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Tagebuch oder Journal? Und andere Fragen …

Journaling Essentials

Als kleines Mädchen habe das winzige goldene Vorhängeschloss geliebt, mit dem ich mein erstes Tagebuch versperren konnte. Das Schloss gab dem Buch – und dem Schreiben – den Hauch von etwas Geheimnisvollem.

 

Das Tagebuch selbst war hellrosa, glatt und weich und fühlte sich kostbar an. Wenn ich mich richtig erinnere, flatterten sogar ein paar goldene Schmetterlinge über seinen Einband.

„Heute waren wir Minigolf-Spielen und danach gab es ein Eis“ – mit  Belanglosigkeiten wie diesen füllte ich seine Seiten. 

Viele von uns haben solche oder ähnliche Erinnerungen an die Tagebücher ihrer Kindheit. Deshalb haftet dem Tagebuch wohl auch so etwas wie ein rosarotes Kleine-Mädchen-Image an. 

Es gibt aber auch eine erwachsenere Version des Tagebuches. 

„Ich bereue nichts. Ich bedaure nur, dass mir jeder das Tagebuch nehmen möchte, das mein einziger zuverlässiger Freund ist, der Einzige, der mein Leben erträglich macht; denn mein Glück mit Menschen ist prekär, mein Vertrauen selten, und das leiseste Zeichen von Interesselosigkeit bringt mich zum Schweigen. Im Tagebuch stimme ich mit mir überein“, schrieb zum Beispiel

Anaïs Nin, deren Tagebücher es zu Weltruhm gebracht haben. 

Heute würden wir ihre Art des Schreibens wohl eher als „Journaling“ bezeichnen. Denn sie verarbeitete schreibend ihre Erlebnisse und Erfahrungen, reflektierte über ihr Leben und ihre Beziehungen, und nutzte das Schreiben als therapeutisches Medium und Zufluchtsort. 

Häufig werde ich gefragt, was der Unterschied zwischen „Tagebuch schreiben“ und Journaling ist – und wie so oft gibt es keine scharfe Trennlinie. Ein paar Unterschiede lassen sich aber doch festmachen. 

Auch auf ein paar andere Fragen, die mir immer wieder über Journaling & Co gestellt werden, gehe ich in diesem Goldstück ein. Falls du weitere Fragen hast, poste sie in die Kommentare – ich beantworte sie gerne! 

Was ist der Unterschied zwischen „Tagebuch schreiben“ und Journaling? 

 

Tagebuch und Journal haben gemeinsam, dass sie meist mit datierten Aufzeichnungen gefüllt werden. 

Im klassischen Tagebuch werden hauptsächlich Geschehnisse festgehalten, die im Außen stattfinden. Erinnerungen werden festgehalten und Momente eingefangen, um sich  später daran erinnern zu können. 

In meiner Familie hatten wir zum Beispiel ein gemeinsames „Logbuch“, ein dickes DINA4-Heft, in das wir größere und kleinere Ereignisse eintrugen. Mein Sohn liebt es, in diesem Buch zu blättern, das es schon gab, lange bevor er auf die Welt kam, und das ihm einen kleinen Einblick gibt, wie seine Mutter als Kind die Welt erlebt hat. 

In seinen frühen Ursprüngen hatte das Journal eine ähnliche Funktion wie das Tagebuch. Das Wort  „Journaling“ geht auf das lateinische „diurnal“ zurück, was „täglich“ bedeutet. In einem „Diurnālis“ wurden zum Beispiel im 15. Jahrhundert Aufzeichnungen über die täglichen Gebetsstunden festgehalten. 

In den 1960er Jahren begann sich die Bedeutung des Journals zu verändern. Ira Progoff, ein Psychologe aus New York, setzte es ein, um Seelenhygiene zu betreiben, Stress zu verarbeiten und zu tiefer Selbsterkenntnis zu gelangen. Er vermittelte diese Art des Schreibens in Workshops und Kursen, und mit der Zeit begannen immer mehr Menschen, täglich in ihre Journals zu schreiben – nicht nur Künstler*innen und Psycholog*innen. 

Heute wird Journaling vor allem als einfaches und für fast alle Menschen zugängliches Medium des persönlichen Wachstums genutzt. Journaling kostet weder viel Geld noch viel Zeit, wir können es überall und jederzeit praktizieren, und es wirkt auf vielen Ebenen heilsam und entwicklungsfördernd. 

„The pen is mightier than the pill“, heißt es. 

Und da ist definitiv etwas dran. 

“Keeping a personal journal, a daily in-depth analysis and evaluation of your experiences is a high-leverage activity that increases self-awareness and enhances all the endowments and the synergy among them.”~Stephen R. Covey

Und was ist „DEEP JOURNALING“?

DEEP JOURNALING ist eine Methode, die ich entwickelt habe, um Journaling noch effektiver zu machen und seine Wirkung noch tiefer und nachhaltiger zu gestalten. 

Ich habe Positive Psychologie und Coaching Psychologie studiert und mich fast zwanzig Jahre lang intensiv mit Embodiment und der Einheit von Körper, Geist und Seele beschäftigt. 

Das Beste aus all diesen Zugängen kommt in DEEP JOURNALING zusammen:  Prinzipien der Positiven Psychologie,  Methoden aus Schreib- und Poesietherapie, Embodiment und Tools aus verschiedenen Coachingansätzen. 

DEEP JOURNALING ist so etwas wie ein All-Inclusive-Paket für persönliches Wachstum und Potenzial-Entfaltung.

Beim Journaling geht es oft darum, Geschehenes zu verarbeiten und einen aktiven und bewussten Umgang damit zu entwickeln. 

Bei DEEP JOURNALING geht es vor allem um Fragen wie: „Wer will ich sein? Wie kann ich immer authentischer und erfüllter leben und mein wahres Wesen zum Ausdruck bringen?“

Muss ich wirklich TÄGLICH schreiben, damit Journaling wirkt?

Nein, natürlich nicht –  genauso wenig wie du täglich laufen oder ins Fitness-Studio gehen musst, um fit zu sein 😉 

Allerdings ist eine gewisse Regelmäßigkeit wichtig, damit sich die Wirkung von Journaling entfalten kann. 

Journaling ist eine wunderbare Möglichkeit, eine liebevolle Beziehung zu uns selbst zu entwickeln. Dafür braucht es ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit,  Zeit und Zuwendung.

Eines ist jedoch sicher:

Die Bereitschaft, diese Zeit und Energie aufzubringen, wird tausendfach belohnt. 

DIE BEREITSCHAFT, ZEIT UND ENERGIE FÜRS SCHREIBEN AUFZUBRINGEN, WIRD TAUSENDFACH BELOHNT. 

Mit der Hand schreiben oder mit dem Computer?

Vor einigen Jahren erzählte mir mein Bruder, der im IT-Bereich arbeitet, er habe das Schreiben mit der Hand fast verlernt. 

Ich erinnere mich, dass mich das damals richtig bestürzt hat. 

Denn das Schreiben mit der Hand ist ein großer Schatz. Wir wissen aus der Forschung, dass wir uns Dinge anders (und besser) merken, wenn wir mit der Hand schreiben. Dass liegt unter anderem daran, dass wir dabei mehrere Sinneseindrücke verbinden, zum Beispiel wie sich ein bestimmtes Papier anfühlt, mit welchem Stift wir geschrieben haben, oder welchen Einband unser Journal hat. All das läuft zwar großteils unbewusst ab,  verhilft dem Schreiben mit der Hand aber dennoch zu einer tieferen Wirkung als das Schreiben am Computer. 

Schreiben mit der Hand entschleunigt außerdem, so dass dabei zusätzliche Denkprozesse stattfinden.

Und was vielleicht noch wichtiger ist: Unsere Handschrift ist eine höchst persönliche Ausdrucksform. Vielleicht hast du schon mal bemerkt, dass deine Handschrift je nach Stimmung unterschiedlich aussehen kann.

Umgekehrt können wir durch bewusste Veränderung unserer Handschrift auch auf unsere Stimmung und unsere Emotionen Einfluss nehmen – und langfristig sogar auf unsere Persönlichkeitsstruktur!

Wenn das nicht faszinierend ist … 

Hast du Fragen zu Journaling & Co? Poste sie in die Kommentare – ich beantworte sie gerne! 

Buchtipps und Ressourcen:

  • PsychCentral: The Mental Health Benefits of Journaling
  • Interview mit Neurowissenschaftler Henning Beck: Warum wir wieder mehr mit der Hand schreiben sollten
  • Anna Platsch: Schreiben als Weg
  • Liane Dirks: Sich ins Leben schreiben
  • Gail Sher: Schreib dich frei
  • Natalie Goldberg: Schreiben in Cafés
  • Barbara Pachl-Eberhart: Federleicht
  • Gabriele Andler: Wort-Werk: Das Journaling Buch
  • Beatrix Schulte: Die Seelenfeder
  • Doris Dörrie: Leben Schreiben Atmen
  • Silke Heimes: Ich – Du – Wir. Kreatives Schreiben für die Liebe
  • Ulrike Scheuermann: Schreibdenken: Schreiben als Denk- und Lernwerkzeug nutzen und vermitteln
  • Katrin Girgensohn / Ramona Jakob: 66 Schreibnächte. Anstiftung zur literarischen Geselligkeit. Ein Praxisbuch zum kreativen Schreiben.
  • Silke Heimes: Ich schreibe mich gesund: Mit dem 12-Wochen-Programm zu Gesundheit und Ausgeglichenheit
  • Dominik Spenst: Das 6-Minuten-Tagebuch
  • Jürgen vom Scheidt: Kreatives Schreiben – HyperWriting. Texte als Wege zu sich selbst und zu anderen.
  • Lutz von Werder, Barbara Schulte-Steinicke, Brigitte Schulte: Die heilende Kraft des Schreibens
  • Lutz von Werder: Lehrbuch des Kreativen Schreibens. Grundlagen – Technik – Praxis.
  • Petra Rechenberg-Winter, Renate Haußmann: Alles, was in mir steckt. Kreatives Schreiben im systemischen Kontext.
  • M. Gräßer, D. Martinschledde, E. Hovermann: Therapietools Therapeutisches Schreiben.
  • Silke Heimes: Warum Schreiben hilft. Die Wirksamkeitsnachweise zur Poesietherapie.
  • Birgit Schreiber: Schreiben zur Selbsthilfe. Worte finden, Glück erleben, gesund sein.
  • Carmen Unterholzer: Es lohnt sich, einen Stift zu haben
  • James W. Pennebaker: Heilung durch Schreiben. Ein Arbeitsbuch zur Selbsthilfe.
  • Silke Heimes: Kreatives und therapeutisches Schreiben. Ein Arbeitsbuch.
  • Petra Rechenberg-Winter (Hg.): Praxisfelder des kreativen und therapeutischen Schreibens
  • Sylvia Winnewisser: Einfach die Seele frei schreiben. Wie sich therapeutisches Schreiben auf die Psyche auswirkt.
  • Elena Brower: practice you
  • Rossi Fox: 365 Journaling Ideas
  • Lynn Nelson: Writing and Being
  • Andrea Campbell: Your Corner oft he Universe. A Guide to Self-Therapy through Journal Writing
  • Kathleen Adams: Journal to the Self: Twenty-two Paths to Personal Growth.
  • Elizabeth Gilbert: Big Magic
  • Natalie Goldberg: Wild Mind
  • Natalie Goldberg: The True Secret of Writing
  • Anne Lamott: Wort für Wort (Bird by Bird)
  • Meredith Marahn (Ed): Why We Write About Ourselves. Twenty Memoirists on Why They Expose Themselves (and Others) in the Name of Literature
  • Ray Bradbury: Zen in der Kunst des Schreibens
  • Julia Cameron: Von der Kunst des Schreibens
  • Stefan Bollmann: Frauen die schreiben leben gefährlich

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0 Antworten

  1. Ich habe schon mehrmals bemerkt, dass ich tatsächlich anders schreiben, je nach dem, ob ich mit der Hand oder dem Computer schreibe. Damit meine ich nicht das Schriftbild (that´s obvious), sondern den Stil: Wenn ich literarisch schreiben will (Kurzgeschichten z.B.), dann tue ich das lieber am Computer, da ist mein Stil „geschliffener“, machmal präziser; journaling: natürlich mit der Hand – und spannend wird´s bei der Lyrik: ich entwickle ein Gedicht oder Haiku meist mit der Hand, schreibe es dann irgendwann aber nochmal am Computer – und manchmal verändert sich dann noch etwas. Es ist sooo faszinierend, immer noch mehr und anderes auszuprobieren…

    1. Das geht mir ähnlich!

      Meine Texte von Ausbildungen und Seminaren tippe ich hinterher in der Reflexion nochmal ab. Über die Jahre hat sich so ein echter Schatz gebildet.

      Gedichte wirken für mich auch durch ihre visuelle Erscheinung auf dem Papier, den Weißraum, die Leere dazwischen und rundherum … und manche zeitgenössische Poet*innen experimentieren damit ganz wunderbar, finde ich..

      1. Jaaa – dieses experimentieren mit Lücken, Absätzen, Zwischenräumen mag ich auch (so lange es nicht zwanghaft – manieristisch wird… das ist wohl die Falle, die bei jedem Stilmittel lauert…). In diesem Moment finde ich das geradezu philosophisch: mit der Leere, mit dem Zwischen-Raum zu spielen… das passt auf so vieles – hach, ich freu mich grad daran! 🙂

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