Selbstdisziplin für Meisterinnen

Wie entwickle ich mehr Selbstdisziplin?

Ich vor 15 Jahren:

Weckerläuten um 4:30 Uhr, Aufstehen, Zähneputzen, und dann eisern 500 tibetische Niederwerfungen abspulen, bevor das Kind wach wird.

Ich vor 10 Jahre:

Weckerläuten um 4:30 Uhr, Aufstehen, Zähneputzen, eisern 12 Runden Sonnengrüße zum Aufwärmen, dann eine dynamische Yogapraxis und 30 Minuten Meditation.

Ich heute:

Weckerläuten irgendwann zwischen 5 und 6:30 Uhr (das „Kind“ schläft sowieso bis Mittag), ein paar Minuten lang den Atem und den Tag begrüßen, Aufstehen, Zähneputzen, ein bisschen Yoga (mal sanft, mal dynamisch, mal nursoeinbisschenpseudomäßig), kurze Meditation. Frühstück!

Du ahnst schon, was ich damit sagen will: Was Selbstdisziplin für mich bedeutet, hat sich in den vergangenen fünfzehn Jahren deutlich verändert 😉

Früher zum Beispiel war klar, dass es ein morgendliches PROGRAMM gibt. Heute ist klar, dass ich mir am Morgen Zeit für Körper, Geist und Seele nehme. Aber wie zum Beispiel meine Yoga-Praxis aussieht, das überlasse ich der Weisheit meines Körpers. Manchmal will er laaaaange in der Stellung des Kindes ruhen und atmen, bevor er in Bewegung kommt. Manchmal will er gleich mit knackigen Vinyasas starten. Diesen Impulsen zu vertrauen war ein holpriger Weg für mich und ist auch heute noch immer nicht ganz einfach … so ganz habe ich meine Kontrollitis nämlich noch immer nicht unter Kontrolle 🙂

Früher war ich oft so lange derart selbstdiszipliniert, dass irgendetwas in mir zur totalen Rebellin mutierte und begann, mich zu sabotieren. Heute spüre ich meistens früh genug, wenn ich zu rigide werde. Dann lasse ich rechtzeitig die Zügel locker, bevor die Selbstdisziplin in totale Verweigerung umschlägt.

Nicht, dass ich das richtige Maß immer ganz genau im Griff hätte – aber ein paar Dinge habe ich über liebevolle Selbstdisziplin herausgefunden, die ich heute mit dir teilen möchte:

# 1 Kenne dein Warum

Selbstdisziplin braucht ein starkes Warum.

Disziplin nur um der Disziplin willen ist hohl und leer, und vermutlich niemals wirklich liebevoll.

Aber wenn ich weiß, WARUM ich jeden Tag Yoga mache.

Wenn ich weiß, WARUM ich früh aufstehe.

Wenn ich weiß, WARUM ich Zucker, Weizen & Co so gut es geht widerstehe.

Dann wird es einfacher, zu unterscheiden, was im jeweiligen Augenblick liebevoll ist und was nicht.

Die Selbstdisziplin ist FÜR UNS da – sie hilft uns, unserem WARUM treu bleiben.

Wenn wir das vergessen und stattdessen glauben, WIR müssten für unsere Selbstdisziplin da sein, dann haben wir etwas Grundsätzliches verwechselt.

Discipline is remembering what you want.

Disziplin bedeutet, dich daran zu erinnern, was du willst.

~ David Campbell

# 2 Erkenne dich selbst

Es gab mehrere Gründe, warum ich mit Kundalini Yoga aufgehört habe. Einer davon war, dass es nicht erwünscht war, zu hinterfragen, warum man auf die Sekunde genau den Zeitangaben der Übungen zu folgen hatte, die der gute (oder, jüngst bestätigten Missbrauchsvorwürfen zufolge, nicht ganz so gute) alte Yogi Bhajan irgendwann in den 80er-Jahren gelehrt hat.

Ich glaube, in den Achtzigern waren die Menschen, die Yoga praktizierten, ziemlich anders drauf als heute.

Ich glaube, was die Menschen heute brauchen, sind viel weniger starre Struktur und viel mehr Spüren, Wahrnehmen und Lernen, dem eigenen Körper, der eigenen Intuition und Weisheit wieder zu vertrauen.

Ich glaube auch, dass wirklich JEDER Mensch seinen ganz eigenen Weg zu sich finden muss und kann, und dass ein und dieselbe Übungspraxis für den einen wunderbar effektiv und entwicklungsfördernd ist, während sie für jemand anderen das genaue Gegenteil bewirkt.

Menschen, die sich ohnehin ständig enormen Leistungsdruck auferlegen, neigen auch auf der Yogamatte zu genau diesem Leistungsdenken. Menschen, die zur Trägheit neigen und sich kaum je freiwillig fordern, spulen dasselbe Muster auch bei der Yogapraxis ab.

Yoga ist natürlich nur ein Beispiel von vielen – dasselbe gilt für Schlaf, Ernährung, Bewegung, und und und.

Deshalb ist es so wichtig zu erkennen, wie DU tickst. Deshalb ist es so wichtig, zu wissen, auf welchen Nährboden Anleitungen, Empfehlungen und „Programme“ bei dir treffen.

Weißt du zum Beispiel, welcher Dosha-Typ du nach den Lehren des Ayurveda bist? (Falls nicht, kannst du hier einen Test machen). Ich bin ein Vata-Pitta-Typ – daher brauche ich mir keine Sorgen darum zu machen, dass ich zu träge oder zu wenig zielstrebig sein könnte – eher schon mangelt es mir an der nötigen Entspannung. Aber vielleicht ist es bei dir anders und du bist ein Kapha-Typ? Dann tut es dir gut, dich öfter mal aufzuraffen und in die Gänge zu kommen, statt zu chillen 😉

Tipp: Auch die „Four Tendencies“ von Gretchen Rubin sind großartig, um dich selbst besser kennenzulernen und ein gutes Maß für deine Selbstdisziplin zu finden. Hier kannst du das Quiz machen (gibt’s leider nur auf Englisch).

Und falls du eine Rebellin sein solltest, die sich sogar gegen die von ihr selbst aufgestellten Regeln wehrt, weil sie sich von ihnen in ihrer Freiheit eingeschränkt fühlt, dann möchte ich dir in aller Liebe dieses tiefschürfende Zitat ans Herz legen:

Discipline can be highly liberating.

Disziplin kann äußerst befreiend sein.

~ Danielle Laporte

# 3 Nur ein paar Dinge

Es gab Phasen in meinem Leben, in denen ich es eindeutig übertrieben habe mit all den Dingen, die ich glaubte, regelmäßig tun zu müssen, um gesund und rein und eine eifrige spirituelle Praktizierende zu sein 😉

Nun ja, wir könnten den ganzen Tag damit verbringen, diese Dinge zu tun, von der Morgenpraxis über Sport und Ernährung bis zum Abendritual. Dass DAS wirklich ein Leben in Balance wäre, wage ich zu bezweifeln. Langweilig wäre es auf jeden Fall!

Also beschränke ich mich heute auf ein paar wenige Dinge, für die ich Selbstdisziplin walten lasse. Zwischen Aufstehen und Yogapraxis sind das zum Beispiel Ölziehen, Nase spülen und heißes Ingwer-Zitronen-Wasser – so viel Zeit habe ich praktisch immer. Morgenseiten hingegen schreibe ich mal sehr regelmäßig, dann wieder unregelmäßig und manchmal wochenlang gar nicht.

Ich glaube, bei ein paar wirklich wichtigen Dingen selbstdiszipliniert zu sein, genügt völlig. Die Seele braucht Raum zum Atmen. Das innere Kind braucht unverplante Zeit und Selbstvergessenheit. Und die wilde Frau in uns braucht Auslauf, damit ihre Instinktnatur nicht verkümmert!

# 4 Spann die Seite sorgfältig (und hör auf, dich zu vergleichen)

Meine buddhistischen Lehrer pflegten das Bild einer Gitarrenseite zu benutzen, um uns Schüler*innen zu erklären, wie wir konsequent an etwas dranbleiben können, ohne uns zu verkrampfen und es zu übertreiben.

Ist die Gitarrenseite zu straff gespannt, reißt sie. Ist sie zu schlaff, bringt sie keinen Ton hervor.

Deine Saiten kannst nur DU stimmen. Nur DU weißt, welches Instrument du bist, wie dein eigener Klang schwingt und klingt, und in welcher Tonlage du dich am wohlsten fühlst.

Was für andere ein gutes Maß an Selbstdisziplin ist, kann für dich viel zu viel oder viel zu wenig sein.

DU bist die Expertin für dich und dein Leben.

Spann deine Saiten sorgfältig. Experimentiere. Spür deine Schwingung, und nimm wahr, wie DEIN Leben klingt, wenn du aufhörst, dich mit anderen zu vergleichen!

# 5 Die eine Frage …

Ja, Selbstdisziplin kann befreiend sein. Auch deshalb, weil sie uns die ständigen Entscheidungen abnimmt. Denn Selbstdisziplin bedeutet, schon VORHER entschieden zu haben – lange vor dem Augenblick der Wahl. (Schnüre ich die Laufschuhe oder bleibe ich auf dem Sofa? Esse ich das zweite Stück Kuchen oder lasse ich es stehen? Schalte ich eine Stunde vor dem Zubettgehen mein Handy auf Flugmodus, oder scrolle ich darauf herum, bis mir die Augen zufallen?)

Vor allem aber kann Selbstdisziplin liebevoll sein.

Und wenn wir mal nicht sicher sind, wer denn da gerade zu uns spricht – der innere Schweinehund oder die innere Polizistin – dann können wir uns die eine Frage stellen, die uns so gut wie immer die richtige Antwort schenkt. Nämlich: „Was würde die Liebe tun?“

****

Also. Bevor es wieder einfach wird mit der Selbstdisziplin, wird es zunächst beliebig kompliziert.

„Durch wieviel Kompliziertheit muss man sich durchringen, bis man endlich zur Einfachheit gelangt.“

~ Marie von Ebner-Eschenbach.

{Dieses Zitat hat mir kürzlich jemand auf facebook geschenkt. Und ich liebe liebe liebe es.} 

In diesem Sinne wünsche ich dir gut gespannte Gitarrenseiten, gaaaanz viel Vertrauen in deine eigene Frequenz und ein WARUM, das alles in dir zum Klingen bringt!

Die INSIDE Membership
Transformiere dein Leben von Innen nach Außen

Bring deinem Gehirn Freiheit, Glück und Erfolg bei!

Beitrag mit deinen Freund*innen teilen:

INSIDE
Die Membership

Kreiere deine neue Realität FROM INSIDE OUT!

Mit Positiver Psychologie, Neurowissenschaft &
DEEP JOURNALING

„Du, ich merke, dass mir das gerade zu viel ...
Kürzlich hat der österreichische TV-Sender ORF ein...

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

MAGNETIC JOURNAL NIGHTS

Der DEEP DIVE für dein großartiges 2025!

Mit Positiver Psychologie, DEEP JOURNALING und deinem MAGNETIC JOURNAL.