Du kennst den Unterschied.
Den Unterschied zwischen einer Packung Schoko-Kekse und einer mit viel Zeit und Liebe zubereiteten, nahrhaften Mahlzeit.
Beides macht satt. Beides macht vielleicht sogar glücklich. Das eine kurzfristig, das andere langfristig.
Es gibt das schnelle, intensive Glück, das auch schnell wieder vorbeigeht. Und es gibt das ruhige, nachhaltige, dauerhafte Glück. Es ist nicht ganz so intensiv – aber es bleibt.
Keines davon ist besser oder schlechter, gut oder falsch. Wir dürfen beides haben – die Schokokekse und die gesunde, nahrhafte Kost. Auf die Mischung kommt es an! Und darauf, zu erkennen, wie wir Nahrung zubereiten können, die uns dauerhaft und nachhaltig zu einem glücklichen, zufriedenen und erfüllten Menschen werden lässt.
Heute lade ich dich ein, einen tieferen Blick zu wagen, und mit mir gemeinsam zu erforschen, was uns Menschen dauerhaft glücklich macht – und was nicht. Warum es uns unglücklich macht, immer glücklich sein zu wollen. Und welches schmutzige Geheimnis die Selbsthilfe- und Glücks-Industrie gerne verschweigt.
{Zu diesem Goldstück hat mich ein Gespräch zwischen zwei führenden Figuren der Glücksforschung inspiriert – Dr. Rick Hanson und Dr. Tal Ben-Shahar. Falls du – so wie ich – süchtig nach englischen podcasts bist, empfehle ich dir wärmstens, diesem Gespräch in der neuesten Folge des „Being-Well“-podcasts zu lauschen 😉 }
Drei entscheidende Wahrheiten über dauerhaftes Glück
# 1 Der erste und der zweite Pfeil
„Das Leben ist leidvoll“ – so lautet die erste der Vier Edlen Wahrheiten des Buddha.
Ohhhhje, das wollten wir eigentlich nicht hören, oder?
Aber genau dieser Widerstand gegen diese edle (und unangenehme) Wahrheit macht das Leid erst so richtig fett.
Ich finde übrigens „Das Leben kann schmerzhaft sein“ trifft den Punkt noch genauer. Denn: JAAAA, es gibt nicht nur Glück und Freude, sondern auch Schmerzen, sowohl körperliche als auch seelische. Sie sind Teil der menschlichen Erfahrung. Das ist der erste Pfeil. Diese schmerzhaften Erfahrungen nicht haben zu wollen, uns dagegen zu wehren, in Widerstand zu gehen, damit zu hadern – DAS ist der zweite Pfeil. Und der tut erst so richtig weh.
Ich zum Beispiel habe Migräne, seit ich 18 bin. Viel schlimmer als Kopfweh und Übelkeit war in all diesen Jahren das Gefühl, ich sollte keine Migräne haben. Ich habe mir selbst Vorwürfe gemacht, weil ich dieses „Problem“ einfach nicht in den Griff bekam, trotz Yoga, Meditation und gesundem Lebensstil. Ich war hart zu mir selbst statt mitfühlend, weil ich dachte, ich sei selbst schuld an meinen Schmerzen.
Kurz: Ich habe weit mehr gelitten, als es sein hätte müssen.
Irgendwann habe ich dann bemerkt, dass der Schmerz zwar noch immer da ist, wenn ich ihn einfach annehme, aber dass ich viel weniger darunter leide, wenn ich mir keine (oder noch besser: eine andere!) Geschichte über ihn erzähle. Die Folge? Die Migräne-Attacken wurden seltener und weniger schlimm. Hin und wieder erwischen sie mich noch. Dann bin ich mitfühlend und fürsorglich zu mir selbst. Der erste Pfeil trifft noch – manchmal. Aber ich habe aufgehört, mich in Situationen wie diesen selbst mit weiteren Pfeilen zu attackieren. Und oft bin ich, wenn ich in einem verdunkelten Zimmer liege und das schmerzhafte Pulsieren in meinem Kopf spüre, sogar irgendwie glücklich. Einfach so. Einfach, weil ich gelernt habe, meine Lebendigkeit in all ihren Facetten – auch in den schmerzhaften – anzunehmen.
Fazit: Schmerz anzunehmen ist die Voraussetzung für ein glückliches Leben. Je mehr wir uns gegen Schmerzen und schwierige Erfahrungen wehren, desto mehr leiden wir unter ihnen.
Auch das glücklichste Leben ist nicht ohne ein gewisses Maß an Dunkelheit denkbar, und das Wort Glück würde seine Bedeutung verlieren, hätte es nicht seinen Widerpart in der Traurigkeit.~ C.G. Jung
# 2 Das schmutzige Geheimnis der Glücks-Industrie
Ooooh, wie hoch über dem Boden bin ich geschwebt nach diversen Schweige- und Meditations-Retreats, Holotropem Atmen, Pilger-Reisen oder Aufstellungs-Seminaren. Welche heiligen Momente bedingungsloser Glückseligkeit habe ich erlebt. Und wie schnell bin ich nach diesen Gipfel-Erfahrungen wieder auf der Erde gelandet – manchmal sogar ziemlich unsanft 😉
Und wie oft habe ich nach einer tiefen Erkenntnis, einer atemberaubenden, scheinbar lebensverändernden Einsicht gedacht: „Wow! Ab jetzt wird alles anders! Ab jetzt wird alles besser!“ Nur um wieder und wieder festzustellen: Die Einsicht ist zwar eine notwendige Voraussetzung für Veränderung – trotzdem ist mit Einsicht allein noch nicht viel gewonnen.
Die Sache ist die: Kurzzeitige Glücks-ZUSTÄNDE zu erzeugen ist einfach. Zufriedenheit, Wohlbefinden, Glück und Erfüllung NACHHALTIG zu manifestieren – sozusagen als tief eingeprägtes Lebenseinstellung – ist hingegen nicht ganz so leicht.
Und genau das ist das schmutzige Geheimnis der Glücks- und Selbsthilfe-Industrie. Sich nach der Lektüre eines inspirierenden Buches oder nach dem Anschauen eines Mindset-Videos gut zu fühlen ist nicht weiter schwierig – und geht ziemlich schnell wieder vorbei. Das eigene Gehirn und seine Muster nachhaltig zu verändern erfordert hingegen regelmäßig Aufmerksamkeit und bewusste Praxis – und die allerwenigsten Menschen sind bereit, diesen Aufwand zu investieren.
Manche Wissenschaftler*innen gehen davon aus, dass jeder Mensch so etwas wie einen Glücks-Setpoint hat. Wenn wir heiraten, einen Karrieresprung machen, einen bombigen Auftritt hinlegen oder tolle neue Stiefel kaufen, verlassen wir diesen Setpoint für kurze Zeit – aber nur, um nach kurzer Zeit wieder zu ihm zurückzukehren. Schlimmer noch: Durch die negativity bias unseres Gehirns (seine angeborene Negativitätstendenz) bleiben negative Erfahrungen viel intensiver haften als positive. Je älter wir werden, desto mehr Negativität sammelt sich an, und das Verhältnis von Glück zu Unglück wird immer nachteiliger – wenn wir nicht bewusst gegensteuern.
{Diese Negativitätstendenz hat uns als Spezies das Leben gerettet. Sie war in grauer Urzeit, als noch der Säbelzahntiger hinter uns her war, ein überlebensnotwendiges Feature unseres Gehirns. Da sich unser Lebensumfeld jedoch drastisch verändert hat, ist die negativity bias heute keine Super-Power mehr, sondern im Gegenteil so etwas wie eine Funktionsstörung.}
Doch Tataaaa! Hier kommt die gute Nachricht: Wir haben nicht nur ein hochleistungsfähiges Gehirn, sondern wir haben auch unser Bewusstsein, unsere Aufmerksamkeit und unsere Intention. Damit können wir, sofern wir über die richtigen Tools verfügen, unser Gehirn und seine Muster verändern. Das wiederum wirkt zurück auf unser Bewusstsein und unsere Wahrnehmung. Nach und nach entsteht eine Aufwärtsspirale – und es bleibt nicht bei einzelnen, vergänglichen Glücks-Erfahrungen, sondern unser Körper-Geist-System verändert sich nachhaltig in Richtung Glück, Erfüllung und Zufriedenheit.
Fazit: Nur indem wir unser Bewusstsein nutzen, um unser Gehirn nachhaltig und absichtsvoll in die gewünschte Richtung zu entwickeln, können wir dauerhafte Zufriedenheit, Erfüllung und Lebensglück kreieren.
Übrigens: Ich denke, dass BEIDES wichtig ist – die großen Ausnahme-Erfahrungen und die alltäglichen kleinen Dinge, die uns glücklicher machen. Die Gipfel-Erlebnisse zeigen uns, was möglich ist. Es ist so, als würdest du mit einer Seilbahn auf einen hohen Berggipfel mit herrlicher Aussicht fahren. Klar, du musst dich schon trauen, in die Seilbahn zu steigen, und ein bisschen Gewackel musst du auch aushalten – aber richtig anstrengen musst du dich nicht, um auf den Gipfel zu gelangen. Dann bringt dich die Seilbahn zurück ins Tal. Du weißt jetzt, wie viel erhabene Freiheit und authentisches Glücksgefühl möglich sind. Und du beginnst, deine eigenen Beine zu benutzen, um Schritt für Schritt den langen Hang hinaufzusteigen. Du genießt den Weg. Du kennst die Richtung. Du findest sogar die Anstrengung erhebend – denn du hast sie selbst gewählt, und du weißt, WOFÜR du es tust. DAS sind die vielen kleinen Happy Habits, denen wir täglich Raum und Zeit widmen, die Bereitschaft, uns immer wieder neu auszurichten und unser Bewusstsein zu nutzen, um unsere Wahrnehmung und unser Erleben in dieser Welt nachhaltig zu verändern.
Lerne die besten Tools aus Positiver Psychologie und Schreibtherapie kennen, um dein Leben nachhaltig zu verändern!
# 3 „The Secret“ beginnt mit „R“
Als der Film und später das Buch „The Secret“ auf den Markt kamen, wurde Tal Ben-Shahar gefragt, was SEIN Glücks-Geheimnis sei. Seine Antwort: Es gäbe DREI Geheimnisse, und alle drei würden mit R beginnen:
Realität, Realität und Realität.
„Das Leben anders haben zu wollen als es ist, ist die Hölle“, meinte auch Nathalie Delay, eine meiner spirituellen Lehrerinnen
Also was denn nun? Können wir durch positives Denken, Visualisieren und Affirmieren unsere Realität selbst kreieren? Oder können wir das Glück nur finden, indem wir die Realität so haben wollen, wie sie ist? Oder ist die Realität, wie sie ist, und es kommt nur darauf an, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten und wie wir sie wahrnehmen?
Von allem ein bisschen wahrscheinlich 🙂
Es hängt alles davon ab, wie wir die Dinge sehen, und nicht davon, wie sie sind.~ C. G. Jung
Wenn ich von meinem Bett aus durch mein Schlafzimmerfenster blicke, sehe ich eine riesige, dunkelgrüne Tanne, die alle Hausdächer und alle anderen Baumwipfel überragt. Manchmal ist sie ganz still, manchmal wiegt sie sich im Wind. Manchmal zeichnen sich ihre Konturen gegen den dunklen Nachthimmel ab, manchmal fallen die goldenen Strahlen der Morgensonne auf sie.
Dann liege ich da, spüre meinen Atem, betrachte meine große, grüne, starke und gelassene Freundin – und bin glücklich. Jedes Mal. Ganz egal, was in meinem Leben sonst noch so vor sich geht.
Und dann gibt es da diese andere Art von Glück – das Glück, etwas zu erschaffen, in die Welt zu bringen, meiner Berufung zu folgen, beglückende Beziehungen zu gestalten, meiner Kreativität freien Lauf zu lassen, mir Ziele zu stecken und sie zu erreichen.
Vielleicht ist es so: Das stille Glück des Verweilens in dem, was ist – im eigenen Körper, im eigenen Atem, im purem Sein – ist unser Zuhause. Dorthin können wir zurückkehren, wann immer wir möchten. Die andere Art von Glück – das Erschaffen und Kreieren und Erreichen und Gestalten und Erfüllung finden im Tun – das sind unsere Abenteuerreisen zum Glück. Wir wissen nie, wohin sie uns führen und mit welchen Erfahrungen wir wieder heimkehren werden. Wir wissen nicht, ob wir „Erfolg“ haben und unsere Ziele erreichen werden. Aber wir wissen: Wir werden reicher sein an Erfahrung, Bewusstheit und Weisheit, wenn wir zurückkehren.
2020 hat uns gezeigt, wie verwoben unsere individuellen und unsere kollektiven Erfahrungen sind, was wir selbst gestalten können und was nicht, wie weit unser Wollen reicht und wo seine Grenzen sind.
Wo aber die Suche nach Wahrheit das letzte Ziele ist,da spielt es keine Rolle,ob die Pläne des Menschen durchkreuzt werden:Das Ergebnis ist nie nachteilig,oft sogar noch besser, als es entworfen war.~ Mahatma Gandhi
Fazit: Realität erfahren, Realität erschaffen – das Glück tanzt zwischen diesen beiden Polen. Und ganz bestimmt auch anderswo!
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PS: Hast du ein persönliches Glücks-Geheimnis? Was sind deine Glücks-Strategien? Glaubst du an „The Secret“? Poste in die Kommentare – ich freue mich, von dir zu lesen!