Freiheit im Außen beginnt damit, dass wir von unserer inneren Freiheit Gebrauch machen. Von unserer Macht.
Aber Freiheit und Macht machen auch Angst. Sie sind ungewohnt für uns.
Wollen wir wirklich so mächtig sein? Wollen wir wirklich frei wählen können? Wollen wir wirklich so viel Verantwortung übernehmen?
Der Mut zur inneren Freiheit ist eine Entscheidung. Eine Entscheidung, in die wir erst mal hineinwachsen müssen, Schritt für Schritt. Die 11 Prinzipien innerer Freiheit können uns dabei helfen.
KEnnst du schon die ersten 6 Prinzipien innerer Freiheit?
>> Hier geht’s zu Teil 1 der Serie
Prinzip # 7: Ich muss nichts beweisen
Mein erstes Semester an der Upper East Uni. Mein erstes Webinar. Ich bin hochgradig nervös, und ich verspreche mir, genau GAR NICHTS von mir selbst zu erwarten. Keine tollen Noten, keine außergewöhnlichen Leistungen, keine geistreichen Wortmeldungen; dass ich mit dem Studium begonnen habe, war mutig genug!
Bei besagtem ersten Webinar passiert mir ein peinliches Hoppala. Brüchig, wie mein Englisch ist, sage ich „Fundament“ statt „Foundation“ – was soviel wie „Allerwertester“ bedeutet. Dabei wollte ich doch nur erklären, dass ich mir mit diesem Studium ein stabiles wissenschaftliches Fundament schaffen will 😉
Eineinhalb Jahre später melde ich mich in den Webinaren souveränst zu Wort, coache wie ein alter englischer Hase vor versammelter Kolleg*innenschaft und bekomme großartige Noten auf meine Semester-Arbeiten.
Ich wollte mir nichts beweisen – ich hatte einfach nur SOLCHE Lust auf Entwicklung, Lernen, Wachsen und Expandieren.
Und ich habe mir damit bewiesen, was alles möglich ist, wenn wir einfach in Bewegung kommen, ohne uns etwas beweisen zu wollen.
Die einen leisten und erschaffen, weil sie sich damit ihren eigenen Wert beweisen wollen. Weil sie die schmerzhafte innere Leere füllen wollen, mit der sie konfrontiert wären, würden sie nichts Großartiges tun, für das andere ihnen Anerkennung zollen. Diese Leistungsfähigkeit entsteht aus einem Gefühl des Mangels.
Die anderen brauchen keine Leistung, um sich wertvoll zu fühlen. Sie haben erkannt, dass ihr Wert als Mensch unantastbar ist; dass dieser Wert völlig unabhängig davon ist, ob sie produktiv, bewundernswert, außergewöhnlich, … sind oder nicht.
Diese Menschen leisten viel, und manche von ihnen (er)schaffen sogar Großartiges – aber sie tun es nicht, um sich wertvoll zu fühlen oder eine innere Leere zu füllen. Sie tun es aus Begeisterung und aus dem Gefühl der Fülle heraus. Sie tun es, weil sie ihre Berufung leben. Sie können nicht ausbrennen, denn ihr Treibstoff ist erneuerbar und rein. Er ist wie der Wind unter den Flügeln eines Falken.
Wir müssen niemandem etwas beweisen – schon gar nicht uns selbst -, um wertvoll zu sein.
Aber wir KÖNNEN uns etwas beweisen. Zum Beispiel, dass Dinge möglich sind, die wir früher für unmöglich gehalten haben. Dass wir zu sehr viel mehr fähig sind, als wir von uns selbst dachten. Dass viele der Begrenzungen, die wir für „real“ gehalten hatten, bloß Konstrukte in unserem Kopf waren.
Wir können uns all das beweisen, einfach weil wir Lust darauf haben. Lust am Wachsen. Lust am Ausdehnen. Lust darauf, die Möglichkeiten auszuschöpfen, die uns offen stehen.
Gibt es etwas Herrlicheres?
Prinzip # 8: Ich lasse andere Menschen ihre eigene Erfahrung machen
Jahrelang habe ich Herrn Sohn händeringend dazu zu überreden versucht, seine Hausaufgaben zu machen – weil ich nicht wollte, dass er vom Gymnasium fliegt.
Nächtelang lag ich schluchzend wach und suchte verzweifelt nach Möglichkeiten, meine Mutter von einer Chemotherapie abzuhalten, von der ich wusste, dass sie nur noch mehr Leid und keine Heilung bringen würde.
Stundenlang redete ich auf meinen Liebsten ein, er möge doch Meditation, Yoga, Shiatsu, Cranio, TCM, Ayurveda, … ausprobieren, um seine Schlafstörungen in Griff zu bekommen.
Frieden habe ich erst gefunden, als ich endlich akzeptiert habe, dass andere Menschen ihre eigenen Erfahrungen machen dürfen. Und müssen. Und dass ich weder die Pflicht noch das Recht habe, mich darin einzumischen.
Es macht uns unfrei zu glauben, wir wüssten besser als andere, was sie brauchen, was ihnen gut tun würde, wie sie ihr Leben zu leben haben. Es zieht unsere Aufmerksamkeit und Energie von uns selbst und unserem eigenen Leben ab.
In Wirklichkeit wollen wir gar nicht die anderen vor schmerzhaften Erfahrungen schützen, sondern uns selbst den Schmerz ersparen, den wir spüren, wenn wir mit ihnen fühlen. Oder die Enttäuschung und Machtlosigkeit, die wir erleben, wenn andere nicht dem Drehbuch folgen, das wir für sie geschrieben haben.
Menschen ihre eigenen Erfahrungen nicht zuzugestehen ist ziemlich selbstsüchtig. Und abgesehen davon, dass es ohnehin nicht funktioniert und uns Energie raubt, auch ziemlich anmaßend.
Anderen ihre eigene Erfahrung zuzugestehen beinhaltet übrigens auch, ihnen ihre eigene Meinung über uns zuzugestehen, und uns nicht davon abhängig zu machen, was sie über uns denken.
Das zu verstehen macht uns frei.
Prinzip # 9: Meine Energie ist der Schlüssel
Die einzigartige Schwingung von dir ist in den riesigen Teppich des Lebens verwoben. Nirgendwo im Netz gibt es einen Faden, der genau so ist wie deiner. Je näher du in Loyalität und in Hingabe an die Schwingung leben kannst, die einzigartig die deine ist, desto erfüllter wird dein Leben sein. Du ehrst dann das, wofür du hier bist in diesem Leben. ~ Chameli Ardagh
Ich studiere Suchmaschinenoptimierung und höre Podcasts über die perfekten Email-Betreff-Zeilen und Landingpages. Ich kaufe teure Online-Kurse und brüte stundenlang über einzelnen Worten.
Heraus kommt: Nichts.
Außer Krampf.
Dann gehe ich spazieren, mache Yoga, schäkere mit meinen Liebsten oder spiele Klavier. Und siehe da: Plötzlich tanzen Worte in mir und wollen in die Tastatur geklopft werden. Kein Krampf, kein Kampf, kein Ziehen und kein Zerren mehr – ich habe wieder in meine eigenen Schwingung gefunden.
Dasselbe beim freien Tanzen. Ich sehe wunderschöne, anmutige Frauen auf der Tanzfläche und denke: Ja, SO geht das! Und so lange ich mit der Aufmerksamkeit bei ihnen bin, sind meine Bewegungen hölzern und unecht. Doch dann lasse ich mich wieder in meinen eigenen Körper fallen, surfe auf meiner eigenen Atemwelle, spüre den Boden unter MEINEN Füßen … und merke: Nein, SO geht das! Meine eigene Schwingung, meine eigene Energie – darum geht es. Um meine eigenen Worte, meine eigenen Bewegungen, meine eigene Anmut.
Ich bin ein grooooßer Fan davon, zu lernen. Ich bin auch ein Fan davon, mich inspirieren zu lassen und auch mal vorübergehend jemanden zu imitieren, den ich bewundere.
Ich bin aber auch ein großer Fan davon, alles wieder zu vergessen, was wir gelernt haben, und in die eigene, einzigartige Schwingung zurückzufinden.
Erst dann wird es mühelos. Erst dann wird es echt. Erst dann werden wir unverwechselbar und MAGNETISCH.
Das wiederum bedeutet, dass wir nicht nur ANZIEHEND werden, sondern auch ABSTOSSEND.
Anziehend für diejenigen, deren Schwingung mit der unseren kompatibel ist. ABSTOSSEND für diejenigen, deren Schwingung nicht zu der unseren passt.
Das, meine Lieben, nennt sich KLARHEIT. Klare Energie, klare Schwingung. Und die ist um so viel schöner, als ein Brei aus Zugeständnissen, people pleasing und Gefallen-Wollen zu sein.
Schwierig, ich weiß.
Angst vor Zurückweisung, ich weiß.
Aber du und ich, wir sind größer als unsere Angst.
Versprochen.
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MAGNETISCH ZU SEIN, BEDEUTET NICHT NUR, ANZIEHEND ZU SEIN, SONDERN AUCH ABSTOSSEND. ABSTOSSEND FÜR DIEJENIGEN, DIE NICHT MIT DEINER SCHWINGUNG KOMPATIBEL SIND. DAS NENNT SICH KLARHEIT.
Prinzip # 10: Ich übernehme radikale Verantwortung für mein Leben
„Verantwortung zu übernehmen hat Grenzen“, denke ich wütend und verzweifelt, und ich fühle mich ohnmächtig und klein.
Ich habe das Gefühl, eine schwere Last zu tragen. Ich habe das Gefühl, als Frau doppelt so viel leisten zu müssen wie die Männer in meinem Leben – mein Mann, mein Ex-Mann, mein Bruder, mein Vater -, um das gleiche Maß an Erfolg zu erzielen.
Und damit verwechsle ich etwas. Ich denke, Verantwortung zu übernehmen würde bedeuten, gesellschaftliche Schieflagen kompensieren zu müssen, indem ich extra viel leiste. Weil ich ja keinesfalls in eine Opferhaltung rutschen will. Weil ich diese jahrhundertelange Ungerechtigkeit nicht als Entschuldigung missbrauchen will, um hinter meinen Möglichkeiten zurückzubleiben.
Aber dann verstehe ich: ANZUERKENNEN, dass ich ein Teil eines Systems bin, in dem es Ungerechtigkeit gibt, ist nicht dasselbe wie Opferhaltung. Und diese globale / systemische Ungerechtigkeit durch meine individuelle Leistung kompensieren zu wollen, ist nicht dasselbe wie Verantwortung zu übernehmen.
Verantwortung zu übernehmen bedeutet nicht, dass ich diese Welt retten muss. Es bedeutet auch nicht, zu glauben, ich hätte selbst alles manifestiert, was das Leben mir bringt.
Verantwortung zu übernehmen bedeutet, hundertprozentige Autorinnenschaft dafür zu übernehmen, was ich aus dem mache, was da ist. Was geschieht. Was das Leben mir bringt. Welches Kunstwerk ich aus dem Holz forme, aus dem ich geschnitzt bin.
Ich übernehme keine Verantwortung für das Verhalten anderer – aber für meine Reaktion darauf.
Ich übernehme keine Verantwortung dafür, dass ich als Frau und ehemalige Alleinerziehende in mancherlei Hinsicht benachteiligt war und bin – aber dafür, wie ich damit umgehe.
Ich übernehme keine Verantwortung dafür, dass die Welt ist, wie sie ist – aber dafür, wie ich sie verändere.
Wenn ich mit dem Leben tanze, übernehme ich Verantwortung für MEINE Schritte. Und dafür, wie ich auf SEINE Schritte antworte.
Prinzip # 11: Ich verurteile mich nicht dafür, dass ich mir innere Gefängnisse baue.
Als sich vor knapp zwanzig Jahren eine Tür in meinem Leben auftat – eine Tür in die Freiheit -, da hatte ich das Gefühl, meine bisherige Lebenszeit in einer engen, dunklen Höhle verbracht zu haben. Ich hatte gar nicht gewusst, dass es eine Tür nach draußen gibt. Ich hatte nicht mal gewusst, dass es ein Draußen gibt!
Nun fiel Licht in meine Höhle, und die Tür stand offen.
Aber ich konnte noch nicht über die Schwelle treten.
Ich vertraute der Freiheit nicht, und ich hatte Angst vor ihr.
Meine Höhle war ja nicht nur eng und dunkel, sondern auch sicher und vertraut.
Auch heute kehre ich noch manchmal in diese Höhle zurück, obwohl ich längst weiß, dass die Welt da draußen in allen Farben schillert und ein sicherer Ort ist. Diese Höhle ist eine Art Heimat. Ich habe hier Wurzeln. Und ich verurteile mich nicht mehr dafür, dass ich mich mit meinen Begrenzungen oft wohler fühle als mit meiner Freiheit.
Alle Welt sehnt sich nach Freiheit, und doch ist jedes Geschöpf in seine Ketten verliebt; das ist der Urwiderspruch, der unentwirrbare Knoten unserer Natur. ~ Sri Aurobindo
Viele meiner Coaching-Klientinnen sind frustriert und verzweifelt, weil sie schon so vieles „wissen“ und „verstanden haben“, und noch so wenig davon umsetzen können. Sie haben längst erkannt, dass es die helle Welt da draußen gibt, und sie nehmen es sich übel, dass sie trotzdem noch in der Höhle sitzen.
Mir ging und geht es oft genauso – aber ich versuche, Geduld mit mir zu haben.
Ich will mich nicht dafür verurteilen, ein Mensch zu sein. Ein Höhlen-Mensch. Einer, der sich nach Freiheit sehnt und in seine Ketten verliebt ist.
Darin liegt eine ganz eigene Schönheit.
Und ich bemühe mich, sie zu sehen.