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So befreist du dich von Schuldgefühlen 

 Mai 14, 2020

„Was mache ich, wenn ich mich auf meine beruflichen Ziele konzentrieren möchte, aber das Gefühl habe, für meine Familie da sein zu müssen?“ Diese Frage hat mir kürzlich eine Webinar-Teilnehmerin gestellt.

Und ich kann sie so gut verstehen.

Die Idee, für andere da sein und die eigenen Ziele ans Ende der Prioritätenliste setzen zu müssen, hat sehr viel mit Schuldgefühlen zu tun.

„Release your guilt, release your guilt, release your guilt“ – das war jahrelang eines meiner wichtigsten Mantras.

Schuldgefühle sind Gift. Gift für unsere Beziehungen. Gift für unsere Lebensfreude. Gift für unsere Kreativität und Sexualität.

Warum?

 

Schuldgefühle sind Gift für unsere Beziehungen

Wenn wir uns schuldig fühlen – oder das Gefühl haben, jemandem etwas schuldig zu sein -, tun wir Dinge, die wir eigentlich (!) nicht tun wollen.

Wir sagen Ja, obwohl wir Nein sagen wollen. Wir verbiegen uns, schultern Lasten, die zu schwer für uns sind, übernehmen Verantwortung, die nicht die unsere ist. Wir sind nicht frei, ungekünstelt und spontan, sondern alles ist irgendwie verkrampft – und der Schuld geschuldet, nicht dem natürlich-freien Fließen von Geben und Nehmen.

Ein Beispiel.

Eine Coachingklientin trifft sich regelmäßig mit einer Runde von Freundinnen, obwohl ihr diese Treffen längst keinen Spaß mehr machen. Sie rauben ihr Energie, statt sie zu inspirieren und zu nähren. Die junge Frau hat diese Freundschaften überreift, aber sie schafft es einfach nicht, sie loszulassen.

Was blockiert sie? Warum stellt sie nicht ihre eigene Wahrheit in den Vordergrund, warum vergeudet sie Lebenszeit und Lebensenergie?

Wie sich herausstellt, hatte die Runde früher ein weiteres Mitglied – eine der Freundinnen war vor einigen Jahren gestorben.

Und alle haben das Gefühl, es der verstorbenen Freundin schuldig zu sein, den Freundeskreis am Leben zu halten, obwohl sie sich längst auseinanderentwickelt haben.

Im Coaching nimmt die junge Frau nun Kontakt zur Seele dieser Freundin auf und erkennt, dass diese niemals von ihr erwarten würde, dass sie die alten Freundschaften weiterführt, obwohl sie für sie nicht mehr stimmig sind. Sie findet einen Weg, diese in Dankbarkeit zu beenden – und ganz viel Lebensenergie, die zuvor gebunden war, wird frei.

 

Schuldgefühle sind Gift für unsere Lebensfreude

Leiden wir unter Schuldgefühlen, dann glauben wir, dass uns die Freuden des Lebens nicht zustehen.

Als Journalistin (damals, vor langer Zeit) habe ich einmal eine große Geschichte über eineiige Zwillinge geschrieben. Die Zwillinge, die ich interviewt habe, erzählten mir, dass sie oft das Gefühl hätten, sie würden ihrem Geschwister etwas wegnehmen, wenn es ihnen gut geht. So als sei nie genug Glück für beide da.

Auch Menschen, die Geschwister verloren haben, leiden oft unter unbewussten Schuldgefühlen – ich weiß, wovon ich spreche. Obwohl mein ältester Bruder starb, bevor ich auf die Welt kam, habe ich die Auswirkungen davon gespürt. Warum darf ICH leben, und er nicht? Wenn ich schon lebe, obwohl er sterben musste, dann sollte es mir zumindest nicht ZU gut gehen …

Diese subtilen Mechanismen waren mir lange nicht bewusst. Erst, als ich als junge Mutter übertriebene Ängste um mein Baby entwickelte und meine ersten Familienaufstellungen machte, habe ich verstanden. Ach so. Ich fühle mich schuldig fürs Überleben (so ähnlich wie Menschen mit Survivor-Guilt-Syndrom). Und ich habe Angst, dass mir als Strafe dafür mein Kind genommen wird, so wie meiner Mutter ihr Erstgeborener genommen wurde.

So weit, so bääääh. Aber als wären derlei Lebensfreude-Killer nicht schlimm genug, gibt es da auch noch die Sache mit der ererbten Schuld.

Viele von uns sind in einem Kulturkreis aufgewachsen, in dem es der Legende nach zur Vertreibung aus dem Paradies führt, wenn frau knackige Äpfel vom Baum pflückt, die doch offensichtlich zum Pflücken da sind. Die süßesten Früchte baumeln vor unserer Nase – aber wehe, wir greifen danach! Durch meine Schuld, durch meine Schuld, durch meine große Schuld – wie oft hast du das gehört?

Und hast du vielleicht in deiner kindlichen Unschuld (!) den Schluss gezogen, der dürre Mann am Kreuz blute sich wegen DIR die Seele aus dem Leib?

Ich mag mich täuschen, aber ich habe den Verdacht, dass das einer der Gründe dafür sein könnte, dass wir uns schuldig fühlen,  wenn wir mal keinen Chia-Pudding mit Mandelmilch essen, sondern Sahne-Pudding mit Schokosauce, wenn wir ein  Buch lesen, statt die Fenster zu putzen, und wenn wir mal keine Lust haben, ein GUTER Mensch zu sein und stattdessen lieber ein ECHTER Mensch sind.

 

Schuldgefühle sind Gift für unsere Sexualität und unsere Kreativität

Eng verwandt mit der Erbsünde ist unsere kollektive Blockade im zweiten Chakra, das die sinnlichen Genüsse beherbergt, unsere Sexualität und die Lust am Kreieren. Tabuisiert und gleichzeitig mit völlig realitätsfernen Ansprüchen überfrachtet, ist Sexualität etwas, das für viele Frauen zutiefst mit Schuldgefühlen verbunden ist. Haben wir Lust auf Sex, fühlen wir uns schuldig. Haben wir keine Lust auf Sex, fühlen wir uns schuldig. Haben wir manchmal Lust auf Sex und ein andermal nicht, fühlen wir uns schuldig (denn wir sollten doch bitte wenigstens in diesem Punkt einigermaßen berechenbar sein).

So können die sexuellen Energien nicht fließen, und damit auch keine kreativen Kräfte wirken. Denn ohne Erlaubnis zum zweckbefreiten Tun und ohne Mut zur Unberechenbarkeit funktioniert Kreativität einfach nicht.

Das Wort, das mir dazu einfällt, ist „saftig“. Vielleicht kann das Leben nicht immer saftig wie eine reife Mango sein, aber wenn Schuldgefühle es chronisch in eine ausgelutschte Zitrone verwandeln, dann ist es bestimmt nicht weit her mit Sinnlichkeit und kreativem Flow!

 

So befreist du dich von Schuldgefühlen:

 

# 1 Achte auf dein „Sollte“

Ich sollte immer alles im Griff haben.

Ich sollte zum Kindergeburtstag sieben Torten backen, die anderen Mütter machen das auch so.

Ich sollte Tante Berta besuchen.

Matthew McKay und Patrick Fanning (zitiert nach Rita A. Schulte) empfehlen, jede Sollte-Aussage zu hinterfragen:

* Ist diese Aussage flexibel? Erlaubt sie Ausnahmen?

* Beruht sie auf deinen eigenen Erfahrungen oder hast du sie von jemand anderem übernommen?

* Hilft dir diese Aussage, deine Ziele zu erreichen, deine Probleme zu lösen und deine Bedürfnisse zu erfüllen?

Wenn dein „Sollte“ diese Kriterien erfüllt, kannst du es ruhig beibehalten. {Eine meiner Schreibschwestern hat dazu die schöne Phrase „Das Sollen wollen“ geprägt.}

Bei allen anderen „Solltes“ solltest (!) du eventuell in Erwägung zu ziehen, sie aus deinem Gedanken-Repertoire zu streichen.

Verweigere dich „verantwortlich“ zu sein.
Tue es aus Liebe.
~  Joseph Beuys

 

# 2 Vergib dir ALLES

Es ist mir unendlich schwer gefallen, mir zu vergeben, dass ich nicht die Mutter war, die ich gerne gewesen wäre, vor allem in den ersten Lebensjahren meines Sohnes. Ich war allein. Ich wusste nicht, wie man um Hilfe bittet. Meinen seelischen Hunger versuchte ich mit Ess-Anfällen zu stillen. Ich hatte Schlafstörungen. Ich war traumatisiert von der Geburt. Ich habe meinem Sohn Impfungen verpassen lassen, die ich heute keinem Kind mehr zumuten würde. Ich war ungeduldig. Ich habe „Jedes Kind kann schlafen lernen“ gelesen und diese Methode ernsthaft ausprobiert (noch immer zieht sich mein Magen zusammen, wenn ich daran denke).

Und ich dachte, wenn ich mir DAS vergebe, dann bin ich kein ernsthafter Mensch. So leicht darf ich es mir nicht machen. Da könnte ja jeder ALLES tun – von den Müll nicht trennen bis Morden und Missbrauchen -, und mit ein wenig Vergebungs-Zauber wäre ALLES wieder gut.

Aber darin war ein Denkfehler versteckt – denn ich hatte Schuld mit Verantwortung verwechselt.

Dir selbst ALLES zu vergeben, befreit dich nicht von Verantwortung (siehe nächster Punkt) und macht auch nichts ungeschehen. Aber es befreit dich von deinen Schuldgefühlen.

{Empfehlung zur radikalen Selbst-Vergebung: Die Tipping-Methode}

 

# 3 Steh zu deiner Mit-Verantwortung

Statt dich schuldig zu fühlen kannst du zu deiner Mit-Verantwortung stehen. Das fühlt sich doch gleich viel erwachsener an, oder?

Ich übernehme Verantwortung dafür, dass mein Sohn nicht den Start ins Leben hatte, den ich ihm gewünscht hätte. Ich habe gelernt, mit dieser Verantwortung zu leben, und im Gegensatz zu Schuldgefühlen vergiftet sie meine Beziehung zu meinem Kind nicht. Ich weiß auch, dass ich die Verantwortung nicht alleine trage – und ich trage nur noch den Teil, der zu mir gehört.

 

# 4 Lass sie los, deine hohen Ansprüche!

Eine Freundin hat mir kürzlich von der Enttäuschung erzählt, die sie erlebt hat, als sie realisierte, dass sie niemals die perfekte Version ihrer selbst sein würde, die sie gerne wäre – egal, wie sehr sie sich auch anstrengt.

Unheimlich hohe Ansprüche an uns selbst zu haben führt unweigerlich zu Schuldgefühlen. Wieder nicht genug an mir gearbeitet. Wieder mein Programm nicht durchgezogen. Wieder nicht gut genug für mich selbst gesorgt.

Uns mit anderen zu vergleichen ist schon fies genug. Uns ständig an der Illusion einer perfekten Version unserer selbst zu messen, ist richtig gemein!

Ich persönlich habe gerne hohe Ansprüche an mich selbst, weil sie mich anspornen. Aber ich bin mir bewusst, dass diese Ansprüche nicht dazu da sind, sie zu erreichen, sondern um mich an ihnen zu orientieren.  Wenn du der Kompassnadel nach Süden folgst, willst du ja auch nicht unbedingt den Südpol erreichen. Wichtig ist nur, dass die Richtung stimmt

Das Wirkliche aber erweist sich am Ende immer als jeder Illusion überlegen.

Früher oder später wird es durchscheinen wie die Sonne durch den Nebel.

Das Leben, unser Lehrer, wird das besorgen.

~ David Steindl-Rast

 

# 5 Eat the damn apple, Eve!

Mit manchen Früchten verderben wir uns den Magen. Manche sind ziemlich bitter. Einige womöglich lebensgefährlich.

Aber wir werden nie wissen, wie süß das Leben schmecken kann, wenn wir nicht alle seine Früchte kosten. Oder doch zumindest einige davon.

Ich persönlich möchte den Apfel lieber vom Baum pflücken und herzhaft hineinbeißen, auch wenn es riskant ist und ich die Konsequenzen nicht abschätzen kann.

Denn was ist die Alternative? Ein Leben lang sehnsüchtig aus dem Augenwinkel auf den Baum zu schielen, bis der Apfel faulig wird und zur Erde plumpst?

Das Paradies ist nicht dort, wo alles gut ist, sondern dort, wo alles sein darf.

Here is the world.

Beautiful and terrible things will happen.

Don’t be afraid.

~ Frederick Buechner

 

Don’t be afraid, Eve. It’s just an apple.

Big, wild love

Laya

PS: Kennst du schon den kostenlosen Mini-Kurs „7 Tage Selbstliebe?“ Er hilft dir, zu verstehen, was Selbstliebe WIRKLICH ist – und wie du von Tag zu Tag liebevoller zu dir sein kannst!

  • ….ja, und, wenn wir uns nicht auf den Weg machen…..alles diese Schuld-und Schamgefühle, die wir in uns wahrhehmen, zu erforschen und umzuwandeln….dann blockieren sie uns weiterhin dabei, unser volles Potenzial zu entfalten…..

    Danke, liebe Laya, daß Du mit Deiner kompetenten Arbeit, mit all die tollen zusammengefaßten Tipps/Methoden und Deinem mutigen Vorbild so wertvolle Impulse in die Welt trägst….
    Danke, Namastè, om shanti – aus tiefstem Herzen für Dein unermüdliches Ermutigen
    Dagmar

  • Danke liebe Laya, Du sprichst mir aus der Seele……die kleine Heidrun in mir, wie hat sie manchmal mit sich selbst gehadert…..es tut so gut, Deine Worte zu lesen……

  • Liebe Laya, deine radikal ehrlichen Worte in diesem Artikel haben etwas tief Verborgenes in mir zum Schwingen gebracht, eine Ähnlichkeit in unseren jeweiligen biographischen Erlebnissen hat mich zu Tränen gerührt – es durfte ein Stück Schwere der geerbten Trauer und Angst sowie die dazugehörige Schuldthematik gesehen und verabschiedet werden. Puh…Von ganzem Herzen ein DANKEANKEDANKESCHÖN an dich und deine heilsame Seinsweise, alles Liebe, Alice

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