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10 Tipps zum Dranbleiben (auch ohne Motivation) 

 Oktober 13, 2021

Meine Arme sind seit zwölf Minuten auf Schulterhöhe ausgestreckt. Sie wiegen ungefähr eine Tonne - jeder davon. 

Ich versuche, mein Kiefer zu entspannen, meine verkrampfte Gesichtsmuskulatur weich werden zu lassen, zu meinen Sitzbeinhöckern hinzuspüren, die sich in das weiße Schaffell unter meinem Allerwertesten bohren, und freundliche Gedanken zu denken. 

Meine Arme wiegen trotzdem eine Tonne.

Von Minute zu Minute werden sie schwerer - genauso wie mein innerer Dialog immer mehr in Aufruhr gerät. 

"Wozu tu ich mir das eigentlich an? Ich könnte auch zuhause auf dem Sofa liegen und heiße Schokolade trinken! Das hier ist viel zu ANSTRENGEND und ich habe KEINE LUST mehr!"

Zum Glück erlöst mich eine Stimme von dem Geschnatter in meinem Kopf. 

"Wenn du keine Lust mehr hast, wird es erst richtig interessant", sagt sie. Die Stimme stammt von meiner Kundalini Yoga Lehrerin.

Meine Mundwinkel ziehen sich nach oben. Zugegeben, mein Lächeln ist ein wenig gequält - aber ich lächle.

Denn es ist wahr:

Dort, wo wir Grenzen ausloten, erweitern oder sogar sprengen, wird das Leben erst so richtig interessant. Dort, wo es anstrengend wird, wo das, was wir bisher gemacht haben, nicht mehr funktioniert oder unbefriedigend wird - dort wird es spannend, dort knistert und funkelt das Leben, dort dringen wir in sein Mark vor, dort lernen wir uns und unsere inneren Kräfte erst so richtig kennen. 

Natürlich spreche ich hier nicht von jener ermüdenden Anstrengung, die wir empfinden, wenn wir einer Arbeit nachgehen, die uns weder erfüllt noch beflügelt, wenn wir in Beziehungen bleiben, die nur noch mühsam sind und nirgendwo hin führen, oder wenn wir uns körperlich auf eine Weise auslaugen, die uns nicht gut tut, nur weil wir denken, wir sollten oder müssten. 

Von meinen buddhistischen Lehrer*innen habe ich den Begriff der "freudvollen Anstrengung" gelernt - und er hat mir die Augen geöffnet.

Dafür, dass selbst gewählte Anstrengung zwar noch immer anstrengend ist, aber eben auf eine freudvolle Art, weil sie uns erkennen lässt, wozu wir fähig sind und was alles in uns steckt. 

Diese Art von Anstrengung erschöpft uns nicht dauerhaft - im Gegenteil, sie wird zur Energiequelle. 

Und doch lehnen wir sie oft ab. Und doch fällt uns das Dranbleiben schwer, sobald die Anfangs-Euphorie nachgelassen hat und die Mühen der Ebene auf uns warten. Und doch meldet sich der innere Saboteur ganz laut und will uns weismachen, dass

  • Anstrengung und Dranbleiben sich nicht lohnen
  • es nicht der richtige Weg ist, wenn es nicht leicht geht
  • wir es verdient haben, dass uns alles in den Schoß fällt, ohne dass wir etwas dafür tun müssten

Klar - es ist nicht einfach, diesen inneren Saboteur von der inneren Antreiberin zu unterscheiden, die uns ständig mehr Leistung abverlangt.

Mir persönlich hilft dann die Frage: Ist es die Stimme der Liebe, die ich da gerade höre? 

Manchmal ist die Stimme der Liebe sanft und sagt: "Genug für heute. Ruh dich jetzt aus, mein Schatz."

Und manchmal gibt sie mir einen Tritt in den Hintern und sagt: "Hey, fokussier dich! Komm in die Gänge! Du hast ein klares Ziel, mach jetzt den nächsten Schritt darauf zu!"

Und dann gibt es natürlich noch jede Menge Mindset Hacks, die mir helfen, voranzuschreiten, auch wenn es anstrengend wird und ich eigentlich keine Lust mehr habe. 

Zehn dieser Hacks habe ich hier für dich zusammengestellt:


# 1 Scheitern ist ein Teil des Plans

Viele meiner Coaching-Klientinnen träumen davon, sich selbstständig zu machen, in Freiheit zu leben, sich beruflich zu verwirklichen. Wenn es dann nicht gleich auf Anhieb klappt, sind sie frustriert, ziehen sich gekränkt zurück, zweifeln alles an. 

Dabei ist es eher die Ausnahme als die Regel, dass gleich die erste Idee aufgeht, dass alles von Beginn an wie am Schnürchen klappt. Durch Misserfolge lernen wir. Uns immer wieder zu verlaufen ist Voraussetzung dafür, schließlich den richtigen Weg zu finden. Und wer tut, was zuvor niemand getan hat, muss nun mal damit rechnen, dass es keine fixfertige Gebrauchsanleitung gibt. 

Scheitern als Teil des Plans zu betrachten entlastet ungemein - und hilft uns, beim ersten Misserfolg nicht gleich das Handtuch zu werfen oder tagelang schmollend und gekränkt auf dem Sofa zu liegen und es dem Leben übel zu nehmen, dass unser Mut und unser Engagement nicht sofort belohnt wurden. 


# 2 Motivation schickt nicht der Himmel

Woher kommt Motivation? Nicht aus dem Universum, sondern aus unseren Gedanken. 

Darauf zu warten, dass wir ständig ganz von selbst motiviert sind, macht uns abhängig - wir geben Verantwortung und damit auch unsere Selbstwirksamkeit ab. 

Wir können Motivation selbst kreieren, indem wir unsere Gedanken managen. So wird Lustlosigkeit zu Elan, Trägheit zu Begeisterung, und unser "Määääh" zu einem "Let's go!" 

Außerdem reicht die größte Motivation der Gewohnheit nur bis ans Knie (noch so ein schöner Satzvon meinen buddhistischen Meister*innen ;-)). 

Also verlasse ich mich lieber darauf, gute Gewohnheiten zu etablieren und zu verankern, als darauf, dass zufällig die Motivation beim Fenster hereinfliegt, wenn es gilt, die Ärmel hochzukrempeln und etwas anzupacken. 

WIR MÜSSEN UNS NICHT VON UNSERER MOTIVATION ABHÄNGIG MACHEN. WIR KÖNNEN SIE SELBST KREIEREN, INDEM WIR UNSERE GEDANKEN MANAGEN.



# 3 Selbstdisziplin = eine klare Richtung haben

Disziplin hat möglicherweise deshalb keinen guten Ruf, weil sie oft missbraucht wird. 

Selbstdisziplin jedoch ist etwas sehr, sehr Liebevolles - und die Voraussetzung für wahre Freiheit. Denn die besteht nicht darin, jedem Impuls zu folgen wie ein kleines Kätzchen, das mal jenem Schmetterling nachjagt und dann dem nächsten, bevor es sich wieder von etwas anderem ablenken lässt.

Selbstdisziplin bedeutet, eine klare Richtung im Leben zu haben, und das eigene Handeln danach auszurichten. Natürlich darf das spielerisch sein; natürlich brauchen wir auch Freiräume, Spontaneität und Impulsivität. 

Aber die Richtung müssen wir kennen - und uns immer wieder an sie erinnern.

"Discipline is remembering what you want."
~ David Campbell
"Disziplin bedeutet, dich daran zu erinnern, was du willst."
~ David Campbell


# 4 Daran besteht kein Zweifel

Wusstest du, dass Menschen im Durchschnitt acht (!) Anläufe brauchen, um etwas in ihrem Leben zu verändern? 

Klar, die Beharrungskräfte sind stark. 

Aber dass du etwas noch nicht geschafft hast, bedeutet nur, dass du bis jetzt nicht die richtige Strategie gefunden hast, oder dass es eben noch zwei, drei weitere Versuche braucht. 

Wir wissen vielleicht noch nicht, wie. 

Wir haben auch keine Ahnung, wie lange es dauern wird (in den meisten Fällen dauert es doppelt so lang wie in unserer Fantasie 😉 )

Aber DASS es eine Möglichkeit gibt und wir sie nur noch finden müssen - daran besteht kein Zweifel.

Kein Kind dieser Welt zweifelt daran, dass es laufen lernen wird, nur weil es ein paar hundert Mal hinfällt. Können wir in UNSERE Fähigkeit, den Dreh irgendwann rauszubekommen, auch so viel Vertrauen haben? 


#5 Geht nicht? Gibt's. Aber ...

Dennoch bin ich keine Freundin von "Geht nicht gibt's nicht". Manche Dinge gehen vielleicht wirklich nicht; manches, was wir uns in den Kopf gesetzt haben, ist so vielleicht wirklich nicht möglich. Und wir sind nicht allmächtig. Wir brauchen nicht nur Selbstvertrauen, sondern auch Demut und Hingabe.

Aber so schnell lasse ich mir "Geht nicht" von meinem Köpfchen nicht einreden. "Geht nicht" glaube ich erst, wenn ich wirklich ALLES versucht habe, wenn ich bereit war, zu lernen, zu experimentieren, zu scheitern, hinzufallen und hundert Mal wieder aufzustehen. 

Wenn mir mein Gehirn also mit "Das geht einfach nicht" kommt, stelle ich mir sofort die Frage: "Habe ich alles versucht?"


# 6 Hurra, ein Fehler!

Eine liebe Freundin von mir quittiert jedes Hoppala, jeden Schnitzer und jedes Missgeschick mit einem freudig geträllerten "Hurra, ein Fehler!"

Ich finde, das ist eine sehr schöne Haltung - und eine, die in unserer fehlerfeindlichen Kultur ganz schön viel Mut und Eigensinn erfordert. 

Tatsächlich sind Fehler ganz wunderbar, um zu lernen. Fehler sind Geschenke an uns selbst. 

Wer tut, was er immer getan hat und was Tausende vor ihm getan haben, wird vermutlich nicht viele Fehler machen. Und auch nicht viel lernen. 

Wer Neues wagt und mutige Wege geht, wird viele Fehler machen - und sehr viel lernen. 


# 7 Gegenwind ist ein gutes Zeichen

Zu jeder Kraft gibt es eine Gegenkraft - das ist ein physikalisches Gesetz. 

Und die Erfahrung zeigt: Wenn wir in Bewegung kommen, wenn wir etwas Ungewohntes tun, wenn wir Fahrtwind aufnehmen, dann treten Gegenkräfte auf den Plan.

Ich habe mir angewöhnt, mit diesen Gegenkräften nicht nur zu rechnen, sondern sie als gutes Zeichen zu deuten. Und wenn meine Klientinnen mir erzählen, welche Schwierigkeiten plötzlich auftreten, wenn sie vom Träumen ins Tun kommen, dann gratuliere ich ihnen herzlich dazu. Ihre Kraft ruft Gegenkräfte hervor. Wunderbar!


# 8 Wie süß, ein Selbstzweifel! 

An uns selbst zu zweifeln ist ganz normal, und wir müssen unsere Selbstzweifel auch gar nicht loswerden, um unsere Ziele zu erreichen und ein Leben zu erschaffen, das unsere wahre Natur widerspiegelt. 

Es genügt, sie als das wahrzunehmen, was sie sind: Sätze in unserem Kopf ohne Wahrheitsgehalt. 

Wir können sie untersuchen und ihre Botschaft verstehen (und das kann manchmal sehr klärend sein).

Manchmal genügt es aber, sie mit einem "Ah, wie süß! Wieder mal ein Selbstzweifel!" zu quittieren und dann einfach weiterzumachen, ohne uns von ihnen beirren zu lassen.

Niemand zwingt uns dazu, unsere Selbstzweifel zu glauben. Und, wie Viktor Frankl so schön sagte: Wir müssen uns von uns selbst nicht alles gefallen lassen!


“Doubt kills more dreams than failure ever will.”
~ Suzy Kassem


# 9 Es geht gar nicht ums Ziel

Menschen mit klaren Zielen sind glücklicher. Sie haben Richtung, Struktur und Orientierung im Leben. Natürlich müssen es die "richtigen" Ziele sein - also solche, die unseren eigenen Werten entsprechen und nicht denen anderer Menschen, und solche, die uns auf einen gewünschten Zustand ZU führen statt WEG von etwas, das wir ablehnen. 

In Wirklichkeit aber geht es gar nicht darum, ob wir unser Ziel erreichen oder nicht. Ob ich meine Arme beim Kundalini Yoga irgendwann mal 60 Minuten lang waagrecht in der Luft schweben lassen kann, ist im Grunde völlig irrelevant. Ob ich je einen Marathon laufen, einen Doktortitel haben oder fünf Kilo abnehmen werde,  ist relativ bedeutungslos. 

Wer ich WERDE, indem ich es versuche, indem ich dranbleibe, meinen Geist und meinen Körper schule - darauf kommt es an!

Als ich von Florenz nach Assisi gepilgert bin, habe ich mir selbst ausdrücklich erlaubt, dieses Abenteuer abzubrechen, wenn es aus irgendeinem Grund wirklich nicht mehr gehen sollte. Ich habe mir aber auch versprochen, nur aus den "richtigen" Gründen abzubrechen - Gründen, die meinen Werten entsprechen. Dann, so dachte ich, war es eben DAS, was ich zu lernen hatte. 

Diese Haltung hat mich weit gemacht. Statt verbissen auf mein Ziel zuzumarschieren, bekam das ganze Unterfangen einen experimentellen Charakter. Ich war einfach neugierig auf den Ausgang. 

"Be all in and unattached" - nochmal eine buddhistische Weisheit! Und eine sehr schöne Lebenshaltung, finde ich. 

"Ein Ziel ist nicht immer zum Erreichen da, oft dient es nur zum richtigen Zielen."
~ Bruce Lee


# 10 Wer A sagt muss nicht B sagen

Und was, wenn das Pferd wirklich tot ist? Was, wenn wir uns WIRKLICH verrannt haben? 

Dranbleiben um des Dranbleibens willen (oder weil das Ego sich aufplustert) macht wenig Sinn. Wem wollen wir damit etwas beweisen? Und wie hoch ist der Preis dafür? 

Mit meiner Kundalini Yogalehrer-Ausbildung habe ich knapp vor dem Abschluss aufgehört - und ich mochte meine Gründe dafür. Das Pferd war einfach mausetot. 

Aber woran erkennen wir den Unterschied? Woher wissen wir, ob wir einfach keine Lust mehr haben, uns "freudvoll anzustrengen", oder ob diese Anstrengung längst ihren Sinn und Zweck verloren hat? 

Ich glaube, das kann uns nur unser Herz verraten. 

Brennst du (noch) für eine Sache? Würde es dich am Ende deines Lebens traurig machen, wenn du nicht dranbleiben würdest? Oder geht es ums Loslassen von Träumen und Zielen, die längst hohl und schal geworden sind, und einfach nicht mehr stimmen?

Wer A sagt, muss nicht B sagen. Aber wer A sagt sollte zumindest seine Gründe dafür mögen, vor dem B in eine andere Richtung abzubiegen.


LAya Commenda Schreiben Coaching


Wusstest du, dass es in der DEEP JOURNALIG ACADEMY die besten Tools gibt, mit denen du jeden Tag ganz einfach deine Gedanken und Gefühle managen kannst? 

 

Buchtipps und Ressourcen:

  • Liebe Laya
    Danke für dein Goldstück. Diese zehn Tipps zu lesen und darüber nachzudenken, haben wir sehr gut getan und mich zur Ruhe lassen kommen. Im Moment schreit und tobt es in verschiedenen Bereichen meines Lebens heftig, weil ich Wege gehe, die in keine Schublade passen und von der Norm abweichen. Heftiger Gegenwind bläst mir entgegen. Doch ich bleibe dran? Danke für deine Zeilen, Evelin?

    • Vielen Dank für deine Worte, liebe Evelin! Oh, ich kann mir soooo gut vorstellen, wie sich das im Moment anfühlt! Wie einer meiner buddhistischen Lehrer (schon wieder!!!!) wohl sagen würde: Manchmal brauchen wir eine steife Oberlippe, wenn uns der Wind ordentlich ins Gesicht bläst – und das tut er garantiert, wenn wir uns den Schubladen verweigern und von der Norm abweichen ?

      Danke für dein Dranbleiben und deinen Mut!
      Herzlich, Laya ?

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