Endlich, endlich, endlich – mein erster „Buch Baby Tag“.
Dieses Jahr schreibe ich ein Buch.
Genau genommen ZWEI Bücher.
Und ich weiß: Projekte wie diese brauchen immens viel Aufmerksamkeit, Hingabe und Nahrung, um zu wachsen und zu gedeihen. Deshalb ist ab jetzt jeder Mittwoch „Buch Baby Tag“.
Alles andere darf unerledigt bleiben an diesen Tagen. Auch das Dringende, das Wichtige. Selbst das Unaufschiebbare wird aufgeschoben – das ist mein Versprechen an mich selbst.
Und weil unterschiedliche Arten des Schreibens unterschiedliche Settings erfordern, findet mein Buch Baby Tag nicht in meinem Homeoffice statt, sondern in Cafés, Museen und Bibliotheken, in Zügen und auf Flughäfen.
Denn: Für meine Babys ist Inspiration genauso lebensnotwendig wie für Menschenbabys die Muttermilch.
Der 5. Januar also, mein erster Buch Baby Tag. Und was tue ich? Beginne ich draufloszuschreiben? Stolpere ich Hals über Kopf hinein in den ersten Satz, das erste Kapitel?
Natürlich nicht.
Bevor ich loslege, stelle ich mir Fragen. Wichtige Fragen.
Fragen, die garantieren, dass ich dieses Projekt nicht nur beginnen, sondern auch abschließen werde, dass mir nicht mittendrin die Puste ausgeht, dass ich nicht zu zweifeln beginne, bei der ersten Schwierigkeit das Handtuch werfe, oder mich vom „next shiny object“ ablenken lasse, wenn die Anfangs-Euphorie verblasst und die Mühen der Ebene auf mich warten.
Es mag so aussehen, als würde ich mich mit diesen Fragen aufhalten, als würde ich Zeit mit ihnen verschwenden, statt unmittelbar ins Tun zu springen.
Doch diese Fragen zu stellen und zu beantworten ist das Gegenteil von Zeitverschwendung.
Sie sind das sprichwörtliche „Sharpen the saw“.
Schon Abraham Lincoln sagte: „Gib mir sechs Stunden, um einen Baum zu fällen, und ich werde die ersten vier davon damit verbringen, die Axt zu schärfen.“ Und von Stephen Covey stammt das bekannte Zitat:
„We must never be too busy to take time to sharpen the saw.“ ~ Stephen R. Covey
Also nehme ich mir Zeit, um meine mentale Axt kristallklar zu schärfen. Die sieben Fragen, die ich mir gestellt habe, teile ich heute mit dir. Denn bestimmt hast auch DU einen Traum, den du verwirklichen, ein Baby, das du zur Welt bringen, oder ein Ziel, das du erreichen willst!
# 1 Was ist mein Warum?
Ziele zu haben macht uns glücklich, gibt uns Halt, Ausrichtung und Orientierung. Allerdings nur dann, wenn das WARUM hinter diesen Zielen stimmt. Wenn es uns nämlich nur um Anerkennung oder Prestige geht, oder darum, Erwartungen gerecht zu werden oder Leistung zu erbringen, weil wir daraus unseren Wert ableiten, dann werden diese Ziele uns keine Erfüllung bringen. Selbst dann nicht, wenn wir sie erreichen.
Mein Warum für mein Buch-Baby klingt so: „Endlich bin ich bereit, zu verkörpern, als was ich gemeint bin: eine Autorin, eine Poetin, eine Wortmagierin, eine befreite Frau, ein geflügeltes Wesen. Ich will meinen Seelenauftrag erfüllen. Die Liebe soll mich schreibend finden, denn dafür hat sie mich erschaffen.
Und sollte ich mich irren – sollte ich scheitern, sollte ich meinen Ruf missverstanden haben -, dann habe ich es zumindest versucht. Zumindest weiß ich dann, was ich zuvor nicht wusste.“
„Everyone has been made for some particular work, and the desire for that work has been put in every heart.“ ~ Rumi
# 2 Was bin ich bereit zu opfern?
Uns aufzuopfern ist nicht unbedingt das, was wir wollen, nicht wahr? Besonders wir Frauen tappen ja gerne in diese Falle – und hinterher grollen wir uns selbst und allen anderen dafür, dass wir uns aufgeopfert haben; dafür, dass wir unsere eigene Kreativität und Genialität ver-kümmern haben lassen, um uns (vermeintlich) um das Wohlergehen anderer zu kümmern.
Aber um Aufopferung geht es hier nicht. Sondern um Entschlossenheit.
Darum, dass wir bereit sein müssen, andere Dinge loszulassen oder zumindest für eine bestimmte Zeit aufzuschieben, wenn wir etwas kreieren und verwirklichen wollen.
Sonst bleibt unsere Hingabe ein Lippenbekenntnis. Sonst bleiben wir in der Halbherzigkeit stecken. Viele kleine Ziele für wenige große zu opfern, veredelt uns und unser Leben.
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VIELE KLEINE ZIELE FÜR WENIGE GROSSE ZU OPFERN, VEREDELT UNSER LEBEN.
Was also bin ich bereit zu opfern, hinter mir zu lassen, aufzugeben, um meine Buch-Babys zu nähren und wachsen zu lassen?
„Zuerst mal: Meine Entschuldigungen. Es gibt nicht einen einzigen Grund, warum ich dieses Projekt nicht JETZT starten, mein Ziel erreichen und damit erfolgreich sein könnte.
Dann: Meine Angst vor Zurückweisung. Manche werden das Buch furchtbar finden. Andere werden es lieben. Nichts davon zählt. Wichtig ist nur, dass ich es schreibe.
Außerdem: Meine Befürchtung, die Beziehung zu meinem Mann zu gefährden, wenn ich dieses Projekt starte und auf Weltreise gehe. All die Frauen in meiner Familie, die vor mir kamen, haben ihre eigene Kreativität, ihre Wildheit, ihre Stärke und ihre Träume geopfert, um in Beziehungen zu bleiben, in denen sie sich sicher fühlten. Ich aber bin der Pfeil, der vorwärts strebt. Sollte meine Ehe daran zerbrechen, dass ich meinen Traum verwirkliche, dann war sie nicht für mich gedacht.
Was noch? Klavierspielen, das Chakra-Web-Projekt, das ich schon seit Jahren im Kopf habe, Lindy Hop tanzen, die zweite Hälfte des Franziskusweges von Asissi nach Rom pilgern, und einen gepflegten Balkon. Soll es doch wild wuchern da draußen, während ich schreibend im Café sitze!“
“Have few desires but have great ones.”~ Buddha
# 3 Welche Ressourcen und Fähigkeiten habe ich bereits?
Manchmal ist es schwierig, loszustarten, weil wir nicht so recht wissen, wo wir beginnen sollen.
Es liegt in der Natur der Sache, dass wir uns unsicher fühlen, wenn wir etwas Neues wagen. Diese Unsicherheit ist ein gutes Zeichen!
Gleichzeitig können wir uns bewusst machen, auf wie viele Ressourcen wir bereits zurückgreifen können, und dass wir keineswegs bei Null beginnen.
Die Besinnung auf Ressourcen und Fähigkeiten sah in meinem Fall so aus:
- „Ich kann mir meine Zeit frei und flexibel einteilen; mein Sohn ist erwachsen, ich habe viel weniger Verpflichtungen als früher.
- Ich bin erfahren im Schreiben, und ich habe bereits einiges publiziert.
- Ich bin fest entschlossen, und ich bin gut im Projektmanagement.
- Die Ideen gehen mir niemals aus, und ich sprudle nur so vor Kreativität!
- Ich habe die besten Tools, um mein Mindset zu meistern und mein Ziel zu erreichen.
- Es gibt jede Menge Menschen, die mich unterstützen und an mich glauben.
- Mein Netzwerk im Bereich Autor*innen / Verlage ist nicht groß, aber es gibt zumindest zwei, drei Personen, bei denen ich andocken kann.„
# 4 Was muss ich noch lernen oder entwickeln?
Genauso wichtig, wie uns unsere Ressourcen bewusst zu machen, ist es, zu wissen, was uns noch fehlt, um unser Ziel zu erreichen. Sobald wir darüber Klarheit haben, können wir uns diese Dinge aneignen – eines nach dem andern. Wenn wir eine solche Liste schreiben, verabschiedet sich das Gefühl der Überforderung. Dann haben wir etwas, woran wir uns halten und das wir Punkt für Punkt abarbeiten können.
Meine Liste sah so aus:
- Text-App für Autor*innen (Scrivener?)
- Online-Kurs über Sachbuch-Schreiben
- Coach, Mentorin oder Accountability Partner
- Netzwerk aufbauen (Verlage, andere Autor*innen, …)
- Über das Genre „Erzählender Ratgeber“ recherchieren
- Tägliche Schreib-Praxis etablieren (Happy Habit)
# 5 Welche Stolpersteine wird es geben – und wie werde ich sie überwinden?
Uns mögliche Herausforderungen und Hindernisse bewusst zu machen, hat nichts mit Schwarzmalerei oder Negativität zu tun. Ganz im Gegenteil! Wenn wir schon im Vorhinein mit ihnen rechnen und uns Strategien zurechtlegen, um sie zu meistern, dann werfen sie uns nicht aus der Bahn, wenn sie auftauchen.
Hier sind meine Stolperstein-Strategien:
- Dringende Business-Aufgaben machen sich an meinem Buch Baby Tag breit -> Am Montag und Dienstag superfokussiert und produktiv arbeiten, damit ich am Mittwoch Herz, Hirn und Hände wirklich frei habe!
- Selbstzweifel kommen hoch -> Affirmationen parat haben („Ich bin hier die Chefin; ich erreiche dieses Ziel, kein Zweifel. Ich bin dafür gemacht.“)
- Ich finde nicht sofort einen Verlag -> Ich gebe erst auf, wenn ich JEDEN einzelnen in Frage kommenden Verlag MEHRMALS kontaktiert habe, wenn ich Exposé und Probetexte MEHRMALS umgeschrieben habe, und wenn ich ALLE in Frage kommenden Personen gebeten habe, mich zu unterstützen.
- Krankheit, Erschöpfung, familiäre Aufgaben kommen dazwischen -> Das hält mich nicht davon ab, zu schreiben! Selbst wenn ich einmal einen Tag oder zwei auslassen muss, kehre ich danach wieder zu meiner Praxis zurück – ohne Selbstverurteilung, ohne große Geschichte.
# 6 Was ist das Best Case Scenario?
Jetzt heißt es, die Angst vor unseren großen Träumen zu verlieren – auch und besonders dann, wenn sie uns absolut unrealistisch erscheinen!
Meistens ist unser Gehirn damit beschäftigt, das Worst Case Scenario heraufzubeschwören. Dem setzen wir unsere geniale Vorstellungskraft entgegen und malen uns aus, was alles FANTASTISCHES geschehen könnte, und wie die Wirklichkeit unsere kühnsten Fantasien übertreffen könnte.
Denn: Wieso nicht?
Erstens sind Wunder ganz alltäglich.
Und zweitens: Selbst wenn nichts davon eintrifft, haben wir unser Gehirn ein Stück weit umprogrammiert, unseren mentalen Möglichkeitenraum erweitert und unsere Wahrnehmungsfilter auf Erfolg ausgerichtet!
Mein Best Case Scenario sieht so aus:
„Für Buch-Baby 1 habe ich Ende März einen Vertrag bei einem großen deutschen Verlag in der Tasche, bis Ende Juni ist es fertig geschrieben, bis Ende Dezember publiziert. Ich gebe Interviews in Podcasts und Magazinen, und meine Methode verhilft tausenden Menschen zu mehr innerer Freiheit und Lebensglück.
Buch-Baby 2 wächst in all seiner Zartheit und im eigenen Tempo. Auf meiner Reise finde ich jede Inspiration, die ich dafür brauche. Ende des Jahres ist die Rohfassung des Manuskripts fertig.“
# 7 Willst du WIRKLICH?
Es ist ein bisschen wie Heiraten.
Tatsächlich habe ich mir beide Male, kurz bevor ich zu einem Mann JA gesagt und mit ihm Ringe getauscht habe, diese Frage gestellt.
Es liegt eine große Freiheit darin, große Träume und Ziele zu haben, und sie nicht verwirklichen zu MÜSSEN. Wir können auch ohne sie erfüllt und glücklich sein. Wir haben keine moralische Verpflichtung, uns ihnen zu verschreiben.
Die Antwort auf diese Frage könnte also auch ein ehrliches „Nein“ sein. Und vielleicht wäre das sogar eine Erleichterung.
Scheiden lassen können wir uns auch jederzeit – aber das ist nicht unsere Intention, wenn wir Ja sagen, nicht wahr?
Also – willst du wirklich? Wirklich wirklich?
In meinem Fall war die Antwort bei Buch-Baby 2 ein leidenschaftliches, leises Ja. Ein Ja unter Tränen. Tränen der Wahrhaftigkeit, Tränen des „Jetzt. Endlich!“ Tränen der Dankbarkeit für meine Möglichkeiten und meine Talente.
Bei Buch-Baby 1 tauchte ein sachliches, souveränes, fast kühles „Ja, aber nicht um jeden Preis“ auf.
Ist es nicht unglaublich, was alles ans Licht des Bewusstseins dringt, wenn wir uns die richtigen Fragen stellen?