So überwindest du deine Angst vor Sichtbarkeit

Mutig werden

„Auf facebook live gehen“.

Jeden Tag steht dieser Punkt auf meiner To-Do-Liste.

Jeden Tag habe ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich ihn sehe.

Jeden Tag bleibt dieser Punkt unerledigt.

Und jeden Tag verschiebe ich ihn auf den nächsten. Und auf den nächsten. Und dann auf die nächste Woche.

Bin ich faul? Undiszipliniert? Unambitioniert? Unorganisiert?

Nein.

Ich habe Angst vor dem Sichtbar-Sein.

Angst vor dem Scheitern, Angst vor der Scham, Angst vor Zurückweisung.

Das war Ende 2019.

Anfang 2020, pünktlich zum Beginn der Pandemie, habe ich dann eine 21-Tage-live-Challenge gestartet und bin JEDEN Tag live gegangen. Auch dann, wenn ich dachte, ich hätte überhaupt nichts zu sagen, meine Haare sähen furchtbar aus und das Licht würde meine Falten noch deutlicher zutage bringen.

Ein paar Jahre zuvor hatte ich zu bloggen begonnen. Obwohl ich damals höchstens ein Zehntel meiner heutigen Leser*innen hatte, haben meine Finger jedes Mal gezittert, wenn ich auf „Veröffentlichten“ geklickt habe. Mein erster Online-Schreib-Jahreskurs im Jahr 2017 hatte gerade mal zehn Teilnehmerinnen, weil ich es nicht geschafft hatte, über meinen Schatten zu springen und vor dem Start ein paar zusätzliche Mails auszuschicken.

So groß war damals meine Angst vor Zurückweisung.

„Scham zerfrisst genau den Teil von uns, der daran glaubt, dass wir etwas verändern können.“ ~ Brené Brown

Heute haben meine Online-Kurse weit über hundert Teilnehmerinnen, ich gehe zweimal die Woche voller Vergnügen live auf facebook, und wenn ich mein Goldstück ausschicke, zucke ich nicht mal mehr mit der Wimper.

Ist meine Angst vor Sichtbarkeit verschwunden? Habe ich meine Furcht vor Zurückweisung überwunden?

Nicht ganz.

Aber ich tue, was ich tun muss, um meine Träume zu verwirklichen – trotz der Angst, trotz der Scham, trotz des Unbehagens, das jedem neuen Schritt in die Welt, in die Weite, in die Größe, in die Sichtbarkeit innewohnt. 

Oder gerade WEGEN all dem.

Weil ich wachsen und frei sein will. 

Wie können wir die Angst vor dem Sichtbar-Werden transformieren und sie in Motivation und Handlungsenergie verwandeln? Dazu müssen wir zuerst einmal verstehen, woher sie kommt.

Wir alle tragen Scham-Wunden in uns

Ich bin sechs oder sieben Jahre alt.

Es ist halb acht Uhr morgens und ich stehe auf dem kleinen Platz vor dem Schulgebäude und warte darauf, dass das Schultor sich öffnet. Genauso wie die anderen Kinder, die sich hier versammelt haben.

Der Direktor kommt und bahnt sich seinen Weg durch die bunten Jacken und Schultaschen. „Guten Morgen“, sagt er, und alle Kinder antworten artig „Guten Morgen, Herr Direktor!“

Alle außer mir.

Nicht weil ich unartig wäre. Nicht weil ich bockig oder rebellisch bin. Ich bin einfach nur introvertiert, und der große Mann mit dem dicken Bauch, dem grauen Staubmantel und dem schwarzen Regenschirm schüchtert mich ein.

An diesem Morgen kommt er auf mich zu, seine riesige Gestalt baut sich vor mir auf, aber ich wage nicht, die Augen zu heben. Er bohrt die Spitze seines Regenschirms in meinen Bauch. „Na, höre ich kein ,Guten Morgen‘ von dir?“ sagt er.

Und ich will ja. Will ja Guten Morgen sagen. Will ein gutes Kind sein.

Aber ich kann einfach nicht. Nicht das leiseste Piepsen kommt über meine Lippen. Meine Kehle ist zugeschnürt, mein Körper eingefroren.

Ich wünschte, der Schulhof würde sich unter mir auftun und mich verschlucken.

Ich wünschte, ich wäre unsichtbar.

Vielleicht hast DU ganz andere Schamwunden erlebt als ich. Vielleicht haben deine Eltern dich für schlechte Noten geschimpft, vielleicht hat sich jemand über dein Aussehen lustig gemacht oder über die Art, wie du getanzt oder gesungen hast, vielleicht gefielen deiner besten Freundin deine Zeichnungen nicht, vielleicht hielten deine Geschwister dich für zu jung oder zu dumm, um mit ihnen zu spielen, vielleicht ist dein erster großer Schwarm auf ein anderes Mädchen abgefahren statt auf dich.

Egal, welcher Art unsere Scham-Wunden sind – wir alle tragen sie tief in uns. Je sichtbarer wir werden, desto sichtbarer werden auch diese Wunden. Sie kommen an die Oberfläche, sie lassen die alten, schmerzvollen Erfahrungen wiederaufleben. 

Und das ist gut so. 

Denn nur so können sie heilen.

Heute, als erwachsene Frau, blicke ich mit Liebe und Mitgefühl auf das kleine Mädchen am Schulhof. Ich nehme es in den Arm. Ich erkläre ihm, dass mit ihm alles in Ordnung ist. Dass es okay ist, schüchtern zu sein. Dass es ein wundervolles, zartes Wesen ist und dass es solchen Situationen nicht mehr hilflos ausgeliefert ist, weil ich jetzt da bin, um es zu schützen.

Sichtbar zu werden bringt uns mit unseren tiefsten Wunden in Kontakt. Es lässt uns den Schmerz der Scham fühlen, die Angst vor Zurückweisung, das Gefühl, etwas sei mit uns nicht in Ordnung.

Wenn wir das verstehen, können wir all das umarmen und transformieren.

SICHTBAR ZU WERDEN BRINGT UNS MIT UNSEREN TIEFSTEN WUNDEN IN KONTAKT. 

WENN WIR DAS VERSTEHEN, KÖNNEN WIR UNSEREN SCHMERZ UND UNSERE SCHAM UMARMEN UND TRANSFORMIEREN.

Wir werden sichtbar in all unserer Verletzlichkeit.

Wir sind jetzt in der Lage, uns selbst zu schützen.

UND wir können neue, beglückende Erfahrungen machen, die die alten nach und nach überschreiben.

Gell, Herr Direktor?

Kollektive Ängste und Wunden

Unter meinen Coaching-Klientinnen und Freundinnen sind zahlreiche Frauen, die ein uraltes Wissen in sich tragen. Ein Wissen um den Mond, um Kräuter, um die Elemente, um die Zyklen von Mutter Erde und allen Planeten, um die Zyklen von uns Frauen, und wie das alles zusammenhängt. Sie haben dieses Wissen nicht von irgendjemandem gelernt – bestenfalls wurden sie von anderen an das erinnert, was seit Anbeginn in ihnen schlummert.

Diese Frauen sind überaus intuitiv. Sie berühren andere mit ihren Worten oder Händen oder einfach mit ihrer Präsenz – und irgendetwas heilt.

All diese Frauen haben existenzielle Angst. Angst davor, sich zu mit diesen Gaben zu zeigen. Angst, mit ihnen Geld zu verdienen. Angst, „aufgedeckt“ zu werden.

Und so machen sie eine Ausbildung nach der anderen, um verzweifelt eine Legitimation für das zu finden, was sie tun (was natürlich nie funktioniert, denn die Angst hat andere Wurzeln). Sie verlangen viel zu wenig Geld für ihre Arbeit. Sie erstellen Websites, um sichtbarer zu werden, aber in Wirklichkeit verstecken sie sich auf diesen Seiten. Sie verlieren sich in allgemeinem Bla-Bla, verwenden die Worte anderer, verwässern ihre Botschaft – und all das nur, um sich zu schützen.

Und wieso?

Weil in unser aller Knochen die nackte Angst  gespeichert ist. Die Angst derer, die Gefahr liefen, auf dem Scheiterhaufen verbrannt zu werden, wenn sie sich mit ihren ursprünglichen und intuitiven Gaben zeigten. Die Angst derer, die ihr Können und ihre Kompetenz  versteckten MUSSTEN, um nicht Gefahr zu laufen, dafür geächtet, verschmäht, beschuldigt und im schlimmsten Fall ermordet zu werden. Die Angst all der Frauen, die über Jahrhunderte ihre Größe im Verborgenen halten mussten, um nicht mit dem Leben dafür zu bezahlen, sich zu zeigen.

Verstehst du? Die Scham und die Angst, die du transformierst, sind nicht nur die deinen.

Deshalb dauert es so lange.

Deshalb kostet es so viel Kraft.

Deshalb fährt dir der damit verbundene Schmerz bis in die Eingeweide.

Und genau deshalb bist du gerufen, dich diesem Heilungsprozess zu stellen.

Denn du tust es nicht nur für dich.

Jenseits der Scham wartet der Erfolg

„Ein von Scham erfüllter Geist kann nicht lernen“ – das hat die berühmte Meditationslehrerin Sharon Salzberg kürzlich in einem podcast gesagt.

Oh, wie recht sie damit hat.

Erfolg ist das Ergebnis von vielen, vielen Erfahrungen des Scheiterns und Daraus-Lernens. 

Aber ein von Scham erfüllter Geist hat unendlich viel Angst vor dem Scheitern, vor Fehlern, vor dem Straucheln, davor, nicht von Anfang an alles gut und richtig zu machen. 

Deshalb verstecken wir uns hinter unserem Perfektionismus und lähmen uns mit ihm in unserem Vorankommen.

Deshalb kreieren wir lieber NICHTS, als etwas MITTELMÄSSIGES zu kreieren.

Deshalb warten wir auf den „richtigen Zeitpunkt“, statt einfach mal zu machen, zu scheitern, weiterzumachen, wieder zu scheitern, wieder weiterzumachen – und irgendwann den Dreh raus zu haben.

„Perfectionism is the voice of the oppressor.“ ~ Anne Lamott

„In order to go on living one must try to escape the death involved in perfectionism.“ ~ Hannah Arendt

Du stirbst nicht, sondern lebst besser weiter

Wenn wir den mutigen Entschluss fassen, trotz unserer Angst sichtbar zu werden, geschieht etwas Wundervolles.

Wir erkennen, dass es sich zu Beginn zwar höchst unbehaglich anfühlt, sichtbar zu sein, aber dass wir daran nicht sterben.

Selbst wenn wir – weithin für alle sichtbar – scheitern, ist das Schlimmste, das geschehen kann, ein Gefühl.

Und wenn wir erst mal gelernt haben, gut für uns zu sorgen, unsere Gefühle zu fühlen, unsere Wunden zu lecken und dann stärker als zuvor weiterzumachen, brauchen wir auch davor keine Angst mehr zu haben.

Du stirbst also nicht, wenn du sichtbar wirst (auch wenn du diese existenzielle Angst davor in dir trägst), sondern du lebst weiter – und zwar viel besser, freier und stärker als zuvor. 

Versprochen.

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