Was erlaubst du dir?

Ich laufe die Straße entlang, dann durch die Unterführung, schließlich bin ich im Park angelangt. Meine Laufschuhe setzen einen Schritt vor den anderen – es geht ganz mühelos, fast wie von selbst. Manchmal muss ich stehenbleiben und vor Ergriffenheit schluchzen. Oder einen Luftsprung machen und lauthals jubeln vor Freude.

Seit kurzem gestatte ich mir nämlich, beim Laufen Podcast zu hören – im Moment am liebsten Magic Lessons von Elizabeth Gilbert.

Früher wäre das für mich nicht gegangen. Früher hatte ich nämlich das Konzept im Kopf, dass ich beim Laufen nur laufen darf und sonst nichts. Schließlich praktiziere ich Achtsamkeit. Schließlich ist Laufen Meditation. Schließlich habe ich dem Multitasking abgeschworen.

Insgeheim habe ich mich sogar lustig gemacht über jene Menschen, die mit Stöpseln in den Ohren durch die Landschaft hirschen und sich mit Musik ablenken, statt dem Geräusch ihrer Schritte zu lauschen, sich auf ihren Atem zu konzentrieren oder die Schönheit der Natur zu genießen.

Irgendwann hatte ich dann aber die Nase voll von meinen Konzepten und hab mir selbst Stöpsel in die Ohren gesteckt. Und siehe da – Laufen macht viel mehr Spaß  und ist viel müheloser geworden!

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Vor einigen Jahren habe ich mein erstes eigenes Büro angemietet. Darin stand neben dem Schreibtisch auch ein Sofa. Aber es hat lange gedauert, bis ich mir erlaubt habe, hin und wieder ein Nickerchen zu machen – mitten am Tag! – oder am Sofa zu arbeiten statt am Schreibtisch.

An sonnigen Tagen verlegen meine Geschäftspartnerin und ich unseren Jour fixe auf die Terrasse eines nahe gelegenen Cafés. Wir schlürfen Latte Macchiato und sind ungeheuer produktiv. Wirklich! Dann beglückwünschen wir uns gegenseitig, dass wir so tolle Arbeitgeberinnen haben – uns selbst nämlich – und gleichzeitig fühlt es sich ein wenig verboten an. Darf Arbeit wirklich so lustvoll sein? Dürfen wir uns das wirklich erlauben – einfach so?

Erlauben ist das Stichwort. 

Es gibt nämlich längst keine strengen Eltern, LehrerInnen und PädagogInnen mehr, die uns über die Schulter schauen, uns kritisieren oder etwas verbieten wollen.

Die Schranken sind dort, wo sie fast immer sind: zwischen unseren eigenen Ohren.

Und weil diese Schranken unsere eigene Erfindung sind, können wir sie auch selbst wegzaubern. Und uns Dinge erlauben, die uns Spaß machen und das Leben erleichtern.

Auch wenn andere sich diese Dinge nicht erlauben.

Auch wenn unsere Mütter/Großeltern/Schwestern/Onkel/Lehrer/Chefs die Nase rümpfen würden, wenn sie davon wüssten.

Auch wenn es sich am Anfang seltsam und irgendwie unanständig anfühlt.

An die Freiheit muss man sich erst gewöhnen. Und das geht nicht von heute auf morgen.

Die Erlaubnis zu einem freien und freudvollen Leben, das ganz dir entspricht, kannst du dir nur selbst geben. Und natürlich hat die Freiheit auch ihren Preis.

Denn erstens musst du selbst Verantwortung übernehmen, und zweitens musst du bereit sein auszuhalten, dass anderen nicht gefällt, was du tust. Vielleicht ziehst du sogar den Neid anderer auf dich, wenn du dir gestattest, dein Leben nach deinen eigenen Vorstellungen zu gestalten.

Bist du bereit, in die Freiheit hineinzuwachsen, die das Leben dir geschenkt hat? Bist du bereit, den Preis dafür zu zahlen?

Was könntest du dir heute noch erlauben, das deinen Tag lustvoller und leichter machen würde?

Und warum tust du’s nicht einfach?

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