Reine Glücksache: Best Possible Self

Laya Commenda blickt zielgerichtet zur Seite

Die gute Nachricht: Glück ist alles andere als reine Glücksache! Eine große Portion unseres Lebensglücks liegt in unserer eigenen Hand. Wie glücklich wir sind, hängt viel weniger von äußeren Umständen als von uns selbst ab – von unserer Wahrnehmung, unserem Fokus, unseren Gedanken und unseren Aktivitäten.

Genau darum geht es in der Positiven Psychologie. Was bringt uns Menschen zum Aufblühen? Wie können wir nicht nur ein angenehmes, sondern auch ein bedeutsames und sinnerfülltes Leben leben – und das mit vollem Engagement?

Theorie gibt’s dazu jede Menge – ich aber will wissen, ob und wie es ganz praktisch funktioniert. Jeden Monat teste ich deshalb eine Glücks-Aktivität, deren Wirksamkeit wissenschaftlich erwiesen ist, und teile meine Erfahrungen mit euch. Viel Vergnügen – und viel Glück!

Glü-X-periment

Viele Menschen gehen von dem Leben aus, das sie in der Vergangenheit geführt haben und das sie in der Gegenwart führen, und extrapolieren dieses Leben dann in die Zukunft. Das ist so, als würde eine Kugel eine bestimmte Bahn entlanglaufen, und aus ihrer momentanen Richtung und Geschwindigkeit würde man bestimmen, wo sie in einem Jahr ist, in fünf Jahren und in zehn Jahren. In der Physik funktioniert das tatsächlich so. Mechanik nennt man das. Und Determinismus.

Neue Sichtweise

An dieser Sichtweise aufs Leben fehlt allerdings etwas ganz Wesentliches. Du bist nämlich nicht nur die Kugel, die auf ihrer Lebensbahn dahinrollt, du bist auch Bewusstsein. Du bist dein Höheres Selbst. Deine eigene Beobachterin. Die Regisseurin deines Lebens. Und du kannst, wenn du willst, der Kugel jederzeit einen Schubs in eine andere Richtung geben.

Klingt gut? Ist es auch. Allerdings haben die meisten Menschen keine Klarheit darüber, wohin sie eigentlich rollen wollen. Da gibt es vage Vorstellungen von einer „besseren Zukunft“, von einem „kreativeren Leben“ oder von „mehr Fülle und Erfüllung“. Was das aber genau für sie bedeutet, wissen viele Menschen nicht. Daher geben sie ihrer Lebenskugel mal einen kleinen Schubs hierhin, dann wieder einen kleinen Schubs dorthin, und wundern sich, dass sich das alles ziemlich chaotisch anfühlt, aber nicht zu echten Veränderungen führt. (Die chaotischen Phasen gehören natürlich auch dazu. Besonders groß ist die Verwirrung dann, wenn der Durchbruch zur Klarheit knapp bevorsteht. Diese Klarheit hält an, bis die nächste Verwirrung ansteht – und das nächste Level an Klarheit 😉 ) 

Was hilft, um Klarheit zu finden?

Ganz einfach: Anstatt aus der Gegenwart in die Zukunft zu blicken, reisen wir in die Zukunft, und blicken von dort aus auf die Gegenwart! Denn dann erkennen wir, wohin wir wollen. Und wir erkennen, welche Entscheidungen wir treffen und welche Schritte wir setzen müssen, um dorthin zu gelangen!

Dass Schreiben hilft, um schwierige Gefühle und Traumata zu verarbeiten, war schon lange wissenschaftlich erwiesen, als im Jahr 2001 eine Psychologin namens Laura King auf den Plan trat und zeigte, dass über ein erfolgreiches Zukunfts-Selbst zu schreiben unseren Optimismus steigert und uns hilft, unser Verhalten bewusst zu steuern.

Voilá! Eine Glücks-Aktivität namens „Best Possible Self“ war geboren. Seit Laura Kings bahnbrechender Studie haben viele Forscher*innen die Wirksamkeit dieser Aktivität nachgewiesen und zahlreiche Variationen erfunden und getestet, um diese Wirksamkeit noch zu steigern.

„Best Possible Self“ – so funktioniert’s:

1. Nimm dir 20 Minuten Zeit, komm an einen ruhigen Ort und leg Stift und Papier bereit.

2. Denk an deine Zukunft und stell dir vor, dass dein Leben so großartig wie nur irgendwie möglich verlaufen ist. Du hast an dir gearbeitet und all deine Lebensziele erreicht. Stell dir vor, dass du all deine Lebensträume verwirklicht hast. Schreib nun über die Bilder, die in dir aufgetaucht sind.

3. Wiederhole diese Übung vier mal, jeweils im Abstand von einer Woche. Wenn du möchtest, verwende folgende Varianten:

Variante A: Beziehe die Beschreibung deines „Best Possible Self“ auf einen bestimmten Lebensbereich, zum Beispiel Gesundheit, Beziehungen, Beruf und Berufung oder Geld und Wohlstand.

Variante B: Verkürze das Schreiben auf 15 Minuten und nutze die letzten fünf Minuten, um dein „Best Possible Self“ so lebendig und plastisch wie möglich zu visualisieren!

Variante C: Schreib auch über ein Hindernis oder ein Problem, mit dem du auf dem Weg zu deinem besten Zukunfts-Selbst konfrontiert warst – und wie du es überwunden bzw. gelöst hast!

„Best Possible Self“ – das bringt’s:

Dir Zeit zum Schreiben zu nehmen hat an sich schon jede Menge Vorteile. Es fördert deine Gesundheit, deine Selbstwahrnehmung und dein Selbstbewusstsein. Es hilft dir, deine Emotionen zu managen und steigert dein Gefühl für deine Selbstwirksamkeit.

Über dein „Best Possible Self“ zu schreiben bringt aber noch viel mehr. um Beispiel Klarheit über deine wahren Wünsche und Lebensträume. Statt vage Vorstellungen von einer besseren Zukunft zu haben, bringst zu ganz konkret zu Papier, wie dein bestmögliches Leben für dich aussieht. Dadurch richtest du dich innerlich auf diese Vision aus. Du wirst optimistischer und rechnest eher mit positiven Veränderungen als mit negativen. Das wiederum verändert die Wahrnehmungsfilter in deinem Gehirn. Du erkennst neue Möglichkeiten und Handlungsoptionen, die dich deinen Visionen und Wünschen näher bringen.

Außerdem werden dir beim Schreiben potenzielle innere Konflikte bewusst. Wenn du zum Beispiel ein großes Karriere-Ziel hast, gleichzeitig aber deine Familie das wichtigste in deinem Leben ist, wirst du beim Schreiben merken, dass es hier einen Wertekonflikt gibt, mit dem du dich auseinandersetzen musst, weil er dich sonst daran hindern wird, deine Ziele zu erreichen. Dir wird vielleicht auch bewusst, dass manche deiner Träume gar nicht deine eigenen sind. Vielleicht hast du sie von deiner Familie übernommen, von deinem Partner oder von Freund*innen oder Arbeitskolleg*innen. So hilft dir das „Best Possible Self“ zu klären, welche Visionen und Träume wirklich aus deinem Herzen kommen und es wert sind, sie voller Tatendrang und Schaffenskraft zu verwirklichen!

„Best Possible Self“ – so ging’s mir damit:

Gut natürlich 🙂 Zu schreiben liebe ich sowieso, und dann noch über eine goldene Zukunft – wunderbar!

Übrigens habe ich die „Best Possible Self“-Aktivität als Thema für meine erste Semesterarbeit an der Upper East Uni London gewählt. Und weil mich diese Arbeit ganz schön gefordert und ziemlich an meine Grenzen gebracht hat, habe ich gleich mal darüber geschrieben, wie mein Leben aussehen wird, wenn ich mein Master-Studium mit Bravour gemeistert habe. So habe ich immer wieder das große Bild ins Visier genommen, statt mir um die kniffligen Details meiner Semesterarbeit Sorgen zu machen.

Außerdem hat mir diese Glücks-Aktivität einen hinderlichen Glaubenssatz bewusst gemacht. Ich habe bemerkt, dass ein Teil von mir glaubt, erfolgreich zu sein habe einen hohen Preis. Zum Beispiel den, keine Zeit mehr für spirituelle Praxis, ausreichend Bewegung, Vergnügen und Schlaf zu haben. Dieser Glaubenssatz war wie eine innere Handbremse, die mich daran gehindert hat, aus ganzem Herzen und mit vollem Engagement für das einzustehen, was mir wichtig ist.

Innere Handbremsen können wir nur lösen, wenn sie uns bewusst werden – und genau das habe ich getan. Zum Beispiel indem ich mich von Menschen inspirieren habe lassen, die erfolgreich sind UND ein Leben in Balance führen. Oder indem ich mir selbst versprochen habe, immer gut für mich zu sorgen und dieser Selbstfürsorge absolute Priorität zu geben. Egal, wie erfolgreich ich bin oder nicht bin.

„Best Possible Self“ klärt also nicht nur deine Wünsche und Visionen, sondern macht dir auch bewusst, womit du dich noch blockierst und wie du diese Blockaden lösen kannst!

Fazit:

„Best Possible Self“ ist eine geniale Glücks-Aktivität, die du regelmäßig genießen kannst, um dich innerlich auf deine Lebensziele auszurichten – und immer dann, wenn du dir Klarheit über deine Lebensziele wünschst! 

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