespräche sind nicht immer einfach. Oft führen sie uns an tiefe Ängste, alte Verletzungen und seelische Schmerzen heran. Doch wenn wir uns mit all dem zeigen und uns dem anderen zumuten, dann ist das so unglaublich nährend und verbindend, dann schafft das so unendlich viel Sicherheit und Vertrauen, dass das Liebesleben dadurch noch viel aufregender und inniger wird. Oxytocin pur, sage ich nur. Ein Partner, mit dem ein solcher intimer Sextalk nicht möglich ist, wäre für mich heute ein absolutes No-go.
„Das beste Aphrodisiakum für Frauen sind Worte. Der G-Punkt liegt in den Ohren.
Jemand, der da unten danach sucht, verschwendet seine Zeit.“
~ Isabel Allende
# 4 Liebe im Kopfstand?
Ich bin Yogalehrerin (unter anderem). Theoretisch könnte ich beim Sex zehn Minuten auf dem Kopf oder im Schulterstand stehen. Oder meine Beine um meine Ellbogen schlingen (naja, fast ? ).
Aber mit dem Älterwerden hat sich meine Lust auf Sex-Akrobatik nach und nach verabschiedet. „Tiefer, länger, langsamer“ sind die neuen Stichworte – meinen Hunger auf Exzentrik und Abwechslung habe ich in jüngeren Jahren ausreichend gestillt.
Apropos Yoga: Da ist es ganz ähnlich. Ich muss nicht mehr jedes extravagante Asana und jede Meditationsmethode ausprobieren. Mit dem, was ich für gut und stimmig befunden habe, gehe ich in die Tiefe – beim Yoga wie beim Sex.
Aber wer weiß, vielleicht meldet sich die Lust am Experimentieren irgendwann wieder! Die Entfaltung meiner sexuellen Identität hat mich schon so oft überrascht, dass ich dem Leben diesbezüglich noch einiges zutraue …
# 5 Eros … und alle Ebenen
„Sex ohne Eros ist ein Kontakt zweier Hautbesitzer.“
~ Marguerite Duras
Ich gehe noch einen Schritt weiter: Sex ohne Eros ist ein Gräuel – genauso wie Sex ohne Seele und Herz.
Wenn beim Sex nicht ALLE Ebenen angesprochen werden – die körperliche, die emotionale, die seelische und die spirituelle – dann gehe ich lieber mit einem flauschigen Pyjama und einem guten Buch ins Bett als mit einem Mann.
Emotionale Anspannungen können sich lösen, und sogar alte emotionale Wunden können durch achtsame, langsame, zärtliche Sexualität heilen. Erlebnisse von Eins-Sein, universellem Frieden und Ekstase stellen sich ein. Intime Begegnungen der besonderen Art werden möglich. Das Nervensystem wird ausgeglichen, der Kreativität wird Flügel verliehen. Ja, sooo viel Potenzial hat Sex! Warum sich mit weniger zufrieden geben?
Ganz ehrlich …
Die rush hour meines Frauen-Lebens ist noch nicht zu Ende. Beruflich wie familiär ist mein Alltag mehr als intensiv. Oft falle ich abends nur noch ins Bett. Oft will ich einfach nur lachen und plaudern, statt stundenlang im Liebesspiel zu versinken. Oft ist mir tatsächlich mehr nach E-Reader, Wärmflasche und Kuscheldecke (oder nach Prosecco und Schokokuchen mit Freundinnen) als nach Mann.
Aber ins Gourmet-Restaurant geht frau ja auch nicht jeden Tag. Dafür genießt sie es dann umso mehr – und fühlt sich danach auf allen Ebenen nachhaltig genährt und erfüllt.
Übrigens: Tolle Tipps, wie DEIN Liebesleben wieder so richtig Mmmmhhhh wird, bekommst du in diesem Interview mit Gabriela Anna Mann!
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Mein Beitrag ist der vierte dieser Blogparade. Die ersten drei Beiträge findest du auf wache-weiblichkeit.de, mutiges-herz.de und yogareich.de. Morgen geht’s auf amatabayerl.de weiter!
Big, wild, love
Laya
Wunderbar?danke für diesen tollen Beitrag. Offen und ehrlich. Großartig liebe Grüsse Sunita
Danke, liebe Sunitag!