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3 Irrtümer über Selbstliebe

Selbstliebe, wie geht das?

Die Beziehung zu uns selbst ist die längste unseres Lebens. 

Allein deshalb ist sie auch die wichtigste. Wir haben gar keine andere Wahl, als vom ersten bis zum letzten Atemzug in Beziehung mit uns selbst zu sein.

WIE wir diese Beziehung leben, liegt in unserer Macht, und wir haben jede Menge Gestaltungsspielraum. 

So wie die Beziehungen zu anderen Menschen, mit denen wir eine längere Wegstrecke unseres Lebens teilen, ist auch die Beziehung zu uns selbst ständig im Wandel. Unsere Liebe kann sich vertiefen, immer zärtlicher und intimer werden – aber auch immer differenzierter in ihrer Ausdrucksform. Immer genauer und ehrlicher nehmen wir wahr, was wir WIRKLICH brauchen, und was WIRKLICH liebevoll ist. 

Denn manchmal hängen sich die lieblosen inneren Stimmen ein Deckmäntelchen der Liebe und Fürsorge um. Das zu erkennen, braucht Zeit und viel Aufmerksamkeit – und manchmal auch den Blick eines wohlwollenden anderen Menschen, der uns respektvoll auf das hinweist, wofür wir selbst blind sind. 

Manchmal müssen wir uns auch von Täuschungen und falschen Konzepten lösen, wenn es um Selbstliebe geht. 

Also lass uns mit ein paar Irrtümern aufräumen, die uns daran hindern, uns selbst wahrhaft liebevoll zu begegnen! 

Irrtum #1: Selbstliebe ist ausreichend

Seit ich mir das alles selbst geben kann, brauche ich gar keinen Partner mehr“, meinte kürzlich eine Frau aus dem Publikum, als ich einen Vortrag über alternative Beziehungsmodelle hielt. 

„Ich habe realisiert, dass es nur mein Ego war, das immer nach  Anerkennung von anderen gelechzt hat. Jetzt bin ich frei davon.“

Das klingt so stark und autonom – und auch sehr spirituell. Die Bedürfnisse des Ego hinter sich lassen. Sich selbst alles geben können.

Auf diesem Trip war ich auch lange Zeit – aber das Leben hat mich gehumbled (gibt’s einen geeigneten deutschen Ausdruck dafür? Falls ja, lass es mich bitte wissen ?).

Meine große Reise rund um die Welt hat mein Verständnis von Selbstliebe vertieft. Ich habe verstanden: 

Ja, ich kann mir heute viele meiner Bedürfnisse selbst erfüllen. 

Aber längst nicht alle. 

Und das ist gut so. 

Lange haben wir uns von Selbsthilfe-Büchern & Co einreden lassen, wenn wir uns nur selbst genug lieben und Anerkennung geben würden, wären wir irgendwann unabhängig von anderen. 

Aber so stimmt das nicht. 

Wir brauchen einander. Wir brauchen die Liebe, Zuwendung, Aufmerksamkeit und Anerkennung anderer Menschen. 

Natürlich: Je mehr davon wir uns selbst zu geben imstande sind, desto mehr sind wir auch bereit, all das von anderen zu empfangen. 

Und umgekehrt!

Beides geht Hand in Hand. 

Die Idee, wir sollten uns alles selbst geben können, ist pures Mangel-Denken

Jemanden um Unterstützung zu bitten, macht uns nicht abhängig, sondern reich (und zwar im Optimalfall BEIDE Beteiligten).

Anerkennung von anderen anzunehmen, muss nicht unbedingt unser Ego pushen, sondern ist einfach nährend und ermutigend. 

Aufmerksamkeit von anderen zu empfangen, macht uns nicht bedürftig, sondern hält uns einen Spiegel vor, in dem wir erkennen, wie kostbar und liebenswert wir sind. 

Hilarion Petzold, der Begründer der Integrativen Therapie, hat mich den Unterschied zwischen Autonomie und Souveränität gelehrt. 

Das Streben nach Autonomie macht uns einsam. Souveränität hingegen macht uns klar und stark. 

Souverän zu sein bedeutet für mich, klar zu unterscheiden, womit ich allein klarkommen will, und wofür ich andere um Unterstützung bitte. Souveränität bedeutet auch, ganz genau zu wissen, wer die Menschen sind, deren Zuneigung und Aufmerksamkeit mich wirklich nährt und nicht an Bedingungen geknüpft ist. 

Nein, Selbstliebe genügt nicht. Aber sie ist ein guter Anfang, um empfänglich zu werden für die Liebe – und für die unterschiedlichsten Verpackungen, in die das Universum sie wickelt, um sie uns zum Geschenk zu machen. 

Irrtum#2: Selbst-Akzeptanz ist das Ziel 

Als ich in meinen frühen Dreißigern zum ersten Mal in Therapie war, ging es vor allem darum, radikale Selbst-Akzeptanz zu üben. Frau Ich-schaffe-alles-und-zwar-mit-links war gefordert, alle Erwartungen an sich selbst fallen zu lassen, Perfektionismus und Superwoman-Fantasien in den Wind zu schießen und nach und nach ihre ungeliebten Schatten ans heilsame Licht des Bewusstseins zu holen. Ich kann mich noch gut an den – gleichzeitig zutiefst enttäuschenden und ungemein erleichternden – Moment erinnern, in dem ich endgültig realisierte (und akzeptierte), dass ich NIEMALS perfekt sein würde, egal, wie sehr ich mich bemühte. 

DER MOMENT, IN DEM WIR ENDGÜLTIG AKZEPTIEREN, DASS WIR NIEMALS PERFEKT SEIN WERDEN, EGAL, WIE SEHR WIR UNS BEMÜHEN, IST ZUGLEICH ZUTIEFST ENTTÄUSCHEND UND UNENDLICH ERLEICHTERND.

“You are imperfect, permanently and inevitably flawed. And you are beautiful.” ~ Amy Bloom

Diesen Schritt dürfen wir auf dem Weg der Selbstliebe keinesfalls überspringen; sonst besteht die Gefahr, dass liebloser Selbstoptimierungs-Wahn sich als Liebe tarnt.

Dann denken wir vielleicht, es sei liebevoll, jeden Tag auf die Yogamatte zu kommen – obwohl wir in Wirklichkeit Schlaf, einen Spaziergang oder ein Gespräch mit einer Freundin viel dringender brauchen würden. Dann denken wir,  es sei liebevoll, uns super-diszipliniert auf gesunde Ernährung zu fokussieren, obwohl unsere Seele nach etwas ganz anderem dürstet – zum Beispiel danach, endlich mal genießen zu dürfen, ohne von der inneren Polizistin eins übergebraten zu bekommen. Oder wir denken, es sei liebevoll, uns zurückzuziehen und alles mit uns selbst auszumachen, obwohl wir nichts dringender brauchen würden als eine tröstende Umarmung und ein paar aufheiternde Worte. 

Später jedoch, wenn sich unser inneres Klima weitgehend erholt hat und es nicht mehr täglich harsche Selbstkritik hagelt, sondern die meiste Zeit über die wärmende Sonne der Selbstliebe von unserem inneren Himmel strahlt, dürfen wir auch wieder etwas von uns verlangen. 

Und uns manchmal einen (liebevollen!!!) Tritt in den Hintern geben.

Selbst-Akzeptanz bedeutet nicht, dass wir so bleiben müssen, wie wir sind. Sie bedeutet auch nicht, dass wir uns nicht entwickeln und – ja, auch VERBESSERN-  dürfen. Selbst-Akzeptanz ist nicht das Ziel, sondern eine wichtige Station auf dem Weg der Selbstliebe, die wir immer wieder mal aufsuchen dürfen. 

Ich habe Anteile und Verhaltensweisen, die ich radikal akzeptiere – und doch will ich sie verändern. Nicht aus der Idee der Selbstoptimierung heraus, sondern weil ich LUST dazu habe. Weil ich eine kristallklare VISION von meinem Best Possible Self habe. Weil ich etwas BEWIRKEN will in dieser Welt – und das kann ich nur, wenn sowohl mein innerer Dialog als auch mein Lebensstil meine Werte und Ziele widerspiegeln. 

Manchmal müssen wir uns fordern, nicht immer nur pampern. Manchmal ist das liebevollste, das wir tun können, gewisse Dinge NICHT mehr zu akzeptieren – ganz im Sinne von Viktor Frankls „Ich muss mir von mir selbst nicht alles gefallen lassen.“ Manchmal schubst uns die Stimme der Liebe vehement raus aus unserer Komfortzone (allerdings niemals in die Panikzone). 

Selbst-Akzeptanz ist der Anfang. Intentionale Selbst-Entwicklung ist der nächste Schritt!

Irrtum #3: „It’s all about me“ 

Auf meiner   „Der große Trip“ Playlist befindet sich ein Song namens „Self-Love“ von Call Me Loop, zu dem ich ganz beschwingt über die Straßen Madrids, New Yorks und Sydneys gehüpft bin. 

Eine Strophe darin lautet: 

„And now I’ve found myself you know I’m feeling so goodUsed to depend on other people more than I ever shouldBut no one else has treated me as good as I wouldSo it’s time to make a change, make it all about me, or something“

Hmmmmmm …

Zu Beginn unserer Reise kann es durchaus notwendig sein, einfach mal in einen „all about me“ Modus zu kommen – besonders für uns Frauen, die Jahrzehnte im „all about others“ Modus verbracht haben. 

“To say ‘I love you’ one must first know how to say the ‘I.’ The meaning of the ‘I’ is an independent, self-sufficient entity that does not exist for the sake of any other person. A person who exists only for the sake of his loved one is not an independent entity, but a spiritual parasite.”~Ayn Rand

Aber irgendwann bemerken wir, dass wir dort nicht bleiben können. Dass Selbstliebe zwar beinhaltet, gesunde Grenzen setzen zu können, dass jedoch Liebe im universellen Sinn letztendlich die Unterscheidung zwischen „me“ und „others“ auflöst. 

Aus der Positiven Psychologie wissen wir, wie glücklich es uns macht, für andere da zu sein – solange es aus den richtigen Gründen geschieht. 

Selbstliebe bedeutet für mich unter anderem, mich und meine Programmierungen so genau zu kennen, dass ich sofort erspüre, warum ich in manchen Situationen andere Menschen „vor mich selbst reihe“. 

Tue ich es aus einer Haltung der Fülle und Liebe heraus – oder aus mangelndem Selbstwert, Helfer-Syndrom oder  Idioten-Mitgefühl (also im Grunde aus purem Egoismus)?

Wie so oft ist es ein SOWOHL ALS AUCH.

It’s all about me AND about others. 

Deshalb ist Selbstliebe ein Weg, der niemals langweilig wird. Es gibt kein allgemeingültiges Benutzerhandbuch. Aber du kannst deine eigene „Gebrauchsanweisung“ schreiben – und sie immer wieder aktualisieren!

“Tell me every terrible thing you ever did, and let me love you anyway.”  ~ Sade Andria Zabala

(Nein, dieses Zitat stammt aller Wahrscheinlichkeit NICHT von Edgar Allan Poe, auch wenn es ihm vielerorts zugeschrieben wird ;-)) 

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