Die Angst vor der eigenen Macht

Komfortzone verlassen

„Eigentlich war es viel angenehmer, als ich noch still vor mich hin gelitten habe“, sage ich – und wir prusten beide los, meine Freundin B. und ich.

„Ich glaube, ich habe Angst vor meiner eigenen Macht“, sinniere ich, und sie nickt.

Es geht um ein Beziehungs-Thema.

Ich habe jemandem, der mir nahe steht, ganz klar gesagt, was ich will.

Was ich erwarte.

Und was ich nicht mehr will.

Davor war diese Beziehung ständig unrund für mich; obwohl mir dieser Mensch sehr am Herzen liegt, hatte ich das Gefühl, unter der Beziehung zu ihm zu leiden. Ich habe sein Verhalten innerlich gerechtfertigt, wollte tolerant und verständnisvoll sein, und mir nicht eingestehen, dass die Beziehung so für mich einfach nicht befriedigend war – und in Summe weder nährend noch erfüllend.

Also bin ich über meinen Schatten gesprungen, habe meine Angst vor Zurückweisung und mein „Was glaubst du eigentlich, wie viel du verlangen kannst?“ in den Wind geschossen und Klartext geredet.

Freundlich.

Aber unmissverständlich.

Ich will dieses und ich will jenes. DAS will ich nicht mehr. Und ich wünsche mir – ganz konkret – DAS von dir.

Daraufhin hat dieser Jemand genickt.

Genickt, Ja gesagt, wieder genickt, und mich verstanden.

Seither hat sich sein Verhalten mir gegenüber grundlegend verändert. So sehr, dass es mir fast unheimlich ist.

„Ich versteh’s nicht“, schreibe ich ihm. „Meine Grundannahme ist, dass ich weder einen Menschen noch sein Verhalten verändern kann oder will.“

„Du wolltest mich nicht verändern“, antwortet er. „Du hast mir nur Feedback gegeben. Du hast mir deine Grenzen gezeigt, und an diesen Grenzen lerne ich dich und mich kennen.“

Statt mich darüber zu freuen, wird mir unbehaglich zumute.

Wirklich?

So viel Macht habe ich?

Will ich das überhaupt?

Will ich nicht lieber ohnmächtig sein und vor mich hin leiden?

Das fühlt sich doch viiiieeel vertrauter an … und weniger beängstigend ?

„Die meisten Menschen geben ihre Macht auf, indem sie denken, sie hätten keine.“ ~ Alice Walker 

#1 Die Angst vor der eigenen Macht

Bestimmt kennst du das Zitat von Marianne Williamson, in dem es heißt: „Unsere tiefste Angst ist nicht, dass wir unzulänglich sind.Unsere tiefste Angst ist, dass wir unermesslich machtvoll sind.“

Aber warum haben wir so viel Angst vor unserer Macht? Warum üben wir sie so selten aus? Warum schrecken wir vor ihr zurück?

Erstens weil Macht mit Verantwortung einher geht – und weil die wenigsten von uns bereit sind, sie zu übernehmen.

Verantwortung bedeutet, potenziell die Konsequenzen „falscher“ Entscheidungen tragen zu müssen. Besonders in Situationen, in denen von diesen Konsequenzen auch andere betroffen sind, fühlt sich das bedrohlich an; zum Beispiel bei der Frage, ob du dein Kind impfen lassen sollst oder nicht, ob du einen Kredit aufnehmen sollst, bei dem dein Partner mit drin hängt, ob du die Vollmacht für deine Eltern übernehmen sollst oder nicht, …  Oder ob du (wie ich gerade) deine Mitarbeiterin Vollzeit anstellen sollst.

Uuuaaa, so viel Verantwortung.

Zweitens weil wir Angst vor Machtmissbrauch haben.

Rund um uns gibt es zahllose Beispiele für  Menschen, die ihre Macht missbrauchen. Meistens sind es weiße, wohlhabende Männer.

Damit wollen wir nichts zu tun haben, nicht wahr? Lieber gar keine Macht haben, als sich in die Gefahr begeben, damit irgendjemandem zu schaden!

Aber es ist nicht wahr, dass Macht korrumpiert. Macht verändert den Charakter nicht, es verstärkt nur seine potenzielle Wirkung.

Es ist wichtig zu verstehen: Wir wollen nicht Macht ÜBER jemand anderen haben, sondern unsere Eigen-Macht zurückerobern. 

Wenn wir das tun, können wir auch aufhören, andere zu manipulieren, weil wir uns so ohnmächtig fühlen.

Win-win also.

„Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht.“ ~ Abraham Lincoln

#2 Die Angst vor dem Glück

Glücksforscher*innen wie Sonja Lyubomirsky haben herausgefunden, dass jeder Mensch eine Art inneres Glücksbarometer mit einer „Standardeinstellung“ hat. Egal, wie viel Glück oder Unglück wir im Außen erfahren – wie durch Magie kehren wir immer wieder zu unserem Standard-Glückslevel zurück. Es braucht einiges an innerer Arbeit und gute Tools, um diese „Werkseinstellung“ in Richtung  Glück, Erfüllung und Zufriedenheit zu verschieben.

Tun wir das nicht, dann halten wir es nicht aus, das Mehr an Glück. Dann kreieren wir – zumindest gedanklich – ein Problem, das uns wieder zurückfallen lässt auf das gewohnte Maß. „Upper Limit Problem“ nennt Gay Hendricks das.

Dann ist da auch noch das Schuldgefühl. Darf ich glücklich sein, wenn andere es nicht sind? Nehme ich anderen etwas weg mit meinem Glück? Ist mein Glück jemand anderes Unglück?

Und nicht zu vergessen: Wer Glück hat, kann es auch wieder verlieren. Wie gewonnen, so zerronnen, nicht wahr?

Ach, ihr alten Glaubenssätze …

Aber wer weiß, dass Glücksgefühle immer zwischen den eigenen beiden Ohren entstehen, der muss keine Angst davor haben, sie wieder zu verlieren.

# 3 Die Angst vor dem Erfolg

Wir haben Angst vor dem Scheitern.

Aber mindestens genauso große Angst haben wir davor, erfolgreich zu sein.

Warum?

Erfolg macht sichtbar. Erfolg macht angreifbar. Erfolg will erhalten und wiederholt werden, vielleicht sogar getoppt, gesteigert.

Oft ruft Erfolg auch Neider auf den Plan,  und noch öfter quälende Selbstzweifel (Impostor Syndrome, sag ich nur!).

Klingt also gar nicht so verlockend, stimmt’s?

ERFOLG MACHT SICHTBAR UND ANGREIFBAR. ERFOLG WILL ERHALTEN, WIEDERHOLT, GESTEIGERT WERDEN. 

OFT RUFT ER NEIDER AUF DEN PLAN, NOCH ÖFTER QUÄLENDE SELBSTZWEIFEL.

KLINGT NICHT BESONDERS VERLOCKEND, ODER? 

Also wenn schon Erfolg, dann bitte nur im Verborgenen. 

Bitte hinter dem Vorhang bleiben damit. Bitte immer schön verstecken.

Sonst könnte uns ja jemand für Angeber*innen, Blender*innen oder Selbstdarsteller*innen halten!

„If you don’t fit in with the crowd, perhaps it is because you were meant to lead it.“ ~ Marilyn Monroe

# 4 Die Angst vor der Freiheit

Als mein süßer Zwerg vor knapp zwanzig Jahren das Licht der Welt erblickte, musste ich ihn immer in eine Decke einwickeln. Ziemlich fest sogar, sonst weinte er unaufhörlich.

Später ließ das Weinen nach, aber jedes Mal, wenn er sich ausdehnte und seine entzückenden kleinen Ärmchen in die Luft streckte, zuckte er erschrocken zurück.

Es war sooo lang sooo eng gewesen in meinem Bauch. Mit so viel Freiheit und Expansionsmöglichkeiten musste er erst mal umzugehen lernen.

Uns geht es genauso.

Wir sehnen uns nach Freiheit, aber dann macht sie uns Angst.

Was machen wir bloß mit ihr?

Welche Richtung schlagen wir ein, wenn tausend verschiedene Richtungen möglich sind?

Wollen wir uns alle Türen offen lassen, statt beherzt durch EINE hindurch zu schreiten?

Wie geben wir uns selbst innerlich Halt und Struktur, wenn von Außen nicht mehr viel vorgegeben wird?

Auch Freiheit geht mit viel Verantwortung einher. 

Mit wenigen Jas und vielen Neins. 

Kein Wunder, dass wir uns von ihr oft überfordert fühlen.

# 5 Die Angst vor der eigenen Größe

Manchmal, wenn ich einen Zoom-Workshop mit mehreren hundert Teilnehmerinnen abhalte, fühlt sich das an wie Achterbahnfahren. Einerseits ist es ein prickelndes Vergnügen, andererseits ganz schön scary. Ziemlich hoch oben – auch wenn natürlich nicht WIRKLICH etwas passieren kann.

Es ist noch keine zehn Jahre her, dass ich meine ersten Schreib-Workshops mit fünf, sechs Teilnehmer*innen in der Volkshochschule abgehalten habe. Manchmal wird mir ein wenig schwindlig, wenn ich an den Weg denke, den ich seit damals zurückgelegt habe (vor allem an die vielen Umwege ?).

Manchmal wird mir auch ein wenig schwindlig, wenn ich meine Umsatzzahlen von damals und heute vergleiche – und wie viele Menschenleben ich bereits mit meiner Arbeit berührt, vielleicht sogar verändert habe.

Es hilft mir, meine Angst vor dieser Größe zu verlieren, wenn ich mir bewusst mache, dass ich gleichzeitig  ganz klein bin. Wichtig und unwichtig. Bedeutend und unbedeutend.

Mensch eben.

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