„3 somatische Übungen, um den Rest des Jahres zu überleben“, lese ich auf Instagram.
„Wie du gelassen bleibst, wenn der Planet in Flammen steht“, höre ich in einem Podcast.
„In der Welt geht es gerade dunkel zu“, sagt ein Freund.
Und ich denke:
Leute! Ist euch klar, was ihr da macht?
Es gibt immer ein „Und“.
Ja, in manchen Ecken ist es gerade dunkel. Ja, Teile der Welt stehen in Flammen. Ja, manche Menschen kämpfen wirklich ums Überleben.
UND:
In vielen Teilen der Welt ist es sehr hell. Viele Teile stehen nicht in Flammen, sondern in ihrer Blüte. Viele Menschen kämpfen nicht ums Überleben, sondern florieren.
Ich leugne nicht, dass es beunruhigende Entwicklungen auf unserem Planeten gibt.
Ich schlage nicht vor, eine rosarote Brille aufzusetzen.
Aber ich stehe dafür ein, die dunkle Katastrophen-Brille abzusetzen, das Generalisieren zu lassen und das UND zu sehen.
Und ich plädiere vehement dafür, die Macht der Worte für uns zu nutzen statt gegen uns.
Dafür ist dein Gehirn nicht gemacht.
Ein Attentat in einer Schule. Klimakrise. Kriegsgebiete.
Du hörst die News, du liest die Zeitung – und dein Körper reagiert auf Schlagzeilen wie auf reale Gefahr:
👉 Dein Cortisol-Level steigt
👉 Deine Amygdala wird aktiviert
👉 Deine Muskeln verspannen sich
👉 Dein Schlaf leidet
👉 Deine Verdauung verlangsamt sich, weil das Nervensystem auf Überlebens-Modus stellt
Eine große Studie zeigte sogar, dass es stärkeren Akut-Stress auslösen kann, stundenlang Katastrophen-News zu verfolgen, als selbst von der Katastrophe betroffen zu sein. (Holman et al, 2014, 2015)
Studien haben auch gezeigt, dass reduzierter Nachrichten-Konsum den Cortisol-Level deutlich senkt, den Schlaf verbessert und mentale Klarheit fördert.
Dein Gehirn und dein Nervensystem sind nicht dafür gemacht, ununterbrochen Krisenmeldungen zu verarbeiten.
Zuversicht ist keine Naivität – sondern neuronale Intelligenz.
Und es ist keine Ignoranz, sondern ein Zeichen von Selbstfürsorge und Verantwortung, dich und dein Gehirn zu schützen.
Denn niemand hat etwas davon, wenn du an einen dunklen Ort gehst, obwohl es in deiner unmittelbaren Umgebung eigentlich ganz hell ist.
7 Dinge, die du sofort tun kannst, um aus dem „Krisen-Skript“ auszusteigen
1️⃣ Reduziere deinen Nachrichten-Konsum auf ein Minimum.
Bleib informiert, aber beschränke dich auf wenige, vertrauenswürdige Medien und auf wenige Minuten pro Tag.
2️⃣ Konzentriere dich auf das, was in deinem unmittelbaren Umfeld geschieht.
Oft findest du hier viele Beispiele von großer Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft.
3️⃣ Achte auf deine Sprache
Vermeide Generalisierungen und Katastrophisierungen, und ersetze Ausdrücke wie „Krise“ oder „in Flammen“ durch ausgewogenere Formulierungen.
4️⃣ Lass dich nicht anstecken
Verlasse sofort Gespräche, in denen schwarzgemalt wird, oder lenke die Unterhaltung auf etwas anderes.
5️⃣ Fokussiere dich auf das, was du kontrollieren kannst …
… und das ist vor allem dein Mind. Deine Gedanken. Deine Gefühle. Deine Interpretationen.
6️⃣ Kenne deine Lebensaufgabe
Wenn du das tust – und dieser Aufgabe folgst – wirst du dich wirksam fühlen. Du hast deinen Platz gefunden. Du weißt, was du beizutragen hast, und was nicht zu deiner Aufgabe gehört. Außerdem bist du viel zu beschäftigt – im besten Sinne! -, um ständig News zu konsumieren oder auf Social Media zu scrollen.
7️⃣ Schreib!
Schon simples expressives Schreiben kann deine Amygdala beruhigen und den präfrontalen Cortex aktivieren, deinen Cortisol-Level reduzieren und deine Herzfrequenzvariabilität steigern. Es fördert deine kognitive Kontrolle und deine emotionale Regulation, stärkt dein Immunsystem und fördert die Wundheilung.
Und hier sind 3 einfache und schnelle Deep Journaling Tools, die sogar noch effektiver sind als expressives Schreiben!
✍️ 3 x 2 Minuten Sprint:
Deinen ersten Sprint beginnst du mit „Ich weiß sicher, dass …“
Den zweiten mit „Ich glaube daran, dass …“
Den dritten mit „Ich bin überzeugt davon, dass …“
Kreiere dann dein „Poetic Empowerment“:
1. Zeile: Ich weiß …
2. Zeile: Ich glaube …
3. Zeile: Ich bin überzeugt …
4. Zeile: intuitiv
✍️ 3 x Menschlichkeit:
Notiere am Abend drei Dinge, in denen sich Schönheit, Würde und Freundlichkeit im menschlichen Miteinander gezeigt haben: Eine mitfühlende Geste, die du beobachtet hast, ein hilfsbereites Verhalten, ein aufmunterndes Lächeln, …
✍️ Warte nicht auf andere
„Wenn ein Mensch sich selbst verändert, verändert er die Welt um sich.
Wir müssen nicht darauf warten, was andere tun.“
Das sagte Mahatma Gandhi.
- Wer willst du sein in dieser Welt?
- Was willst du beitragen?
- Welche Haltung wirst du verkörpern – jetzt umso mehr?
Schreib darüber.
Sei ansteckend!
Angst ist ansteckend.
Zuversicht auch.
Freude, Schönheit und Humor zu kultivieren ist kein Luxus – sondern gerade in Zeiten in diesen ein Akt der Selbstermächtigung und der Menschlichkeit.
Dass zum Mensch-Sein beides gehört – das Helle und das Dunkle – liegt in seiner Natur.
Was davon du nährst, ist deine Entscheidung.
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