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Der grobe Irrtum der Glücksforschung 

 März 24, 2022

"Mir geht's dabei ja gar nicht ums Geld" - diesen Satz höre ich oft von meinen Klientinnen. 

Von mir selbst habe ich ihn früher auch oft gehört ?

So als wäre etwas Unmoralisches daran, wenn es ums Geld geht. 

So als wäre Geld etwas Unanständiges. 

So als würden wir uns selbst als super-oberflächlich, materialistisch und gierig entblößen, wenn es uns ums Geld geht. 

Das Wörtchen "nur" kann in einem Satz wie dem obigen Wunder wirken.  

"Es geht nicht NUR ums Geld", eh klar.

Aber es geht eben AUCH ums Geld - vor allem, wenn es um unser Lebensglück geht.

Und in diesem Punkt haben Glücksforscher*innen sich lange geirrt.


Der Mythos von der Geld-Glücks-Grenze


Es passiert immer wieder in der Welt der Wissenschaft: Irgendeine Studie scheint etwas zu beweisen, das vielen Menschen ins Weltbild passt, oder das sich in eine knackige Schlagzeile verpacken lässt. 

Daraufhin wird diese Studie tausende Male zitiert, es gibt Folgestudien, die die Ergebnisse zu bestätigen scheinen, und irgendwann wird das Studienergebnis als fixe Tatsache betrachtet, an der es nichts mehr zu rütteln gibt - bis irgendjemand daherkommt und zu hinterfragen wagt, WAS denn da genau gemessen wurde und WIE. 

Ungefähr so lief es auch mit der scheinbar magischen Geld-Glücks-Grenze. 2010 stellten Wirtschaftsnobelpreisträger Daniel Kahnemann und der Ökonom Angus Deaton fest, dass mehr Geld durchaus zu mehr Glück führt - allerdings nur bis zu einem jährlichen Haushaltseinkommen von rund 75.000 Dollar. Ab diesem Betrag, so die beiden Forscher, trage mehr Geld nicht mehr signifikant zur allgemeinen Lebenszufriedenheit bei. Zu einem ähnlichen Ergebnis kam eine Studie aus dem Jahr 2018. "Abnehmender Grenznutzen" wurde dieses Phänomen genannt. 

Eine neue Studie aus dem Jahr 2021 widerspricht dieser Theorie. Sie ist deshalb so interessant, weil sie viel bessere Methoden nutzte als frühere Untersuchungen. Super-präzise wurde mit einer App mehrmals täglich abgefragt, wie die Studienteilnehmer*innen sich gerade fühlten. Das Ergebnis: Sowohl die allgemeine Lebenszufriedenheit als auch das tägliche emotionale Wohlbefinden waren im Durchschnitt umso größer, je höher das Einkommen lag - und zwar ohne magische Obergrenze.

Eine Untersuchung aus Deutschland im Jahr 2020 ergab außerdem, dass Millionär*innen die größte allgemeine Lebenszufriedenheit aufweisen.

Macht Geld uns also doch glücklich? 

Ja und Nein.


Wann (und warum) Geld glücklich macht


Sicher ist: Geld ALLEIN macht nicht glücklich. 

Sicher ist auch: Geld ist nur einer von vielen Faktoren, wenn es um unsere Lebenszufriedenheit und unser emotionales Wohlbefinden geht.

Nicht umsonst gibt es todunglückliche Superreiche auf der einen Seite, und auf der anderen Seite quietschvergnügte Menschen, die hart an der Armutsgrenze dahinschrammen. Forschungsergebnisse liefern eben immer nur statistische Daten, und die sagen über Einzelfälle so gut wie nichts aus. In der oben erwähnten Studie aus 2021 wurden zwar enorme Datenmengeln gesammelt, aber die Studienteilnehmer*innen waren alle erwerbstätige US-Bürger*innen. Inwieweit sich die Ergebnisse auf andere Bevölkerungsteile übertragen lassen, sei dahingestellt. 

Was man aber durchaus behaupten kann: Für wohlhabende Menschen ist es im im Mittel sehr viel einfacher, glücklich zu sein, als für Menschen mit niedrigem Einkommen. 

GELD ALLEIN MACHT NICHT GLÜCKLICH.


ABER FÜR WOHLHABENDE MENSCHEN IST ES SEHR VIEL EINFACHER, GLÜCKLICH ZU SEIN. 


Und warum? Darum:

Geld ermöglicht Erfahrungen

"Geld ist geprägte Freiheit" - diesen Satz habe ich vor vielen Jahren gelesen und seither klingelt er zwischen meinen Ohren. Geld gibt uns die Freiheit, jene Erfahrungen zu machen, nach denen unsere Seele hungert. Erfahrungen und Erlebnisse sind es, die uns langfristig glücklich, dankbar und zufrieden machen - auch das zeigt die Glücksforschung,  Wer sein Geld also in Erlebnisse investiert, trägt aktiv zu seinem eigenen Lebensglück bei. 

Geld ermöglicht Gesundheit

Ich erinnere mich an eine Szene, die sich vor fast zwanzig Jahren in meiner Küche abspielte. Mein Sohn war noch fast ein Baby, doch diese Szene macht mich auch heute noch traurig. Eine Freundin, die selbst drei Kinder hatte, war auf Besuch, und wir kochten gemeinsam. Die Kohlrabiknollen, die ich für die Suppe schälte, waren klein und runzlig - sie stammten vom Demeter-Hof. "Mmmmmh", machte meine Freundin, und ihre Stimme klang resigniert. "Mit einer fünfköpfigen Familie ist ein winziger, verhutzelter Bio-Kohlrabi für zwei Euro fünfzig einfach nicht drin."
Ich wusste, dass für sie und ihre Kinder auch andere Dinge nicht drin waren, für die ich, obwohl ich Single Mom war, sehr wohl genug Geld hatte: Therapien, Ausbildungen, Kletter- und Kreativkurse, Wahlärzt*innen, Urlaube und  Nahrungsergänzungsmittel.
Zum Glück kosten viele Aspekte eines gesunden Lebensstils kein Geld -  Schlaf, Sonne, Bewegung und Entspannung zum Beispiel. Andere Aspekte hingegen sind Menschen vorbehalten, die ausreichend Geld dafür haben. 

Geld setzt mentale und kreative Energien frei

Menschen, bei denen es finanziell immer knapp ist, die sich vor der nächsten größeren Rechnung fürchten müssen, die geraaaade mal so über die Runden kommen oder keine Ahnung haben, wie es um ihre Altersvorsorge bestellt ist, verbrauchen einen großen Teil ihrer mentalen Energie für ihre Geldsorgen. Oft bemerken sie das gar nicht, weil vieles davon unbewusst abläuft - dennoch bindet der alltägliche Kampf um den Kontostand enorm viel Energie. 

Kein Wunder, dass diese Menschen keine Kapazitäten dafür haben, größere Visionen zu entwickeln oder zumindest darüber nachzudenken, wie sie an ihrer Situation grundlegend etwas verändern könnten. Auch ihre kreativen Kräfte sind blockiert. Und so drehen sie sich in ihren Sorgenkreisen, und drehen sich und drehen sich ... und warten auf das Wunder, das natürlich niemals eintreten wird. Denn Wunder geschehen ZUERST in unseren Köpfen -  und dann erst im Außen. 

Weil wir damit Gutes tun können

Studien haben gezeigt, dass es Menschen besonders glücklich macht, wenn sie Geld für etwas ausgeben, das andere glücklich macht. Geld macht also sogar doppelt glücklich, wenn wir es in das Glück anderer investieren!

Weil es uns das Gefühl von Kontrolle gibt

Forscher*innen erklären den Zuwachs an Glück durch mehr Geld unter anderem damit, dass Geld uns das Gefühl von Kontrolle gibt. In einer ohnehin ziiieeemlich komplexen und unkontrollierbaren Welt fühlt sich finanzielle Sicherheit einfach gut an. Auch wenn uns bewusst ist, dass Geld keine letztendliche Sicherheit bieten kann - ein solider finanzieller Polster lässt uns ein wenig ruhiger schlafen. 

Um es kurz zu fassen: Es ist nicht nur nicht unanständig, dass es uns ums Geld geht, es SOLLTE sogar ums Geld gehen, wenn wir unser Lebensglück in die eigene Hand nehmen wollen.

Nicht nur.

Aber auch. 

Und es gibt einen weiteren guten Grund dafür. 


Die Ausrede, die nicht mehr gilt


Unsere Beziehung zu Geld sagt sehr viel über unsere Beziehung zu uns selbst aus. Über unsere Beziehung zur Fülle, über unsere Beziehung zum Leben. 

Viele Menschen (vor allem Frauen!) halten sich selbst klein und verstecken sich hinter falscher Bescheidenheit. Viele Menschen haben Angst davor, sich mit Geld und Wohlstand auseinanderzusetzen, weil diese Auseinandersetzung Gefühle wie Scham, Schuld, Wut oder Angst an die Oberfläche bringt. 

Aber die Ausrede "Geld macht sowieso nicht glücklich, also versuch ich gar nicht erst, mehr davon zu haben" gilt nicht mehr. 

Mein eigener Weg - und der vieler Klientinnen und Teilnehmerinnen - hat mir gezeigt, dass es tatsächlich nicht NUR um Geld geht. Wenn wir uns mit dem Thema Geld auseinandersetzen, geht es um den Wert, den wir uns selbst geben. Darum, uns ein gutes Leben zuzugestehen. Um die Auflösung uralter Muster, um das Heilen von Ängsten und Mangelgefühlen, die oft nicht mal unsere eigenen sind.

Unsere Beziehung zu Geld zu verändern, macht es also nicht nur einfacher, glücklich zu sein, sondern es wirkt auch auf vielen Ebenen heilsam.

Es erfordert Mut, sich diesem Thema zu stellen - trotz des Unbehagens, das damit verbunden ist, trotz der Angst vor Scham- und Schuldgefühlen und vor der Wut. Denn genau dieses emotionale Ladung ist es, die uns davon abhält,  finanzielle Freiheit zu kreieren und das Leben zu leben, das uns wirklich erfüllt und glücklich macht.

Erst wenn wir uns eine neue Geschichte erzählen, könne wir diese emotionale Ladung auflösen und das Thema Geld und Fülle an der Wurzel heilen.

Buchtipps und Ressourcen:

  • so true… sad, but true… Ich gehöre zu denen, die seit Jahren um das Thema „wie sichere ich meine Existenz“ kreisen. Ich spüre schmerzlich, was mir alles fehlt, weil mir das Geld dafür fehlt. Über das, was mich als Kind wirklich fasziniert und begeistert hat, was mir am Herzen lag, wurde mir beigebracht: Das ist nichts wert, davon kann man nicht leben, das ist nicht „seriös“, das ist nur ein nettes Hobby usw.. Das glaube ich für mich bis heute, auch wenn ich das für Andere sehr wohl ganz anders sehen kann – aber ich bin ja nicht so gut, so talentiert, so wasweißichwas wie die Anderen. Nun ist meine Kinderseele allerdings ein hartnäckiges Trotzköpfchen (Gott* sei Dank!) und findet immer Wege, sich zu verweigern, wenn ich meine, für Sicherheit + Anerkennung (aka „Geld“) ein Stück weit meine Seele verkaufen zu müssen. Ist doch okay, ist doch ein guter Job, die Kolleg*innen sind auch nett… jajaja, aber was hat das mit mir, mit meiner Seele zu tun? Leider ist die einzige „erfolgreiche“ Verweigerungsstrategie, die meine innere Kleine gelernt hat, die Krankheit… wer krank war, war entschuldigt, musste nichts leisten, bekam sogar Zuwendung. Alles andere zählte nicht; „Kinder die was wollen, kriegen auf die Bollen“. Ergebnis: Ich bin jetzt 56 Jahre alt, chronisch krank und schon seit Monaten arbeitsunfähig; Ärzte winken schon mit der Perspektive „Erwerbsunfähigkeit“. (Wobei mir „Unfähigkeit, in gewohnter Weise den Broterwerb zu sichern“, fast schon gefällt…) Wäre ich das auch, wenn ich meinen Broterwerb, meine Existenzsicherung, mit etwas bestreiten würde, was meiner Seele entspricht? Ich weiß es nicht – und ich weiß nicht, ob ich es noch erfahren werde; ich habe das Gefühl, mir läuft die Zeit weg. Im Moment wäre ich schon froh, wenn ich meiner Seele mit meinem Tun näher käme, auch wenn das am Rande des Existenzminimums passiert. Immer noch besser als nix. Und wer weiß… Es gibt diesen Satz im Talmud: „Einen Tag bevor du stirbst, kehre um“. Es ist also -fast- nie zu spät…
    (Vielleicht sind hier ja noch andere Ü50 oder Ü60, die sich mit Fragen quälen wie der, ob sich „das“ noch lohnt… ich glaube, es lohnt sich für jeden einzelnen Tag! Und auf den Tag gehe ich zu.)

    • Oooh ich fühle mit dir, liebe Ute, und ich verstehe dich so gut!

      „Die Seele verkaufen“ – dieses Gefühl kenne ich. Es tut so weh, und gleichzeitig legt sich da so vieles drüber, das dazu führt, dass wir diesen Schmerz nicht für Veränderung nutzen können.

      Und es IST ja auch ein komplexes Thema, denn das viel besungene „follow your passion“ funktioniert nur bedingt. Ich glaube auch nicht unbedingt an „es ist nie zu spät“. Doch, manchmal IST es zu spät. Aber JETZT ist es NOCH nicht zu spät …

      Übrigens: Ja, ich habe sogar erst dieses Wochenende eine Ü50 getroffen, die sich mit genau denselben Fragen beschäftigt ??

      Sei von Herzen umarmt, aus der Ferne … ?
      Laya

  • Ich hatte heute eine Besichtigung von einer Wohnung für Praxisräumlichkeiten. Mein Mann sagte nach wenigen Minuten: „Nein. Du bist dir mehr wert.“ „Und meine Klientinnen sind mir auch mehr wert“, antwortete ich. Geld MACHT glücklich ????

  • ….ergänzen lassen sich Deine Aspekte noch mit den Schlüssen, die aus Studien zu “ Armut und Gesundheit“ ( siehe dazu z.B. den“Armutsbericht“ der Caritas) gezogen werden können…..denn ¬ BEYOND aller Konzepte und emotionalen Ladungen, welche es zu “Geld“ geben mag, leben wir alle in einer Welt, wo es nun mal ein “Mittel“ ist…das ist eine Tatsache….was das mit uns macht ¬ siehe Studien und eigene Erfahrungen…..und werde ich wieder mal schreibend für mich erforschen…..
    Danke Euch allen, Danke Dir, liebe Laya ¬ dieses Thema ist soo wichtig …..und gehört entkoppelt…. 😉
    Von Herzen alles Liebe,
    Dagmar

    • Danke, Dagmar, für die Hinweise! Unsere Schuldnerberater*innen hatten vor Jahren den Titel für ihre Aktionswoche: „Schulden machen krank – Krankheit macht Schulden“ (wobei man „Schulden“ auch durch „Armut“ ersetzen kann). Da entwickelt sich schnell eine Spirale, ein Sog, wenn für alles mögliche die Mittel fehlen…
      Ich bin mir nicht sicher, ob ich verstehe, was Du mit „entkoppelt“ meinst, aber ich sehe hier auf jeden Fall zwei Themen: Das eine ist ein eher gesellschaftliches (was hier wohl den Rahmen sprengen würde – aber danke für den Hinweis auf L.T. Yearwood!), das andere eher ein individuelles (und transgenerationales, insofern auch gesellschaftliches) Thema. Wobei die Grenzen manchmal fließend sind… und jede Einzelne, die „ihr“ Thema bearbeitet, damit indirekt auch einen gesellschaftlichen Beitrag leistet.
      Also, last but not least auch von mir eine Empfehlung für „Schreib dich reich“!
      Oder ein Zitat von Yearwood: „No matter what the world tries to project onto you, stop judging yourself. Learn about trauma and its impact on your psychology and physiology.“
      – wobei wir „Trauma“ für uns wohl auch durch „Prägung“ ersetzen dürfen, womit wir alle eine Einladung zum Lernen (und zur Selbstakzeptanz) haben. <3

      • Liebe Ute,
        Wow ¬ danke für Deine intensive Resonanz, die mir “unter die Haut geht“ und mich begeistert….mit “entkoppeln“ meine ich das , was passiert, wenn ich “(m)ein Thema bearbeite“: ich werde mir bewußt, wo ich “Muster“übernommen habe , überprüfe diese hinsichtlich dessen, ob sie aktuell förderlich oder hinderlich sind und ersetze sie gegebenenfalls durch neue förderliche Erfahrungen….und beim Klarwerden hilft mir das kreative Schreiben…..und so verstehe ich auch dich bzw.Deine Antwort und so verstehe ich auch Yearwoods Lebensgeschichte….als eingebettet in einem komplexen Resonanzfeld….wo die Umstände im Außen in mir Gefühle, Gedanken…usw.auslösen…..die in Handlungen / Entscheidungen fließen…..die dann wieder Reonsnzen bewirken…..durch das Schreiben lerne ich, mir die Zeit & den Raum zu geben, förderliche Resonanzen zu gestalten….
        Danke Dir von Herzen, liebe Ute …..ich spüre, wie wichtig Dir diese Zusammenhänge, die Du hier beschreibst, sind….mir sind sie das auch….und sie sprengen diesen Rahmen….dennoch tut es gut zu wissen, daß Du auch sehr intensiv nachdenkst, hinspürst…..

        Von Herzen,
        Dagmar

        • P.S. …ich kenne diese erwähnte “ Abwärtsspirale “ inklusive Burnout aus eigener Erfahrung….und ich kenne die damit zusammenhängenden , evtremen, unmenschlichen Stresserfahrungen auch sehr gut……

  • Liebe Laya, vielen Dank für diesen post. Es ist genial, das so klar Schwarz auf Weiß zu lesen. Ja, Geld macht nämlich sehr, sehr vieles einfacher. Und das ist magisch. Fühl dich umarmt. Ganz liebe Grüße Monika

    • So ist es, liebe Monika – aber leider ist es ein solches Tabu-Thema, gerade auch unter Frauen und in „spirituellen“ Kreisen“

      Schön, dass wir hier offen darüber „sprechen“ können?

      Herzlich, Laya

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