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Toxische Scham und ihre vielen Gesichter 

 Oktober 21, 2022

Ich will das nicht fühlen müssen. Ich will das nicht fühlen müssen. Ich will das nicht fühlen müssen.


Bitte, Boden unter meinen Füßen, öffne dich und verschluck mich. Mach, dass mich niemand mehr sieht. Mach, dass niemand bemerkt, wie dumm, unfähig, fehlerhaft, falsch und missraten ich bin. 


Kommt dir ein solches Gefühle bekannt vor? 


Dann weißt du, wie Scham sich anfühlt. 


Jeder Mensch weiß das.


Und jeder Mensch, der unter chronischer oder toxischer Scham leidet, weiß, dass sie nicht nur eines der unangenehmsten Gefühle überhaupt ist, sondern auch, dass diese Art von Scham eine der stärksten und hartnäckigsten inneren Handbremsen ist. Eine Handbremse, die uns unsere Lebendigkeit raubt und das Leben eng und klein macht. 


Diese Scham formt unsere gesamte Identität. Unterschwellig haben wir das Gefühl, dass etwas mit uns grundsätzlich nicht stimmt. Dass wir ein Mangelexemplar sind, ein einziger Fehler. Die Angst, ertappt, aufgedeckt und als völlig unzureichend durchschaut zu werden, ist ständig da, auch wenn sie uns meistens nicht bewusst. 


Kein Wunder, dass wir nicht daran glauben, ein richtig gutes, erfülltes, (erfolg)reiches Leben verdient zu haben, wenn wir unter toxischer Scham leiden. Dass wir uns selbst sabotieren und das Glück förmlich von uns weisen.


"The effect of shame is important, because no affect is more central for the sense of identity."
~ Gershan Kaufman


Diese innere Handbremse ist deshalb so paralysierend, weil es so schmerzhaft ist, uns unserer Scham zu stellen. Es kann sich wirklich grässlich anfühlen, uns bewusst zu machen, was wir eigentlich von uns selbst glauben und wie sehr wir uns für grundsätzlich falsch halten. Wir haben Angst vor der Scham und wir schämen uns für unsere Scham.


„Scham ist das äußerst schmerzhafte Gefühl bzw. die äußerst schmerzhafte Erfahrung zu glauben, dass wir fehlerhaft sind und deshalb keine Liebe und Zugehörigkeit verdienen.“ 
~Brené Brown


Die Scham ist auch deshalb ein so machtvoller innerer Saboteur, weil sie ihr Gesicht immer wieder wandelt; kaum haben wir in einem Bereich etwas aufgelöst, zeigt sie sich in neuem Gewand - so lange, bis wir die wahren Ursachen erkannt und unsere Scham erlöst haben.  


Die gute Nachricht ist: Wenn wir uns für diesen Prozess öffnen, bekommen wir Zugang zu ungeahnten inneren Kraft- und Energiequellen, die immer schon da waren - bloß dass die Scham uns bisher den Zugang zu ihnen versperrt hatte. 


Es hilft, die Ursachen der Scham und ihre Wirkung zu verstehen. 

Es hilft, die körperliche Dimension der Scham zu begreifen. 

Es hilft, ihre vielen Gesichter zu identifizieren, um sie erkennen und mit ihr umgehen zu können, wenn sie sich zeigt. 


Ich lade dich ein, mit mir in ein tieferes Verständnis der Scham einzutauchen, auch wenn dieses Thema unangenehm, oft sogar qualvoll sein kann. 


Mit welchen Gesichtern sich die Scham zeigt, ist etwas sehr Individuelles. Mit manchen Aspekten in diesem Goldstück wirst du in Resonanz gehen, mit anderen weniger. Nutze das, was für dich von Bedeutung ist, für deinen persönlichen Weg des Heil-Werdens und der Entfaltung, und erlaub dir, alles andere zu ignorieren!



Ist Scham angeboren?


Diese Frage ist noch nicht ausreichend geklärt. Wir können jedoch davon ausgehen, dass Babys, wenn sie auf die Welt kommen, noch keine Scham kennen. Dieses Gefühl wird "erlernt", wann immer das Verhalten eines Kindes auf eine negative Reaktion im Außen trifft. Scham ist ein "soziales" Gefühl - es hat immer mit einer tatsächlichen oder vorgestellten Resonanz anderer Menschen zu tun, die uns (beziehungsweise unser Verhalten) in Frage stellt - Missbilligung, Verachtung, Geringschätzung, Abwendung, Liebesentzug, Ignoranz, und so weiter.


Forscher*innen vermuten, dass Kinder sich frühestens ab dem 18. bis 24. Lebensmonat schämen - dann, wenn sie einfache soziale Regeln verstehen und sich selbst als eigenständige Person begreifen können. Dann, wenn sie die Reaktion anderer auf ihr Verhalten nicht nur wahrnehmen können, sondern sich auch VORSTELLEN können, wie jemand anderer reagieren könnte.


Sicher ist, dass Scham durch die Begegnung mit der Außenwelt entsteht, und mit dem, was diese Außenwelt uns vermittelt: Was ist richtig und was ist falsch? Welches Verhalten ist angebracht, angemessen und erwünscht - und welches nicht? Wie SOLLTEST du sein, und wie nicht? 


Scham hat also immer auch mit gesellschaftlichen Normen zu tun. Menschen in unterschiedlichen Kulturen schämen sich für unterschiedliche Dinge. Zum Beispiel wurde festgestellt, dass Menschen in Kalifornien auf ganz andere Situationen mit Schamgefühlen reagieren als Menschen in Indonesien. In manchen Kulturen ist es schambehaftet, ärmer zu sein als der Durchschnitt - und in anderen, mehr als andere zu haben.


Frauen empfinden Scham im Durchschnitt intensiver als Männer - kein Wunder, wird ihnen doch seit jeher in fast allen Religionen, im Patriarchat und im kapitalistischen System vermittelt, dass sie das schwächere Geschlecht sind; sie werden dafür beschämt, einen weiblichen Körper zu haben, der Lust empfinden will, dafür, dass sie zart sind, dafür, dass sie wild sind, dafür, dass sie zu emotional und irrational sind, dafür, dass sie Kinder wollen, oder dafür, dass sie keine wollen.


Unsere kollektive Scham als Frauen führt sogar dazu, dass wir uns selbst und andere Frauen beschämen - ein Teufelskreis. 


Einer, aus dem wir dringend aussteigen müssen.



"Gesunde Scham" - gibt es das? 

Oft lesen wir, dass ein gewisses Maß an "gesundem Schamgefühl" erforderlich ist, damit Menschen gesellschaftsfähig sind, sich also in der Gesellschaft bewegen können, ohne ständig unangenehm aufzufallen, soziale Regeln zu brechen oder andere vor den Kopf zu stoßen. 


Es gibt sogar die Theorie, dass das für die Scham so typische Erröten dem Zweck dient, den anderen zu vermitteln, dass wir unsere Lektion gelernt haben und uns bessern werden. In einer Zeit, in der unser Wohle und Wehe existenziell von der Zugehörigkeit zu unserer Sippe abhing, war das Rot-Werden womöglich eine Überlebens-Strategie. 


Ich persönlich bezweifle, dass wir im 21. Jahrhundert noch irgendeine Art von Schamgefühl brauchen. Ich glaube auch nicht, dass es eine gesunde Form von Scham gibt.  Menschen, die  persönliche Verantwortung übernehmen und sowohl für ihr eigenes Wohl als auch für das Wohl anderer Sorge tragen, brauchen keine Scham, um gesellschaftsfähig zu sein.


Jedes "Sollte" stammt aus Konditionierungen. Wenn wir diese Konditionierungen Schritt für Schritt erkennen und dekonstruieren, kommen unsere wahren Werte zum Vorschein. Und die sind sehr viel segensreicher für unsere Gesellschaft als das Befolgen unhinterfragter Normen - aus Angst davor, beschämt zu werden, wenn wir es nicht tun.


"Scham ist das beharrliche Gefühl der eigenen Unwürdigkeit."
Aus "Die Scham" von Annie Ernaux (Klappentext)



Die Scham im Körper

Das Gefühl der Scham mag aus Überzeugungen über uns selbst und unsere Fehlerhaftigkeit entstehen - gleichzeitig ist es, wie jede  Emotion, ein körperliches Phänomen.


Scham geht meist mit intensiv wahrgenommener, "heißer" Körperaktivität im Kopf und im Brustkorb einher, während Arme und Beine sich wie gelähmt anfühlen können. 


Wenn wir uns schämen, werden dieselben Gehirnregionen aktiviert, wie wenn wir existenzielle Angst empfinden. Unser Nervensystem gerät in einen stark fehlregulierten Zustand. 


Sympathikus und Parasympathikus sind gleichzeitig hoch aktiv, enorm gesteigerte Aktivität existiert zeitgleich mit extremer Passivität. Die Hitze schießt uns in den Kopf, wir erröten oder schwitzen, gleichzeitig fühlen wir uns erstarrt oder unser Körper sackt in sich zusammen. 


Dieses Chaos im Nervensystem führt dazu, dass wir uns während einer Scham-Attacke oft zutiefst verwirrt fühlen, gar nicht wissen, was da eigentlich mit uns geschieht, und uns kaum selbst regulieren können. Die für die Regulation zuständigen Gehirnregionen sind von der intensiven Reaktion des vegetativen Nervensystems und des limbischen Systems quasi lahmgelegt. 


Deshalb brauchen wir vor allem Embodiment-Tools, mit denen wir uns in einer solchen Ausnahmesituation regulieren können. Erst dann können andere Zugänge, die vor allem auf kognitiver Ebene ansetzen (Coaching, Journaling etc.) helfen.

Die vielen Gesichter der Scham 

Die verschiedenen Gesichter der Scham, auf die ich hier eingehe, beruhen teilweise auf psychologischen Konzepten, teilweise auf meinen eigenen Beobachtungen, die ich an mir selbst und an unzähligen Coaching-Klientinnen gemacht habe. 

Die Urscham des Unwertes

Sie ist die wohl quälendste Form der Scham - und leider eine weit verbreitete, auch wenn viele Menschen sich ihrer gar nicht bewusst sind.
Die Urscham geht mit einem fundamentalen Gefühl der eigenen Mangelhaftigkeit, des Beschädigtseins, der Inadäquatheit und Unzumutbarkeit einher („Kern-Wertlosigkeit“, „core unworthiness“).


Viele Momente des Beschämtwerdens  in der Kindheit kumulieren zu der Überzeugung, dass wir es nicht wert sind, beachtet und geliebt zu werden. Dass mit uns etwas Grundsätzliches nicht stimmt. Das wiederum führt zum Gefühl der Isolation und des Ausgeschlossenseins.


Wenn wir unter dieser Form toxischer Scham leiden, können wir uns selbst nicht lieben. Wir gestehen uns kein gutes Leben zu, sabotieren uns immer wieder - und erkennen die tiefliegende Ursache dafür nicht, da die Konfrontation mit der eigenen Scham viel zu schmerzhaft wäre.

Wenn wir unter toxischer Scham leiden, können wir uns selbst nicht lieben. 


Wir gestehen uns kein gutes Leben zu und sabotieren uns immer wieder.


Körper-Scham

Die einzige Scham-Form, die allen Kulturen gemeinsam ist, ist Scham für den eigenen Körper, für seine Nacktheit, für Ausscheidungs- und Sexualorgane, für Körpergeräusche und -gerüche.

Die Ausprägungen sind natürlich unterschiedlich. In manchen Kulturen ist es schambehaftet, am Tisch zu rülpsen, in anderen nicht. In manchen Ländern gehört es sich nicht, sich öffentlich die Nase zu putzen oder den offenen Mund zu zeigen, in anderen wird darum kein Aufhebens gemacht. 

Das Thema "Body Shaming" betrifft Frauen stärker als Männer. Und es ist kein Wunder, dass es meist lange dauert, bis wir unseren Körper annehmen können, so wie er ist - oder vielleicht sogar lieben.

Scham für Bedürfnisse und Wünsche

"Stell dich nicht so an!"

"Was willst du denn jetzt schon wieder?"

"Das Leben ist kein Wunschkonzert!"

Solche oder ähnliche Sätze haben wir wohl fast alle in unserer Kindheit gehört.

Viele von uns tragen das Gefühl in sich, Bedürfnisse zu haben sei gleichbedeutend damit, bedürftig, lästig, zu anspruchsvoll, eine Last, eine Zumutung zu sein.


Selbst wenn wir gelernt haben, uns das Recht auf Bedürfnisse einzuräumen, schämen wir uns immer noch dafür, Wünsche und Träume zu haben, die über die Erfüllung unserer Grundbedürfnisse hinausgehen; ganz im Sinne von: "Es geht dir doch schon so gut, was willst du denn noch alles?"

Diese Scham hindert uns daran, das Leben zu erschaffen, das wir uns wünschen - weil sie uns das Recht dazu abspricht. 

Scham für Schwäche / Verletzlichkeit / Hilflosigkeit / Krankheit / Abhängigkeit 

In meiner ersten Ehe bin ich jedes Mal, wenn ich krank war, geflüchtet und habe bei meinen Eltern Unterschlupf gesucht. Ich wollte nicht, dass mein damaliger Mann mich schwitzend, blass, mit ungewaschenen Haaren, hilflos und abhängig sieht. Ich habe mich für meinen Zustand geschämt. 


Manchmal finden Coaching-Klientinnen zu mir, die weder ihren Partner*innen noch Freund*innen verraten, dass sie sich von mir begleiten lassen, zum Beispiel in Zeiten der Orientierungslosigkeit oder Unsicherheit. Sie schämen sich dafür, nicht alleine weiterzukommen, und haben Angst vor den möglichen Reaktionen von Familie & Co. 


Wir leben in einer Kultur, in der Individualität, persönliche Stärke und Unabhängigkeit hochgehalten werden. Dabei übersehen wir, dass wir ALLE Menschen sind, die von Zeit zu Zeit Hilfe brauchen, weil sie  alleine nicht mehr klar kommen. Darin liegt sehr viel Schönheit - aber wir können sie nicht sehen, weil wir uns für unsere vermeintliche "Schwäche" so sehr schämen.

Status-Scham

Sowohl Menschen mit sehr niedrigem als auch Menschen mit hohem Status schämen sich in manchen Situationen für ihren gesellschaftlichen "Rang".


Dass das Thema Geld nach wie vor ein riesiges Tabu ist, hängt genau damit zusammen. Würden wir zugeben, wie viel oder wenig wir besitzen und verdienen, wären wir "aufgedeckt", und die anderen würden uns entweder geringschätzen,  beneiden oder uns sogar Geldgier unterstellen.


Deshalb ist es vor allem für Frauen so schwierig, ihr Money Mindset zu verändern - denn dafür müssten sie sich mit ihrer finanziellen Situation konfrontieren und wirklich HINSCHAUEN. Für viele von ihnen ist das zu schmerzhaft; die Scham ist zu groß. Dabei ist gerade dieses Hinschauen, das Benennen und Akzeptieren der Ist-Situation, der erste Schritt zur Veränderung. 

Scham für Scheitern, Versagen, Nichtwissen

Wenn ich Frauen coache, die ein Business aufbauen, versuche ich ihnen eines ganz klar zu machen:


Scheitern ist ein Teil des Plans. 


Denn es gibt so viel Neues zu lernen, so viele verschiedene Rollen zu spielen, ein völlig neues Mindset zu entwickeln, und wohl oder übel auch Lehrgeld zu zahlen ... das muss auch so sein, schließlich ist Entrepreneurship eine der höchsten Lebensschulen, die es gibt! 


Wie kommen wir eigentlich auf die Idee, all das müsste von Anfang an perfekt klappen - und schämen uns, wenn es nicht so ist? 


Darum: 

Wir leben  in einer fehlerfeindlichen Kultur;  unser Schulsystem ist darauf ausgelegt ist, Schwächen zu identifizieren und "auszubügeln", statt Stärken zu fördern; daher tragen wir alle Schamwunden aus unserer Kindheit in uns.


Die Scham dafür, etwas noch nicht zu können oder zu wissen, hindert uns daran, Neues auszuprobieren, Dinge zu wagen, Risiken einzugehen. 


Unser Perfektionismus lähmt uns; er wurzelt in der Angst davor, schamvolle Erfahrungen machen zu müssen, wenn wir eben NICHT perfekt sind.

Scham über Lob und Anerkennung

Paradoxerweise schämen wir uns nicht nur dann, wenn wir beschämt werden, sondern oft auch dann, wenn jemand uns Lob schenkt oder Anerkennung zollt. 


"Ach, das war doch nichts", sagen wir dann, oder "Ich habe einfach Glück gehabt". Oder wir geben das Lob sofort an andere weiter. 


Vermutlich liegt das daran, dass wir nicht sichtbar werden, nicht hervorstechen wollen. Denn dadurch fühlen wir uns exponiert - und womöglich würden die anderen dann bemerken, dass wir in Wirklichkeit gar nichts können und unseren Erfolg gar nicht verdient haben. 


Impostor-Syndrom lässt grüßen! 

Ererbte Scham

Meine Mutter war ein uneheliches Kind, wurde sexuell missbraucht und wuchs in bitterster Armut auf. Mein Vater hatte eine weithin sichtbare körperliche Beeinträchtigung. Die Kindheit meiner Eltern war von Scham-Erfahrungen geprägt. 


Der Scham-Experte Gershen Kaufman erklärt, dass Scham oft von einer Generation zur nächsten übertragen wird, weil Eltern genau das in ihren Kindern ablehnen, was in ihnen selbst unerlöst ist. Ein Baby, das in eine schamerfüllte Atmosphäre hineingeboren wird, erbt dieses fundamental lebensfeindliche Gefühl. Unser Körpergedächtnis speichert diese Atmosphäre, und wir spüren ihre Wirkung, ohne dass wir sie benennen können. Diese systemische Dynamik lässt toxische Scham besonders tief wurzeln, da sie nicht von einzelnen Ereignissen geprägt wird, sonder von einem alles durchdringenden "Scham-Klima". Ganz oft ist das bei Kindern von Vertriebenen oder Flüchtlingen der Fall. 

Spirituelle Scham / Scham für unsere Menschlichkeit

"Meditier noch ein paar Jahre, bis du dein Ego in Griff hast - dann reden wir weiter!"


Botschaften wie diese habe ich manchmal gehört, als ich Teil einer buddhistischen Sangha war und mir erlaubt habe, Dinge zu hinterfragen oder kritisch zu betrachten. Heute weiß ich, dass dies eine Form von Beschämung war. 


Auch wir selbst beschämen uns, indem wir denken, wir sollten doch schon "weiter" sein, nicht mehr ständig in dieselben Muster fallen, nicht mehr krank werden, weil wir uns zu viel zumuten, unser Ego überwunden haben, nicht mehr von unseren Beziehungspartner*innen abhängig sein, nicht mehr so leicht getriggert werden und und und.


Wir schämen uns dafür, Menschen zu sein. Unerleuchtete. Damit sprechen wir uns selbst das Recht ab, diese Existenzform, in die wir nun mal hineingeboren wurden, mit allem, was sie  mit sich bringt, auszufüllen. 

Fremdscham

Dass wir uns schämen, wenn andere in peinliche Situationen geraten, ist völlig unabhängig davon, ob die betreffende Person sich auch selbst schämt oder nicht. Fremdschämen beruht auf einer ähnlichen Gehirnaktivität wie Mitgefühl oder Mitfreude. Sie zeigt, wie einfach es für uns ist, uns in andere hinein zu versetzen. Unser Gehirn simuliert das, von dem wir vermuten, dass es in jemand anderem vorgeht. Ob und wann wir uns fremdschämen, sagt also sehr viel mehr über uns selbst aus, als über die Person, an deren Stelle wir uns schämen.

Erste Hilfe gegen Scham

Je besser wir lernen, mit Scham umzugehen, desto weniger hat sie uns im Griff, raubt uns unsere Lebendigkeit, unsere natürliche Neugier und Risikobereitschaft. 

Der erste wichtige Schritt ist, unser Nervensystem zu regulieren, um überhaupt empfänglich für andere Tools und Strategien zu sein.

Unsere Scham-Trigger gehen oft auf präverbale Ereignisse zurück, das heißt in die frühe Kindheit, bevor uns Sprache zur Verfügung stand. Deshalb ist dieses schmerzvolle Gefühl oft so schwer greifbar. Wenn wir lernen, es zu benennen, ist hingegen schon viel gewonnen. 

"Da ist Scham" - diese drei Worte schaffen eine angenehme Distanz und machen dieses intensive Gefühl weniger persönlich. Sie helfen uns, unsere Scham als universelle menschliche Erfahrung einzuordnen, statt sie als Zeichen unserer persönlichen Mangelhaftigkeit zu erleben. 

Schließlich können achtsames Selbstmitgefühl, bewusst kultivierter Stolz und die aktive Stärkung unseres Selbstbewusstseins helfen, unsere Schamwunden zu heilen. 

Manche dieser Wunden sind allerdings systemischer, kollektiver oder transgenerationaler Natur. Sie wollen liebevoll, geduldig und behutsam wahrgenommen und geheilt werden; oft brauchen wir dafür Unterstützung.

Umso wichtiger ist es, unsere Scham für die Scham abzulegen und uns zu erlauben, ganz Mensch zu sein.

 

Buchtipps und Ressourcen:

  • Liebe Laya,
    dein heutiges Goldstück brennt, es brennt dieses alte Weh aus, dass so lange da ist!
    Ich wünsche mir, dass ich daran glaube, das Beste verdient zu haben- von ganzem Herzen!
    Ich wünsche mir, dass ich daran glaube, dass es irgendwann doch einen Mann für mich gibt, der mich trotz meines hässlichen Körpers will und der auch gut ist zu mir…………. danke für diese Erinnerung, auch wenn sie zwickt

    • „Wer sich nach Licht sehnt ist nicht lichtlos, denn die Sehnsucht ist schon Licht.“ — Dieses Zitat von Bettina von Arnim hat mich immer daran erinnert, dass eine Sehnsucht, ein tiefer, brennender Wunsch, schon die Erfüllung in sich trägt…

    • Liebe Theodora,
      dein Name bedeutet in etwa: Die, die von Gott kommt. Manche übersetzen deinen Namen auch mit „Gottes Geschenk“.
      Also, wenn man so einen Namen hat, dann will das was heißen! 🙂
      Ich kann empfehlen, mal eine Hypnose-Therapie bei einem/einer dir sehr sympathischen Fachperson zu machen. (Oft bieten Heilpraktiker für Psychotherapie so etwas an). Wo du das Thema vielleicht an der Quelle auflösen kannst. Und natürlich auch, wenn du dich mit der liebenden Annahme Jesus Christus befasst.
      Und noch etwas, tatsächlich werden auch Menschen geliebt von anderen und einem Partner, auch wenn sie nicht dem gängigen Schönheitsideal entsprechen, dass sich eh immer wieder ändert. Und in unterschiedlichen Kulturen und von unterschiedlichen Menschen innerhalb einer Kultur werden unterschiedliche Dinge schön gefunden.
      Vor allem wirkt Mann oder Frau schön, wenn er/sie sich gut fühlt oder sogar glücklich ist. Und wenn wir lächeln oder lachen. Das wirkt anziehend.
      Bei mir hängt ein Spruch an der Wand: “ Das schönste was du tragen kannst, ist ein (ehrliches) Lächeln.“ Und es ist wahr!
      Zurück aber zu dem Punkt , dass auch Menschen, die nicht aussehen wie Models, die große Liebe für jemand sein können.
      Ich habe in meinem Umfeld genug Beweise dafür. Diese Paare lieben sich komplett wie sie sind und ihre Verbindung ist vor allem auch seelisch-geistiger Natur. Sie haben gemeinsame Werte und Ziele und einen gemeinsamen Glauben. Darauf kommt es in Wahrheit an.
      Und je schöner ein Mensch aussieht, umso schwerer kann er/sie es haben, die große Liebe zu finden, denn solche Menschen werden sehr oft nur deswegen begehrt und auch ausgenutzt und benutzt. Und auch äußerlich schönen Menschen wird fremd gegangen oder weh getan. Und ich kenne genug schöne Menschen, die single sind. Aus den verschiedensten Gründen. Also oft auch aus den bereits genannten, weil sie keine Lust mehr haben, enttäuscht zu werden. Oder weil ihnen der Soulmate noch nicht begegnet ist, also der Mensch, der zu ihren Werten und Lebenszielen passt.
      Und auch, weil sich viele Männer und Frauen nicht trauen, schöne Menschen anzusprechen, weil sie denken: Der/die will mich eh nicht. Der/die hat bestimmt einen Partner/in. Der/die ist bestimmt nicht treu. Usw. Und das alles, ohne dass diese Menschen wissen, ob ihre Annahmen bezüglich der bewunderten Person wirklich stimmen.
      Also, auch äußerlich schöne Menschen haben es schwer. Vor allem schöne Frauen. Die landen auch häufiger in der Prostitution, als äußerlich nicht so attraktive Frauen. Sie werden mehr über ihr Aussehen und ihre Attraktivität bewertet und ausgebeutet oder lernen schon von klein auf, dass sie eben durch ihr tolles Aussehen die ggf. einzigste Anerkennung bekommen. Denn auch äußerlich schöne Menschen kommen zum Teil, wie andere auch, aus schrecklichen Familien und fühlen sich nicht geliebt um ihrer Seele und ihrem Sein willen, sondern wegen dem äußeren Schein.
      Glück ist das nicht.

      Das Gesündeste ist also, sich selbst lieben zu lernen, WEIL wir Wesen mit Seele sind, die einen göttlichen Funken in sich trägt. Weil wir über unser Herz mit der Liebe Gottes verbunden sind.
      Und als Heilungs-Aufgabe würde ich empfehlen, in der nächsten Zeit einfach mal ganz bewusst nach Paaren Ausschau zu halten, wo einer von beiden oder beide, nicht „hübsch“ aussehen oder nicht den Modelmaßen entsprechen.
      (Wobei das eben wirklich wertend und subjektive Ansichtssache ist).
      Und wenn du ganz mutig bist, könntest du diese Paare sogar ansprechen und sie fragen, was sie besonders am jeweils anderen lieben und schätzen.
      Einfach, um ein neues Bild zum Thema Partnerschaft und Aussehen zu entwickeln. Eine neue Sicht kann zu einem neuen Glauben über dich selbst und die Liebe führen. 🙂 :*

      Namasté und ganz viel Erfolg dabei!
      Verena

  • ….wow……Danke,liebe Laya, daß Du Dich diesmal diesem Thema so tiefgehend widmest….wieder kann ich sooooo zahlreiche ErkenntnisGeschenke daraus mitnehmen…..die mir weiterhelfen können in meiner BeziehungsGestaltung…..Danke für Dein großzügiges Teilen!!!
    Es sind sooo viele wertvolle GestaltungsImpulse in Deinem Text enthalten, daß mein Herz vor Freude hüpft 🙂

    Was für ein guter Start in eine neue Woche:
    reich beschenkt, klar ausgerichtet und liebevoll verbunden von,mit, in einem so starken und förderlichen ResonanFeld wie hier!!!!
    WunderVoll!!!
    Mögen immer mehr Menschen ihr Glück finden und ihr Potenzial entfalten!!!!
    Von Herzen,
    Dagmar

  • Danke für die vielen Selbstliebeinspirationen in diesem Goldstück.
    Da du den frühkindlichen Aspekt des Themas ansprichst, frage ich mich, welcher Zusammenhang besteht zwischen Scham und der Entwicklung von Gewissen.
    Liebe Grüße, Karin

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