Welt in Aufruhr: Wege zu Selbstwirksamkeit und innerem Frieden

In dem Moment, in dem ich das Schlafzimmerfenster am frühen Morgen öffne, zieht ein Schwarm eleganter schwarzer Vögel über den Himmel. 

In dem Moment, in dem ich den Blick vom Bildschirm hebe und nach draußen schaue, zeigt sich über dem Hausdach gegenüber ein Regenbogen.

In dem Moment, in dem ich an eine Klientin denke, erreicht mich eine Message von ihr, in der sie einen kleinen Triumph mit mir teilt.

Winzige Momente. 

Augenblicke der Freude. 

Des kleinen Glücks. 

Es ist einfach, all das geringzuschätzen angesichts der Lage der Welt. Angesichts von Kriegen und Genoziden, Klimawandel, hungernden Babies und frierenden Menschen, die in der klirrenden Kälte des Winters kein Dach über dem Kopf haben. 

Wozu überhaupt? Macht das alles überhaupt IRGENDEINEN Sinn? Ist es nicht sogar zynisch oder zumindest naiv, kleine Freudenmomente wie diese zu kultivieren, während die Welt in Aufruhr ist und die Erde bebt? 

Jedes Mal, wenn Fragen wie diese mich in die Resignation, die Lähmung, die Hilflosigkeit drängen wollen, taucht unweigerlich eine Song-Zeile in mir auf: 

“We’re healing the world one heart at a time.“ 

Sie stammt von Michael Stillwater, bei dem ich vor langer Zeit ein „Song Sanctuary“ Retreat besucht habe. 

Ich glaube, es braucht beides: Menschen, die auf großen weltpolitischen Bühnen auftreten, die auf die Straßen gehen und sich wenn nötig sogar verhaften lassen, die in komplexen historischen und gesellschaftlichen Zusammenhängen denken, oder in Kriegsgebiete fahren und dort direkte humanitäre Hilfe leisten. 

UND es braucht Menschen, die dazu beitragen, die Herzen der Menschen zu heilen, eines nach dem anderen, im Stillen, Verborgenen, so dass der Frieden im Inneren sich vielleicht, irgendwann, auch daran zeigt, dass es keine Kriege mehr geben muss auf dieser Welt. 

Ich persönlich weiß, worin meine (Lebens-)Aufgabe besteht. Dennoch meldet sich manchmal eine Stimme, die all das geringschätzt  „Das ist lächerlich“, sagt sie. „Das macht NULL Unterschied. Gib’s auf.“

Aber ich habe beschlossen, dieser Stimme nicht zu glauben. 

Denn selbst WENN das alles umsonst sein sollte: Uns als Individuen geht es besser, wenn wir etwas TUN können, statt uns lähmen zu lassen angesichts der großen Probleme, Ungerechtigkeiten und dunklen Machenschaften auf dieser Welt. 

Und EIN Individuum, dem’s besser geht, ist doch immerhin etwas, oder? 

Hier sind drei Dinge, die du sofort tun kannst, wenn dich das Elend dieser Welt – und ein Gefühl von Ohnmacht – zu übermannen drohen: 

# 1 Journaling for Peace

Statt nach außen zu schauen und meinen Mind mit Bildern von Kriegsgräueltaten zu vergiften, nehme ich Papier und Stift zur Hand und schaue nach innen. Denn auch hier gibt’s jede Menge Friedensarbeit zu leisten – und die kann ich selbst tun, statt darauf zu warten, dass sich auf der weltpolitischen Bühne endlich etwas Grundlegendes ändert!So funktioniert’s: Komm an einen ruhigen Ort, nimm dir 20 Minuten Zeit und beantworte in deinem Journal die folgenden Fragen: 

# 1 Welche Kämpfe spielen sich in meinem Inneren ab? 

# 2 Womit oder mit wem bin ich noch nicht in Frieden? 

# 3 Was würde ich verlieren, würde ich den Kampf, den Widerstand oder die Schuldzuweisungen aufgeben? 

# 4 Was würde ich gewinnen? 

Zum Abschluss kannst du eine Friedenserklärung schreiben. Zum Beispiel:“Ich schließe hiermit Frieden mit …. “ oder“Ich erkläre hiermit den Kampf um / mit ….  für beendet.“

Finde deine eigenen Formulierungen und Ausdrucksformen! Und dann nimm wahr, was sich in dir verändert hat …. 

# 2 Joy Spotting

Freude ist ein hoch-frequenter, momentaner und spontaner Ausdruck von Glücksgefühl.

Die gute Nachricht: Wenn wir wissen, wonach wir Ausschau halten müssen, können wir dieses Gefühl jederzeit in uns hervorrufen!

Die Designerin Ingrid Fetell Lee hat ein Jahrzehnt lang erforscht, welche DINGE unser Freude bereiten, wenn wir sie anblicken – und die wunderbare Praxis des „Joy Spotting“ erfunden. 

So funktioniert’s:

Wir unterbrechen das Geschnatter unseres Monkey Mind für einen Moment und richten unsere Aufmerksamkeit auf jene Dinge in unserem Umfeld, die Freude in uns hervorrufen. 

Zum Beispiel sind das BUNTE Dinge. Oder RUNDE Dinge. 

Zum Beispiel sehen wir in den meisten Fällen etwas Freudvolles, wenn wir nach OBEN blicken – einen Vogel, eine schöne Fassade, einen Ballon, den Mond …

Dasselbe passiert mitunter, wenn wir nach UNTEN blicken: Wir entdecken die Sonne, die sich in einer Pfütze spiegelt, eine zarte Pflanze, die sich ihren Weg durch den Asphalt gebahnt hat, oder mit etwas Glück bunte Konfetti, einen rosa Teppich aus Kirschblüten oder das schönes Muster des Schattens, den die Äste und Blätter eines Baumes auf den Gehsteig werfen. 

Wir empfinden auch Freude, wenn wir Fülle, Überschwang und Vielfalt entdecken. Als meine Mutter schwer krank war, bin ich manchmal in ein Stoffgeschäft gegangen – nicht, weil ich etwas nähen wollte (Göttin bewahre!), sondern weil die Vielfalt an Farben und Texturen mein Herz erfreut und mir zumindest einen kleinen Teil der Schwere jener Jahre für einen Moment genommen hat. 

An Tagen, an denen ich mich nicht ganz so energiegeladen fühle wie an den meisten, trage ich den pinken Lippenstift, den eine Klientin mir geschenkt hat. Oder die schillernden, eeeewig langen Ohrringe, die ich auf Sardinien gekauft habe. Es macht einen kleinen Unterschied – aber es MACHT einen Unterschied! Übrigens nicht nur bei uns selbst, sondern auch bei den Menschen, denen wir begegnen…

„Es ist eine erstaunliche Wahrheit, dass WIE du siehst und WAS du siehst bestimmt, wer und wie du sein wirst.“ 

– John O’Donohue

# 3 Informierter Optimismus

Optimist*innen leben erwiesenermaßen länger und gesünder. 

Viele Menschen empfinden jedoch Widerstand gegen zu viel Optimismus: Werden wir noch ernsthaft genug versuchen, die Probleme dieser Welt zu lösen, wenn wir allzu optimistisch sind?  Machen wir es uns damit nicht viel zu leicht? 

Das Gegenteil ist der Fall. Optimistische Menschen sind lösungs-orientierter als andere. Sie verharren weder in Problem-Trance noch im Gefühl von Hilflosigkeit oder Resignation.

Ich persönlich bin keine Freundin des Ausdrucks „realistischer Optimismus“. Ganz ehrlich: Was ist schon realistisch? 

Lieber verwende ich den Ausdruck „informierter Optimismus“. Denn es geht nicht um Ignoranz. Es geht darum, die Probleme und Herausforderungen ANZUERKENNEN – und ihnen mit einer optimistischen Haltung zu begegnen. 

INFORMIERTER OPTIMISMUS BEDEUTET, DIE PROBLEME UND HERAUSFORDERUNGEN ANZUERKENNEN – UND IHNEN MIT EINER OPTIMISTISCHEN UND SELBSTWIRKSAMEN HALTUNG ZU BEGEGNEN. 

So funktionert’s:

Immer, wenn du merkst, dass dein Katastrophen-Mind das „worst case scenario“ auf die Leinwand deines Kopfkinos projiziert, wechselst du das Programm und spielst bewusst das „best case scenario“ ab. 

Was ist das Allerallerbeste, das passieren könnte? Und welche Rolle könntest du dabei spielen, diesen möglichen Ausgang herbeizuführen?  

(Ich bin übrigens ein großer Fan davon, einen beschränkten Zeitraum einzuplanen, um das „worst case scenarion“ unter die Lupe zu nehmen – am besten mit Stift und Papier. Erstens, um uns bewusst zu machen, wovor wir uns die ganze Zeit über unterschwellig fürchten. Und zweitens, um uns die geniale Frage „Und was DANN?“ zu stellen. Damit ist „Worrier Brain“ meist ausreichend  gefüttert und kann sich wieder konstruktiveren Aufgaben zuwenden, als sich Sorgen zu machen.)

Was sind DEINE besten Strategien, um aus der Hilflosigkeits-Falle auszusteigen und an deine Selbstwirksamkeit zu glauben? Poste in die Kommentare und inspiriere andere Goldstück-Leserinnen! 

Buchtipps und Ressourcen:

  • Rick Hanson: Hardwiring Hapiness.
  • Ingrid Fetell Lee: Joyful. The Surprising Power of Ordinary Things to Create Extraordinary Happiness
  • Ted Talk von Ingrid Fetell Lee:  Where joy hides and how to find it.

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