Vielleicht kennst du die Geschichte vom Adler, der unter Hühnern aufwuchs.
Im Herzen dieses Adlers wohnte eine tiefe Sehnsucht.
Er sehnte sich danach, seine wahre Natur zu finden.
Er sehnte sich danach, ein Leben zu führen, das seiner wahren Natur entsprach.
Und er sehnte sich danach, anderen Wesen zu begegnen, denen er sich verwandt fühlte.
Aber da der Adler tagein, tagaus von Hühnern umgeben war, die sich damit zufrieden gaben, Körner aufzupicken, im Sand zu scharren, früh schlafen zu gehen und hin und wieder ein Ei zu legen, war es schwierig für ihn, der Sehnsucht in seinem Herzen zu vertrauen. Es war auch schwierig für ihn, sein brennendes Sehnen, seinen Wunsch nach Freiheit, seine Vision davon, der Enge des Hühnerstalls zu entwachsen, richtig einzuordnen.
Wenn alle anderen glücklich und zufrieden waren mit dem, was sie hatten – warum konnte er es dann nicht sein? Was war falsch an ihm?
Doch je mehr der Adler versuchte, die Glut in seinem Herzen zum Verlöschen zu bringen, desto stärker begann sie zu schwelen. Die Flammen der Sehnsucht loderten heller und heller, und schienen ihn schließlich innerlich zu verbrennen.
Es ist nichts Falsches daran, ein Huhn zu sein – genauso, wie nichts Falsches daran ist, ein Adler zu sein.
Aber es gibt kein richtiges Leben im falschen, wie Adorno es so treffend ausgedrückt hat.
Ein Adler ist nicht besser als ein Huhn – nur anders. Und genauso wenig, wie es ein Huhn glücklich machen würde, hoch in den Lüften seine Kreise zu ziehen, sich dem kalten Wind und der kristallklaren Sicht da oben auszusetzen, genauso wenig wird es einen Adler jemals glücklich machen, Körner zu suchen und vor sich hin zu gackern.
Worum es geht, ist, die eigene Natur zu erkennen und ihr entsprechend zu leben.
Der Sehnsucht im Herzen zu folgen.
Ihr zu glauben.
Ihr zu vertrauen.
Auf dein Herz hören – aber wie?
Mit der Sehnsucht im Herzen ist es so eine Sache.
Gut gemeinte Aufforderungen wie „Hör auf dein Herz!“ oder „Geh deinen Herzensweg!“ haben mich immer etwas ratlos zurückgelassen – denn in mir waren VIELE Stimmen, und ich wusste nicht so recht, welche davon nun wirklich die Stimme meines Herzens war.
Bis ich herausgefunden habe, was meine tiefe Sehnsucht mit dem Herzchakra und der Königin in mir zu tun hat.
Die Qualität des Herzchakras ist nicht nur die der bedingungslosen Liebe, sondern auch die des Dharma, der eigenen Berufung, der eigenen Bestimmung.
Das Herzchakra verbindet das untere Dreieck (Wurzel, Sakral- und Solarplexuschakra) mit dem oberen Dreieck (Kehlkopf-, Stirn- und Kronenchakra), und damit die beiden Polaritäten Erde und Himmel.
Das wiederum bedeutet, dass uns das Herzchakra zeigt, wie wir das, was unsere Seele sich als Plan und Entwicklungsaufgabe für dieses Leben vorgenommen hat (und was sich als tiefe innere Sehnsucht bemerkbar macht), mithilfe unserer physischen und kreativen Kräfte, mithilfe unserer einzigartigen Gaben und Talente, zum Leben erwecken, gebären und erschaffen können.
Der Archetypus des Herzchakras ist die Königin.
Die Königin weiß um ihre Bestimmung.
Die Königin sagt JA zu ihrem Ruf.
Die Königin bringt den Himmel auf die Erde.
Das Herzchakra befindet sich in der Mitte der Brust, und es öffnet sich zum Brustbein hin.
Im Brustbein sitzt unser Mut. Im Brustbein sitzt unser JA zum Leben – zu UNSEREM Leben, zu jenem Leben, das unsere Seele für uns gewählt hat.
{Deshalb neigen Menschen, die kein klares JA zum Leben finden, häufig dazu, die Schultern einzurollen, den oberen Rücken zu runden und damit ihr Brustbein zu schützen bzw. zu verstecken}.
„Auf mein Herz hören“ bedeutet für mich: auf mein Körpergefühl achten. Welcher Schritt lässt meinen Herzraum sich weiten, fühlt sich nach Expansion an? Welche Entscheidung gibt mir das Gefühl, dass mein Brustbein sich hebt, dass mein Inneres mehr nach außen strahlt, dass ich mutiger als zuvor JA zum Leben sage – so, wie es für mich gemeint ist? Welcher Weg führt dazu, dass ich mich mehr zeige, statt mich „einzurollen“ und zu verstecken? Welcher Entschluss fühlt sich erhebend, aufrichtend und anmutig an?
Das ist für mich der Weg der Königin.
Der Ruf, den sie in sich spürt, mag sich nicht in Worte fassen lassen. Das große Bild mag sich erst am Ende ihres Lebens zeigen. Doch auch ohne zu wissen, wohin es sie letztendlich führen wird, geht sie beherzt in jene Richtung, die die Sehnsucht ihr weist.
3 + 1 goldene Regeln für Königinnen
# 1 Erkenne deine wahre Natur
Wenn wir uns auf die Suche nach uns selbst machen, dann tun wir das nicht nur für uns.
Niemandem ist damit gedient, wenn ein Adler unter Hühnern lebt. Er ist deprimiert, und er legt nicht mal Eier. Erhebt er sich aber hoch in die Lüfte, so wird er zur Inspiration für andere. Er erinnert uns an die Freiheit, die in uns allen wohnt, und an die höhere Perspektive, die wir alle immer wieder einnehmen können.
Die Königin dient, indem sie regiert – in ihrem eigenen Land, in ihrem eigenen Leben. Sie dient dem Leben und allen Wesen, indem sie ihrer Natur folgt und ihre Bestimmung erfüllt.
Und die universelle Liebe, die in ihrem Herzen wohnt, entfaltet sich ganz von selbst, wenn sie JA zu jenem Leben sagt, das ihr bestimmt ist.
# 2 Übernimm Verantwortung für dich und dein Leben
Nichts schwächt dich mehr, als dich zum Opfer der Umstände zu machen. Du hast alles in dir, was du brauchst, um ein gutes und erfülltes Leben zu führen. Du bist reich ausgestattet mit Gaben und Talenten, und du hast die Kraft und die Macht, innere Freiheit zu finden und aus dieser inneren Freiheit heraus äußere Grenzen zu sprengen!
Du bist groß. Und je mehr du in deine Größe hinein und über dein „altes Ich“ hinaus wächst, desto größer werden deine Aufgaben. Desto größer werden die Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Aber das macht nichts – denn du bist dafür gemacht. Weil du ein Adler bist, oder ein Wildschwan, oder ein Delphin, eine Löwin oder eine Elefantenkuh, oder eine wilde Mischung aus all dem. Du bist für DEIN Leben gemacht. Übernimmt Verantwortung dafür, lass jedes Opfer-Gefühl los, und du wirst staunen, welche Kräfte dir zuwachsen!
# 3 Finde starke MentorInnen, Verbündete und LehrerInnen
Weißt du, wie die Geschichte vom Adler im Hühnerstall weitergeht?
Ein Vogelliebhaber kommt des Weges und will dem Adler das Fliegen beibringen. Der Adler macht zwar ein paar halbherzige Versuche, breitet seine Flügel aus – gibt aber schnell wieder auf. Allzu lange hat er unter Hühnern gelebt, als dass er an die ihm innewohnende Fähigkeit, hoch hinauf zu fliegen, glauben würde.
Doch der Vogelliebhaber ist schlau. Er steckt den Adler in einen Käfig und bringt ihn zu einem Berggipfel, über dem majestätische, wilde Adler kreisen. Als der Hühner-Adler seine ArtgenossInnen erblickt, stößt er einen Schrei des Wiedererkennens aus – und erhebt sich in die Lüfte.
„If you want something, go get it.
And if you want something faster,
Go get it with a great mentor.”
~ Todd Herman
Wir brauchen Verbündete. Wir brauchen Menschen, die uns immer wieder daran erinnern, wer wir wirklich sind, und was alles in uns steckt.
Jede Königin braucht andere Königinnen, die ihr die Krone zurechtrücken, wenn sie mal verrutscht.
Du musst nicht einsam sein, wenn du den Weg der Königin gehst – im Gegenteil! Du wirst Menschen (und schrägen Vögeln ?) begegnen, denen du dich verbunden und seelenverwandt fühlst.
Mir gefällt die Idee vom „guide on the side“ statt „sage on the stage“. Wir brauchen keine unantastbaren Heiligen, die uns von einem erhöhten Podest aus zurufen, wie’s geht. Aber MentorInnen, role models, PionierInnen, Menschen, die bereits ein paar Schritte voraus gegangen sind, Verbündete, Seelenverwandte, Leuchttürme … ohne sie wird es schwer sein, uns daran zu erinnern, wer wir wirklich sind – und was alles möglich ist, wenn wir es uns nur zutrauen. Ohne sie ist die Gefahr groß, dass wir uns verirren.
He who learns but does not think, is lost!
He who thinks but does not learn is in great danger.
~ Confucius
Und noch eins, liebe Königin …
# 4 Lass die Prinzessin in dir leben!
Dass du viel Verantwortung trägst, bedeutet nicht, dass du nicht spielen und Spaß haben darfst!
Dass du groß und stark bist, bedeutet nicht, dass du das Leben nicht leicht nehmen dürftest!
Wirf dich hin und wieder in dein glitzerndes Prinzessinnen-Kleid, tanze im Sonnenschein, wisse, dass du herbeigesehnt wurdest, dass die Welt dir gehört, dass du auf Ponys reiten und dir die schönsten Prinzen aussuchen darfst, dass das Leben dir wohlgesonnen ist – und dass es nicht nur aus Herausforderungen besteht, sondern auch aus Zuckerwatte und Sternenstaub!