Kennst du das? Es gibt Dinge, von denen du weißt, dass sie dir gut tun würden. Yoga zum Beispiel. Laufen gehen. Langsamer essen. Meditieren. Und so weiter. Aber dir fehlen die Zeit und das Durchhaltevermögen, und du hast das Gefühl, wenn du es nicht RICHTIG machst, brauchst du erst gar nicht damit anzufangen.
Aber genau darin liegt der Denkfehler. Denn es geht gar nicht darum, viermal die Woche eine Stunde laufen zu gehen, jeden Tag morgens und abends eine halbe Stunde zu meditieren, und bei jeder Mahlzeit stundenlang langsam vor sich hin zu kauen (wir haben ja schließlich auch noch andere sinnvolle Dinge zu tun, nicht wahr?) Nein. Es geht um kleine, einfache, aber sehr effektive Gewohnheiten. Solche, die deine Lebensqualität entscheidend verbessern, ohne viel Zeit zu kosten. Es geht darum, sie zur Selbstverständlichkeit werden zu lassen. Und es geht darum, MOMENTUM aufzubauen.
Meistens läuft es ja so ab: Wir wollen etwas in unserem Leben verändern. Voller Elan nehmen wir uns vor, ab jetzt dreimal die Woche eine Stunde laufen zu gehen. In der ersten Woche ist die Motivation noch groß, wir schnüren unsere Laufschuhe und setzen uns in Bewegung, auch wenn’s draußen stürmt oder schneit.
In der zweiten Woche kommt uns ein Zahnarzttermin dazwischen oder ein krankes Kind oder einfach nur der innere Schweinehund. Wir lassen einmal Laufen aus. Und dann vielleicht noch ein zweites Mal, weil wir unser Ziel sowieso schon verfehlt haben, also ist es jetzt schon egal. Was lernt unser Gehirn daraus? Dass es nur ganz oder gar nicht gibt. Und dass wir versagt haben. Genau hier kommt „Nur ganz kurz“ ins Spiel.
Ich zum Beispiel habe nicht jeden Tag supergroße Lust, Yoga zu machen. Aber ich motiviere mich damit, dass es ausreicht, „nur ganz kurz“ die Matte auszurollen. Ein, zwei Sonnengrüße, das reicht für heute. In den allermeisten Fällen kommt die Lust am bewussten Atmen, an der Bewegung, am Spüren und am Körperglück durch’s Tun, und aus meiner Yogapraxis werden weit mehr als die ein, zwei Sonnengrüße, die ich mir vorgenommen habe.
Und wenn nicht? Egal. Ich habe Yoga gemacht. Die Belohnungszentren in meinem Gehirn werden aktiviert. Lust statt Frust. Stolz statt Scham. Und ich bin motiviert fürs nächste Mal.
Das gleiche beim Laufen. Statt zu denken: „Es ist schon viel zu spät, draußen wird es schon dunkel, eine Stunde geht sich nicht mehr aus, müde und hungrig bin ich auch schon“, verführe ich mich mit „Nur ganz kurz“, die Laufschuhe doch noch anzuziehen. Meistens werden aus den 15 Minuten, die ich mir vorgenommen habe, dann doch etwas mehr.
Und wenn nicht? Egal. Es geht darum, überhaupt etwas zu tun – wie wenig es an diesem Tag auch gewesen sein mag.
Es geht um den Moment der Überwindung. Du hast die Trägheit hinter dir gelassen – Triumph! Und Futter für dein Belohnungszentrum. Lust- statt Frustspirale.
Du musst nicht deine ganze Mahlzeit superlangsam kauen. Einige dich mit deinem Schweinehund auf die ersten drei Bissen (vielleicht hast du dann sogar noch Lust auf einen vierten oder fünften).
Du musst nicht jeden Tag eine halbe Stunde Yoga machen. Einige dich mit deinem Schweinehund auf mindestens fünfmal die Woche mindestens drei Sonnengrüße (und vielleicht hast du dann sogar noch Lust auf ein, zwei zusätzliche Asanas oder eine Atemübung).
Du musst nicht jeden Tag stundenlang meditieren. Einige dich mit deinem Schweinehund auf drei Minuten morgens und drei Minuten abends – oder auf eine Minute Atembeobachtung in deiner Mittagspause (vielleicht bekommst du dadurch sogar Lust, am Wochenende mal ein wenig länger auf dem Kissen zu sitzen).
Auf diese Weise trainierst du dein Gehirn, dein Motivations- und Belohnungszentrum. Du etablierst neue neuronale Verbindungen, baust MOMENTUM auf, und nach und nach verfestigen sich die guten Gewohnheiten.
Und der innere Schweinehund? Trabt brav an der Leine neben dir her.
{Noch eine geniale Strategie, um den inneren Schweinehund zu zähmen: Such dir einen Buddy – Mach’s mit M.!}
Wie einer meiner Lehrer zu sagen pflegte:Die beste Motivation reicht der Gewohnheit nur bis ans Knie.Es genügt, wenn deine Motivation für „nur ganz kurz“ ausreicht. Den Rest erledigt die Macht der Gewohnheit. Nutze sie für dich, statt dich von ihr benutzen zu lassen!