Jeden Tag gibt es zwei magische Übergänge.
Ob wir für die Magie des restlichen Tages empfänglich sind oder nicht, hängt zu einem guten Teil davon ab, wie wir diese beiden Übergänge gestalten.
Du ahnst es längst: Ich spreche vom Morgen und vom Abend.
Von jenen beiden Schwellenzeiten, in denen geistige und materielle Welt einander zärtlich berühren.
Von jenen beiden Zeitpunkten, in denen du deinem Leben einen Drall in die richtige Richtung geben kannst. In denen du dich für die Magie des Lebens öffnen kannst
Auch der winzigste positive Gedanke am Morgen kann deinen ganzen Tag verändern.
Wie du deinen Tag beginnst, ist entscheidend für den Rest des Tages.
Wie du deinen Tag beendest, ist entscheidend für den nächsten Tag.
Jeder Morgen kann eine Neugeburt sein – wenn du das willst. Jeder Abend kann ein dankbares Gebet sein, ein Loslassen des Vergangenen, ein Freiwerden für neue Wunder.
Und Nein, für ein solches Gebet musst du weder die Hände falten noch irgendetwas vor dich hinmurmeln! Es gibt viele Möglichkeiten, den Tag in Dankbarkeit zu beenden – und den nächsten voller Vorfreude zu beginnen.
Ein Tag ist etwas Kostbares, denn jeder Tag ist der Mikrokosmos unseres ganzen Lebens.Jeder neue Tag bietet Möglichkeiten und Aussichten, die noch nie zuvor gegeben waren.Sich dem vollständigen Potenzial unseres Lebens ehrenvoll zu stellen bedeutet,sich den Möglichkeiten unseres jeweils neuen Tages auf würdige Weise zu stellen.
John O‘ Donohue
Morgenstund hat Magie im Mund
Zugegeben, es fällt mir nicht immer leicht, früh aufzustehen. Ja, auch ich tippe öfter mal auf den Snooze-Button. Ich stehe auch nicht mehr um 4:30 Uhr auf wie früher, als mich noch der spirituelle Materialismus aus dem Bett getrieben hat.
Aber früh genug, um mich in Stille und ohne Hast auf den Tag auszurichten.
Früh genug, um mir, auf meine Weise, ein „Walk in Beauty, Work with Grace“ zuzuraunen, das mich für den Rest des Tages begleiten wird.
Und früh genug, um nicht den ganzen Tag über das Gefühl zu haben, mir selbst und dem Leben hinterherlaufen zu müssen!
Meine Morgenroutine in voller Pracht sieht so aus:
Nach dem Weckerläuten ein paar Minuten mit mir selbst im Bett kuscheln, meinen Atem spüren, mich umarmen, die Verbundenheit genießen, und mich daran erinnern, welches Geschenk es ist, einen neuen Tag erleben zu dürfen.
Aufstehen, Fenster weit öffnen, den Vögeln im Garten zuhören, lächeln.
Zunge schaben (mit Kupfer-Schaber aus Thailand), Öl ziehen (zurzeit verwende ich Kokosöl), Zähneputzen und dabei – ganz yogisch – im Baum stehen, Nase – auch ganz yogisch – mit warmem Salzwasser spülen (Jala Neti).
Frisches Wasser zehn Minuten kochen lassen und dann mit Ingwer und Zitrone trinken, um gereinigt und gut hydriert in den Tag zu starten (dann verzeiht mein Körper es mir auch mal, wenn ich untertags vergesse, genug zu trinken).
Dann ab aufs Meditationskissen, nach der Medi meine Lieblingsmantras singen, und ein kurzes Zwiegespräch mit dem „göttlich Geliebten“ führen.
Dann wird die Matte ausgerollt und mein Körper freut sich über Bewegung und Dehnen, Strecken und die Sonne grüßen. Oder aber, wenn er müde ist, über ein paar regenerative Yoga-Haltungen und sanftes Mobilisieren.
Und dann natürlich Schreiben! Meistens „Stream of Consciousness“, dann meine Big 4, dann meine Visionen und Ziele, und dann zeichne ich oft noch einen Kraftkreis um meinen Namen und ein paar persönliche Switch- und Energywords.
Frühestens dann schalte ich den Airplane-Mode meines Smartphones aus. Denn bevor ich mein eigenes Energiefeld gestärkt habe, lasse ich keine Mails und keine Social Media an mich heran!
Morgenroutinen bis zum Mittag?
Aber, Laya, höre ich dich fragen, ist das nicht viel zu viel? Dauert das nicht viel zu lang? Ist nicht schon Mittag, wen du mit deinen Morgenritualen fertig bist?
Stimmt – wenn ich meine gesamte Morgenroutine von vorne bis hinten „durchziehe“ (was für ein Wort!), kann das schon an die zwei Stunden dauern.
Ja, ich bin ein unersättlicher und unverbesserlicher Morgenritual-Junkie.
Und dazu stehe ich auch.
Denn erstens habe ich mit meinen Morgenritualen schon ganz viel für mich, meine Gesundheit, meinen Körper und meine Seele getan, sodass ich mich für den Rest des Tages um anderes und andere kümmern kann, ohne das Gefühl zu haben, selbst zu kurz zu kommen.
Und zweitens sind sie so gut eingespielt, dass es absolut kein Problem ist, mal etwas wegzulassen. Wenn es am Vorabend spät geworden ist oder ich früher als sonst aus dem Haus will, reduziere ich das Programm einfach – wichtig ist nur, dass von allem etwas dabei ist: Wohltat für den Körper, Streicheleinheit für die Seele, Klarheit für den Geist.
Und KEINESFALLS fühle ich mich schuldig, wenn meine Morgenroutine mal ultrakurz ausfällt. Meine Rituale sind FÜR MICH da, und nicht umgekehrt!
Lass den Tag gut enden, egal, wie er war
Meine Abendrituale sind deutlich kürzer, denn ich bin eindeutig eine Lerche und keine Nachtigall! Manchmal meditiere ich am Abend mit meinem Liebsten, manchmal alleine, manchmal gar nicht. Manchmal mache ich ein paar restorative Yoga-Haltungen, manchmal nicht. Manchmal schreibe ich, manchmal nicht. So gut wie immer lese ich noch ein paar Seiten.
Aber immerimmerimmer lasse ich den Tag friedlich und in Dankbarkeit ausklingen – egal, wie er war. Ich kuschle mich unter meine Decke – im Winter mit meiner geliebten Plüsch-Wärmi – halte die Durga-Mudra und lasse die goldenen Momente des zu Ende gehenden Tages nochmal an mir vorbeiziehen. Tauche ein in die Gewissheit, dass ich reich beschenkt wurde vom Leben. Bin dankbar dafür, dass es genügt, meinen Atem zu spüren, um mich in mir zuhause, sicher und geborgen zu fühlen. Kein Grübeln, keine Sorgen. Fallenlassen. Und vertrauen.
{Nur damit du kein falsches Bild von mir bekommst: Ich esse am Abend auch gerne Pralinen. Oder Schoki mit 90% Kakao. Oder trinke einen Kurkuma Latte mit Honig und viiiieeeel Hafermilch-Schaum. Oder bleibe bis Mitternacht vor dem Bildschirm kleben, weil auf einer uralten Seite meiner Homepage, die vermutlich niemals mehr irgendjemand lesen wird, der Schlagschatten eines Buttons in die falsche Richtung zeigt. Ja, ich bekenne mich schuldig. Wer keine üblen Gewohnheiten hat, hat wahrscheinlich auch keine Persönlichkeit, soll William Faulkner gesagt haben. Und wer einen Literaturnobelpreis abgestaubt hat, wird so etwas wohl wissen 🙂 }
Möge der Tag dir niemals zur Last werden.Möge der Morgen dich wach und munter antreffen, bereit,deinem neuen Tag mit Träumen, Hoffnungen undpositiven Erwartungen entgegenzutreten.
Möge der Abend dich heiter und zufrieden antreffen.Mögest du gesegnet, behütet und geborgenin die Nacht eintreten.Möge deine Seele dich beruhigen, trösten und erneuern.
~ John O’Donohue
3 goldene Regeln für dein perfekt unperfektes Morgenritual
# 1 Keep it simple!
Die einfachsten Rituale sind oft die besten. Mach keinen Stress daraus und lass keinen Leistungsdruck entstehen! Vielleicht sind ein paar Minuten recken und strecken bei offenem Fenster und Vogelgezwitscher genau das Richtige für dich. Vielleicht ist es der Morgenspaziergang mit deinem vierbeinigen Freund. Vielleicht singst du ein Mantra oder tanzt eine Runde durch die Küche. Oder du schüttelst dich fünf Minuten lang durch.
Mach es nicht unnötig kompliziert, denn sonst hast du womöglich bald keine Lust mehr auf dein Morgenritual. Vor allem, wenn du gerade erst mit einer liebevollen Morgenroutine beginnst, solltest du sie kurz und knackig halten. Später darf dann ja immer noch etwas dazukommen – und damit sind wir schon beim nächsten Punkt:
# 2 Habit stacking
Neue happy habits lassen sich besonders leicht festigen, wenn du sie mit bestehenden Routinen verknüpfst – also sozusagen „stapelst“ (stacking). Du könntest zum Beispiel gleich nach dem Zähneputzen deine Nase spülen. Oder jeden Tag vor dem ersten Kaffee ein Glas warmes Wasser trinken. Meine Morgenrituale sind genau in der Reihenfolge gestackt, wie es für mich am einfachsten und am sinnvollsten ist. Eins ergibt automatisch das nächste, ohne dass ich mich dazu überwinden, oder groß darüber nachdenken müsste, was als nächstes kommt!
# 3 Don’t make perfect the enemy of the good!
Ich habe einen guten Freund, mit dem ich mich alle ein, zwei Monate zum Frühstück verabrede. Wir treffen uns ganz zeitig in der Früh, weil wir beide danach zur Arbeit gehen – und weil es uns wichtig ist, zwei, drei Stunden ungestört Zeit füreinander zu haben. Diese Freundschafts-Frühstücke gehören eindeutig zu den ganz großen Juhus in meinem Leben.
Natürlich versucht meine innere Perfektionistin, mir weiszumachen, dass ich vor dem frühmorgendlichen Date meine Morgenrituale durchzuziehen habe (schon wieder dieses Wort!). Aber ich habe aufgehört, mich von ihr stressen zu lassen. Stattdessen erkläre ich ihr, dass Verbundenheit und liebevolle Begegnungen mindestens genauso wichtig für meine Gesundheit und mein Lebensglück sind wie eine gespülte Nase und ein flexibler Yogini-Body. Das ist wissenschaftlich erwiesen, und mit wissenschaftlichen Beweisen lässt Miss Perfektionista sich erfahrungsgemäß besänftigen, ohne weiter an mir herumzunörgeln.
Was ich damit sagen will: Wenn du deine liebevollen Morgenroutinen an 70 oder 80 Prozent deiner Tage einhältst – wunderbar! Wenn du jeden Tag meditierst, aber an manchen Tagen nur fünf Minuten, an anderen dafür eine halbe Stunde – was soll’s!
Um die Regelmäßigkeit geht es, und ums Dranbleiben.
Perfektionismus ist der Feind des Guten, und er führt dazu, dass wir aufgeben, sobald wir mal einen Tag auslassen oder einen längeren Durchhänger haben.
Auslassen und Durchhängen sind völlig in Ordnung – wir wollen ja schließlich Menschen bleiben, nicht wahr?
Aber aufzugeben wäre schade.
Denn es ist DEIN Tag. Wenn du ihn bewusst beginnst und beendest, gehört er wirklich dir.
Gib deinen Tagen einen guten Anfang und ein gutes Ende. Sorge dafür, dass du dich diesbezüglich auf dich selbst verlassen kannst. Dann kann all das Unvorhersehbare, Chaotische und Verwirrende, das oft zwischen Morgen und Abend geschieht, dich nicht aus der Ruhe bringen.
Egal, was auf dem Plan steht, lass deinen Tag gut beginnen.
Egal, wie der Tag war, lass ihn gut enden!
Ich lebe mein Leben basierend auf zwei Prinzipien.
Eins – ich lebe, als ob heute mein letzter Tag auf Erden wäre.
Zwei – ich lebe heute, als ob ich für immer leben würde.
~ Osho