Arbeit, die glücklich macht

zufrieden und erfüllt arbeiten

„Einen schöneren Job als du kann man eigentlich nicht haben, oder?“

Über diese Frage einer Retreat-Teilnehmerinnen muss ich breit grinsen. Sie hat ja sowas von recht! Auch mir geht dieser Gedanke immer wieder durch den Kopf, während ich die Frauen beim Schreiben, Yogieren, Tanzen, Reden, Lachen und Genießen beobachte: „Welch geniale Arbeit habe ich mir kreiert!“

Und ich spüre: Ich bin genau zur richtigen Zeit mit genau den richtigen Menschen am genau richtigen Ort und mache genau die Arbeit, für die ich bestimmt bin.

Vielleicht denkst du jetzt: Na klar, die Laya hat es leicht. Sie ist selbstständig und frei, sie kann tun und lassen, was sie will, sie ist ihr eigener Boss, und niemand schafft ihr etwas an.

Ha! Wenn du wüsstest.

Meine Chefin war zu Beginn unserer Zusammenarbeit ganz schön stur, ignorant und diktatorisch, und ich habe Jahre gebraucht, um sie zu erziehen 😉

Tatsächlich hat sie mich Seminare halten lassen, bei denen ich Bilanzbuchhalter*innen etwas über Öffentlichkeitsarbeit erzählen sollte. Dann ließ sie mich knochentrockene Bildungsberichte schreiben, todlangweilige Sachbücher lektorieren, in den muffigsten Büroräumen für zwangsbeglückte Angestellte Yoga unterrichten, ebenso zwangsbeglückten Pädagog*innen etwas über Achtsamkeit erzählen und kichernden 15Jährigen die Kunst der Entspannung näherbringen.

Ganz zu schweigen davon, dass sie dachte, nur weil ich gut managen KANN würde ich es auch GERNE tun. Dabei habe ich ihr immer wieder erklärt, dass zu viel Managen der zarten Schmetterlingsseele der Poetin, die auch in mir wohnt, keine Luft zum Atmen lässt.

Mittlerweile hat besagte Chefin aber zum Glück erkannt, dass ich nur dann in meinem Job brillieren kann, wenn ich unter Bedingungen arbeite, die meinem Naturell entsprechen, mit den richtigen Menschen, an den richtigen Orten, im rechten Maß und zur rechten Zeit. Und vor allem: wenn ich den Großteil meiner Zeit in meiner zone of genius verbringe.

{Der Begriff „zone of genius“ geht auf Gay Hendricks und sein Buch The Big Leap zurück. Gemeint ist Arbeit, die sich nicht nach Arbeit anfühlt, weil sie unseren einzigartigen und natürlichsten Gaben entspricht. Arbeit, die Neues, Kreatives, Einzigartiges hervorbringt. Und Arbeit, die uns mit Flow-Erlebnissen beschenkt, bei denen wir voll und ganz im Tun aufgehen.}

Geld ist nicht Grund genug

„Unsere Auffassung von Arbeit ist völlig falsch“, so der Psychologe Barry Schwartz. Das sei auch der Grund dafür, dass viele Menschen gar nicht auf die Idee kommen, ihre Arbeit so zu gestalten, dass diese sie glücklich macht.

Leider hat sich spätestens seit Adam Smith und der industriellen Revolution in unseren Köpfen die Auffassung breitgemacht, dass Arbeit unangenehm sein und weh tun muss, denn sonst würden wir ja am Ende des Monats kein Schmerzensgeld dafür bekommen.

Umgekehrt haben manche Menschen das Gefühl, dass es irgendwie unmoralisch oder zumindest eine zu hohe Erwartung sei, mit Arbeit, die glücklich macht, auch noch gut zu verdienen.

Diese hartnäckige Überzeugung führt dazu, dass viele Menschen gar nicht erst versuchen, das, was sie glücklich macht, zu ihrem Beruf zu machen – oder dass es ihnen, falls sie es doch wagen, schwer fällt, Geld für etwas zu verlangen, das ihnen leicht fällt 🙂

Arbeit kann unglücklich, unzufrieden, resigniert, abgestumpft und auf lange Sicht sogar krank machen.

Sie kann uns aber auch glücklich, erfüllt und zufrieden machen – dann nämlich, wenn wir Sinn darin sehen. Wenn sie uns erlaubt, kreativ zu gestalten. Wenn sie mit Herausforderungen verbunden ist. Wenn wir uns mit ihr identifizieren können. Wenn wir sie zu „unserem eigenen“ machen. Und wenn sie uns mit Stolz erfüllt.

Job-Basteln für Anfänger und Fortgeschrittene

Am eigenen Job zu basteln, bis er diese Glücks-Kriterien erfüllt, ist keineswegs Selbstständigen und Unternehmer*innen vorbehalten. „Job Crafting“ heißt das Zauberwort –  sich den eigenen Job „zurechtschnitzen“ also.

Egal ob kleine oder große Veränderungen – Ziel ist, Gestaltungsspielräume zu nutzen, um den Job proaktiv an die eigenen Bedürfnisse, Vorlieben und Talente anzupassen. Zum Beispiel, indem man Arbeitsaufgaben neu priorisiert oder strukturiert, Beziehungen zu Kolleg*innen intensiviert oder reduziert, oder der eigenen Arbeit eine neue Bedeutung beimisst.

Mag sein, dass es in manchen Organisationen und Unternehmen nicht einfach ist, individuelle Initiativen im großen Rahmen durchzusetzen. Aber wir können mit kleinen Dingen beginnen, und feststellen: Ah! Ich GESTALTE! Ich bin WIRKSAM! Je mehr uns bewusst wird, DASS wir etwas verändern können, desto mehr Mut, Kraft und Ausdauer finden wir in uns – auch für größere Veränderungen.

Und falls wir uns an einem Arbeitsplatz befinden, an dem wirklich GAR NICHTS geht, dann wäre es vielleicht an der Zeit, ihm Adieu zu sagen …

Passion-Proficiency-WAAAAS?

Ganz einfach ist es wirklich nicht, den Weg zu unserer zone of genius freizuschaufeln – und wenn wir sie mal gefunden haben, auch dort zu bleiben!

Oft ist die Verlockung groß, Dinge zu tun, die wir zwar gut können, aber nicht gerne machen oder uns mit Dingen abzulenken, die wir zwar gerne machen, aber nicht gut können!

Zum Glück gibt es einen Kompass, und zwar das Passion-Proficiency-Grid. Dieses Tool habe ich in Michael Hyatts Buch Free to Focus kennengelernt, und es hat sich auch im Coaching bewährt – als Augenöffner dafür, wie viel Zeit wir bereit sind, mit Dingen verbringen, die uns weder Freude machen noch unseren Talenten entsprechen, eben weil wir glauben, so sei „Arbeit“ eben.

Passion steht für Leidenschaft und Begeisterung. Proficiency für Fähigkeit und Geübtheit. Gemeinsam ergeben sie vier Zonen:

Zone 4: SchindereiFür diese Art von Arbeit kannst du dich weder begeistern noch kannst du sie gut. Kurz: Dich hier aufzuhalten ist reine Zeitverschwendung, und je mehr du es tust, desto mehr wirst du diese Arbeit hassen und dich an ihr zerreiben.

Zone 3: DesinteresseDiese Art von Arbeit kannst du zwar ganz gut (oder sogar perfekt) – aber du hast absolut keine Lust darauf. Sie langweilt dich, nervt dich, ödet dich an und raubt dir Energie, auch wenn sie dir vielleicht sogar leichtfällt.

Zone 2: AblenkungHierfür schlägt dein Herz – nur leider entspricht diese Arbeit nicht deinen Fähigkeiten oder du bist (noch) nicht geübt darin. Aber immerhin: Es macht Spaß, du hast Lust zu lernen, und wenn du dranbleibst, wandert diese Arbeit vielleicht irgendwann in die nächste Zone:

Zone 1: WunschzoneYeah! Hier treffen sich Begeisterung und Fähigkeit, Leidenschaft und Talent, hier kommst du in den Flow, und deine Energie für diese Arbeit einzusetzen macht sowohl für dich selbst als auch für alle und alles rundherum am meisten Sinn.

Wenn du Lust hast, ordne einfach mal eine Woche lang jede Tätigkeit, der du nachgehst, einer dieser Zonen zu. Dann eliminierst oder delegierst du nach und nach so viele Aufgaben wie möglich aus den Zonen 4 und 3 und schaffst dadurch mehr und mehr Zeit, die du in deiner zone of genius verbringen kannst!

Übrigens können Aufgaben aus Zone 3 (Desinteresse) durchaus manchmal in die Zone 4 wandern, wenn wir einen Dreh finden, wie wir sie interessanter, spannender, kreativer oder sinnvoller gestalten können.

Auch erfüllende Arbeit ist Arbeit

Zum Abschluss noch ein kleines ABER.

Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, dass gecraftete Jobs, seeliges in der zone of genius Herumsurfen oder an wunderbaren Orten wunderbare Retreats für wunderbare Frauen Abhalten nicht ARBEIT bedeutet.

Es IST Arbeit, und manchmal ist es auch ganz schön anstrengend. So wie einen Berg zu besteigen, den zu erklimmen wir uns in den Kopf gesetzt haben. Auf dem Weg zum Gipfel fragen wir uns manchmal, ob es die Anstrengung wert ist. Wenn wir dann aber überglücklich und stolz oben angelangt sind, wissen wir: Ja, das ist es!

Es ist anstrengend, aber es laugt nicht aus.

Es macht müde, aber nicht erschöpft.

Es ist erfüllend, es strotzt vor Sinn  – und es macht glücklich.

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