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5 Goldsplitter aus Hawaii 

 November 6, 2022

Vier Monate ist es nun her, dass ich mein Heimatland und meine Familie verlassen habe, um rund um die Welt zu reisen. Seit einer Woche bin ich auf Hawaii. 


Obwohl hier alles enorm touristisch ist, und weit entfernt von der ursprünglichen Kraft und Kultur dieser Inseln mitten im Pazifik, macht dieser Ort doch etwas mit mir.


Und was? Fast bin ich versucht, das "T-Wort" in den Mund zu nehmen (mit dem ich bewusst sehr sparsam umgehe): Transformation


Soooo viele Eindrücke, Erkenntnisse und Einsichten zirkulieren in mir - manche noch ganz unausgegoren, andere schon gut integriert -  und ich konnte  mich für dieses Goldstück einfach nicht für EIN Thema entscheiden. Deshalb gibt's diesmal ein Kaleidoskop aus schimmernden Goldsplittern. Enjoy! 


# 1 Unterscheide zwischen der Botschaft und dem Boten 


Während meiner Zeit als emsige buddhistische Praktizierende habe ich viele Enttäuschungen erlebt. Überraschung!  Meine von mir aufs Erleuchtungs-Podest gestellten Lehrer*innen entpuppten sich als  "auch nur Menschen". Damals habe ich gelernt, sehr genau zwischen Lehre und Lehrer*in  zu unterscheiden. 


Bei meinem Reading mit einem vedischen Astrologen an einem schon fast kitschigen Kraftort auf Kauai muss ich genau daran denken. Der Astrologe verkörpert praktisch alles, was mich an der spirituellen Bubble abstößt und mir mittlerweile Würgereflex verursacht: Ganz viel Love-Light-Brother-Sister-We-are-all-one-Bullshit, gemixt mit einer großen Prise spiritual Bypassing und einem Chakra-T-Shirt, aber ohne gelebte Substanz (so wie ich selbst früher ?)


Und dennoch ist das, was er mir aus meinem Chart verrät, höchst aufschlussreich für mich. Ich gehe in Resonanz damit, und es arbeitet in mir. 


Ganz davon abgesehen, dass die eleganten schwarzen Vögel, die direkt neben uns über dem Fluss schweben, dann und wann hinabstoßen und mit Triumphgeschrei und einem Fisch im Schnabel wieder Richtung Himmel schießen, eine noch viel tiefere Botschaft für mich haben. 


Tiere kennen scheinbar keine Lippenbekenntnisse, kein spirituelles Bla-Bla. Wenn sie in besonderen Momenten in meinem Leben auftauchen, haben sie mir praktisch immer etwas Wichtiges zu sagen ... 


# 2 Vergiss die Idee von endgültiger Heilung


Ausgerechnet vor einer perfekten Natur-Kulisse suchen mich diese Woche alte Gespenster heim: Mitten auf dem Kalalau Trail an der paradiesischen Na Pali Küste ereilt mich eine Angst- und Schamattacke. Sie hat ihre Wurzeln in uralten Verletzungen und Beschämungen aus meiner Kindheit, die ich gefühlt schon tausend Mal durch habe - austherapiert, geheilt, transformiert, all das. 


Das Schlimmste, das ich mir selbst in einer solchen Situation antun kann, ist zu denken, es sollte anders sein; ich SOLLTE doch schon "weiter" sein und den alten Kram längst aufgelöst haben. 

DAS SCHLIMMSTE, DAS ICH MIR SELBST ANTUN KANN, IST ZU DENKEN, ICH SOLLTE DOCH SCHON "WEITER" SEIN UND DEN ALTEN KRAM LÄNGST AUFGELÖST HABEN.



Das Liebevollste, das ich tun kann, ist, mir Mitgefühl zu schenken und mich von der Idee zu lösen, wir könnten tief sitzende Verletzungen und Wunden irgendwann endgültig heilen. Manche Dinge werden wir wohl ein Leben lang mit uns tragen  - aber wir können lernen, dies anmutig, würdevoll und mit großem Respekt vor der menschlichen Erfahrung zu tun, statt uns mit dem illusorischen Idealbild eines "geheilten" Menschen noch mehr zu verletzen.  


“The wound is the place where the Light enters you.”
― Rumi



#3 Nein, ich will nicht (immer) glücklich sein


Die Fragen, die meine schwierigen Erfahrungen an der Westküste aufgeworfen haben, beschäftigen mich noch immer. Unser Wirtschaftssystem und unsere Gesellschaft erscheinen mir so grundsätzlich zerbrochen, krank, absurd, roh, gleichgültig und menschenunwürdig zu sein. Die Bilder von abgrundtiefer Hoffnungslosigkeit, von halbnackten, schmutzigen Menschen auf der Straße, mentaler Krankheit, Drogenproblemen, ... verfolgen mich bis in meine Träume. 


Moment mal ... was predige ich immer? Unser Glück hängt nicht von äußeren Umständen ab, sondern immer nur davon, wie wir sie interpretieren? Könnte ich also nicht einfach alles, was ich erlebt habe, anders interpretieren, und unbeschwert und glücklich sein, statt mich jeden Tag mit den großen Fragen der Menschheit zu quälen? 


Doch, könnte ich. 


Will ich aber nicht. 


Ich WILL nicht glücklich sein angesichts dieses Elends. 


Und während ich tatsächlich fest davon überzeugt bin, dass der Unterschied zwischen Himmel und Hölle sich zwischen unseren eigenen Ohren abspielt, glaube ich AUCH, dass niemand von uns LETZTENDLICH glücklich sein kann, wenn wir es nicht ALLE sind. 


Ich versuche, einen weiten, offenen Raum in meinem Inneren für diesen vermeintlichen Widerspruch zu kreieren. 


Mich ins "Sowohl-als-auch" hinein zu entspannen. 


Und mich daran zu erinnern, dass alles gut ist, auch wenn nichts in Ordnung ist.


"Obwohl gar nichts in Ordnung ist, ist alles gut. Ein wirklicher Widerspruch. Aber tragischerweise kommen die meisten Leute gar nicht dazu, zu erkennen, dass tatsächlich alles gut ist, denn sie schlafen. Sie haben einen Alptraum.“
- Anthony de Mello 



#4 Die Fragen lieb haben


"Sich das Gehirn zermartern" - dieser Ausdruck passt perfekt für das, was sich angesichts eben dieser Kontraste und vermeintlichen Widersprüche in mir abspielt. 


Mein hyperaktives Gehirn beißt sich wund an den Fragen, die meine Reise aufwirft. Es ist wie der sprichwörtliche Hund, der stundenlang den falschen Baum anbellt. Es sucht nach Lösungen, die es gar nicht geben kann. 


Die "Lösung", so viel ist mir klar, liegt außerhalb der Reichweite meines Verstandes. Wenn es sie überhaupt gibt, dann vermutlich nur in Form einer neuen Sichtweise auf das "Problem". 


Also übe ich, mich selbst (inklusive meines Gehirns) und meine Fragen lieb zu haben und der Kraft meines (gebrochenen) Herzens zu vertrauen. Es wird schon wissen, wie es zu gegebener Zeit all diese Erfahrungen in Gold verwandelt. Immerhin ist es Kintsugi-Meisterin. There is a crack in everything ...  


"Man muss Geduld haben mit dem Ungelösten im Herzen, und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben, wie verschlossene Stuben, und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind.
 Es handelt sich darum, alles zu leben. Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht allmählich, ohne es zu merken, eines fremden Tages in die Antworten hinein."
- Rainer Maria Rilke


# 5 Das Gegenteil von Angst 

Was ist das Gegenteil von Angst?


Mut? Courage? Liebe? Vertrauen? 


Mit dieser Frage haben meine geliebten Academy-Mitglieder und ich uns kürzlich bei einer Journal Night auseinander gesetzt. 


Dabei haben wir eine erstaunliche Entdeckung gemacht: Auch NEUGIER kann das Gegenteil von Angst sein!


Ein Beispiel: 

Früher habe ich Erfolg dadurch erreicht, dass ich super diszipliniert war, mich voll ins Zeug geworfen und mich oft bis zur Erschöpfung überarbeitet habe. Auf die 50 zugehend wurde mir klar: So geht's nicht weiter. So geht mir langfristig die Puste aus. 

Aber die Vorstellung, aus diesem Modus auszusteigen, jagte mir  panische Angst ein. Ich hatte das Gefühl, ich würde alles verlieren, was ich mir mit so viel Einsatz und Durchhaltevermögen aufgebaut hatte. Ich KANNTE einfach nichts anderes - aufgrund meiner Konditionierungen, familiär und gesellschaftlich. 


Letztendlich war es nicht die Not, sondern die Neugier, die mir geholfen hat, diese Angst zu überwinden. Ich wollte es einfach WISSEN. Ich wollte HERAUSFINDEN, ob es nicht auch anders geht. Mein Forscherdrang war wachgekitzelt, und ich hatte eine heiße Spur aufgenommen. 


Bei meiner Weltreise war es ähnlich. Ich hatte so viele Ängste, habe mir so viele unnötige Sorgen gemacht. Letztendlich war ich aber derart NEUGIERIG auf diese Erfahrung, auf die Welt da draußen, dass ich mich trotz meiner Angst auf den Weg gemacht habe - und ich bin mir und meiner Neugier unendlich dankbar dafür, es getan zu haben. 


If you are feeling anxious about the unknown, and shying away from it as a result, you could try to reframe those feelings as excitement and view your ignorance as an opportunity for growth.
- Todd Kashdan


  • Ein paar Ideen von mir dazu.
    Zu 2.: Endgültige Heilung gibt es nicht. Da gebe ich Dir Recht. Letztens sah ich einen Film über Traumata. Da hieß es, wenn wir 50% unserer Traumata heilen, haben wir einen guten Job gemacht. Ich halte das für weise.
    Zu 3.: Natürlich kann man glücklich sein, auch wenn es anderen schlecht geht. Keinem ist geholfen, wenn man mit leidet. Nur wenn es einem gut geht, kann man helfen. Und: „Es ist, wie es ist, sagt die Liebe!“
    Zu 4.: Wenn ich Fragen habe, stelle ich sie ans Universum. Sobald ich reif bin, kommt die entsprechende Antwort.

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