[Mindset Quickie:] Küss die Schlange und schluck den Frosch!

Ängste überwinden

DSV… was? Neue wer?

Datenschutzgrundverordnung? Das geht mich sicher nichts an. Nein, bestimmt nicht!

Ab 25. Mai? Hilfe!  Waaaas? Hohe Strafen? Wiiieee? Verträge mit Google & Co? Kann doch nicht sein!

Also schnell ab mit dem Kopf in den Sand. Ich beschließe, erst dann wieder aufzutauchen, wenn die EU ihre Richtlinien wieder geändert hat. Es sei denn zuvor kommt eine gute Fee, tätschelt mir sanft die Hand und säuselt: „Alles ist gut, mein Schatz, es war nur ein böser Traum …“

Irgendwann werde ich schließlich unsanft aus meinen Tagträumen gerissen. In meinem Postfach häufen sich DSGVO-Mails von Kooperationspartnern, Providern, Kammern und Berufsverbänden. Und irgendwann, das muss sogar ich als entschlossener Vogel Strauß zur Kenntnis nehmen, komme ich nicht mehr damit durch, diese Mails mit einem lapidaren „Schaut euch das bitte mal an!“ an meine yogalounge-Kolleginnen weiterzuleiten.

Also Schluss mit Vogel Strauß – Adler ist jetzt angesagt! Aufrichten, das Brustbein heben, ein paar Mal tief durchatmen, Kriegerinnenqualitäten auspacken und der DSGVO den Kampf ansagen.

Zuerst Überblick verschaffen, dann alles in kleine Häppchen zerlegen, einen Plan erstellen und einen Punkt nach dem anderen in Angriff nehmen.

Und siehe da: Ein paar Stunden später ist aus einem gefühlt unbesiegbaren Drachen eine lästige Stechmücke geworden. Ein bisschen nervig zwar, aber alles andere als gefährlich.

Was ich damit sagen will: Die Drachen schwirren in unserem Kopf herum, nicht da draußen. Die Geschichten, die wir uns erzählen, sind meistens viel schlimmer als die Realität. Und je länger wir wie gelähmte Karnickel auf vermeintliche Drachen oder Schlangen starren, desto schlimmer wird es.

Küss die Schlange!

Eines der ersten Bücher über Buddhismus, die ich gelesen habe, war Buddhismus für Ungläubige. Das ist schon lange her, aber ich erinnere mich noch gut an die Geschichte mit der Schlange, die Stephen Batchelor darin erzählt: Was wir für eine gefährliche Schlange halten, ist in Wirklichkeit nichts weiter als ein harmloser Gartenschlauch, der sich in der Wiese kringelt.

Die Dinge, so wie sie wirklich sind, sind in den meisten Fällen weder schwierig noch gefährlich – aber unsere Gedankenkonstrukte und die Geschichten, die wir rundherum erfinden, verwandeln harmlose Stechmücken und Gartenschläuche in giftige Schlangen, furchteinflößende Drachen oder … potenziell ruinöse Datenschutzstrafverfahren.

Wenn wir hingegen näherkommen, statt wie gebannt auf die vermeintlichen Gefahrenquellen zu schauen; wenn wir aus unserer Erstarrung erwachen, unsere Angst- und Sorgengedanken aufgeben und uns den Dingen einfach widmen; wenn wir unseren Widerstand aufgeben und tun, was zu tun ist – dann werden aus gefährlichen Schlangen wieder harmlose Gummischläuche.

Ohne Widerstand durch das Leben zu gehen heißt frei zu sein.~ J. Krishnamurti

Genauso ist es mit Zahnarztbesuchen, lästigen Vorsorgeuntersuchungen, unangenehmen Telefonaten und nervtötenden Erledigungen aller Art. Unser Unwille, unsere Ängste und unser Widerstand machen all diese Dinge zu Riesengeschichten. Aber wir müssen uns diese Geschichten nicht glauben. Wir können uns vorsichtig nähern, die Sache aus der Nähe betrachten und die vermeintliche Schlange küssen. Damit verwandelt sie sich. Vielleicht nicht unbedingt in einen Gartenschlauch, aber doch in ein leicht zähmbares, ungefährliches Tier.

Soviel zur Schlange. Und nun zum Frosch.

Schluck den Frosch!

Eat a live frog first thing in the morning and nothing worse will happen to you the rest of the day”, soll Mark Twain gesagt haben. In vielen Büchern über Motivation und Produktivität und darüber, wie man Prokrastination überwindet, wird dieses Zitat herangezogen.

Zu Recht.

Seltsamerweise fällt es uns verdammt schwer, das, was wirklich wichtig ist, was die größte Hebelwirkung hat und uns wirklich weiterbringt, zuallererst zu tun. Da beantworten wir schon lieber unwichtige Emails, inspizieren dreimal hintereinander den Inhalt des Kühlschranks oder schreiben Einkaufslisten, bevor wir uns dem widmen, von dem wir wissen, dass es an erster Stelle stehen sollte.

Ich zum Beispiel weiß, dass es für meine Zufriedenheit ungemein wichtig ist, zu schreiben. Trotzdem winde ich mich fast täglich, will mich drumherumschummeln, lenke mich ab oder gebe scheindringlichen Dingen höhere Prio.

Aber dann denke ich an den Frosch. Oder an Anne Lamott’s Rat und stelle mir vor, dass mir jemand eine Pistole an die Schläfe hält – so lange, bis ich wenigstens ein paar Absätze in die Tasten geklopft habe ?

Der Rest des Tages ist dann die Kür. Und man mag es kaum glauben – so ein Frosch liegt nur dann schwer im Magen, wenn man ihn NICHT schluckt. Hat man ihn mal hinuntergewürgt, verwandelt er sich in Zufriedenheit und schwungvolle Dynamik. Pure Magie!

Jetzt nur noch den Elefanten verspeisen …

Nachdem du die Schlange geküsst und den Frosch geschluckt hast, wuppst du einen Elefanten mit Leichtigkeit.

„When eating an elephant take one bite at a time.”~ Creighton W. Abrams

Egal, wie komplex das Projekt, egal wie groß die Aufgabe, egal wie scheinbar unbewältigbar das Vorhaben: Bissen für Bissen, Schritt für Schritt näherst du dich unweigerlich dem Rüssel … ich meine: dem Ziel ?

„Tue erst das Notwendige, dann das Mögliche,

und plötzlich schaffst du das Unmögliche.“~ Franz von Assisi

Im Gegensatz zu Fröschen können ganze Elefanten aber doch ein wenig schwer im Magen liegen. Gemeisterte Herausforderungen und vollbrachte Kraftakte wollen verdaut werden. Dafür solltest du Zeit einplanen und dich vorübergehend von Schlangen, Fröschen, Elefanten und anderen appetitlichen Tieren fernhalten. Nicht, dass du dir den Appetit verdirbst!

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