Meine 11 schönsten Schreib-Rituale

Laya sitzt mit Journal auf einem Sofa und strahlt

Ein heiliger Moment.

Egal, wie oft ich es tue.

Hundert Mal, tausend Mal – egal.

Am frühen Morgen. Am späten Abend. Zwischendurch im Zug oder im Café oder im Büro. Egal, wann und wo – eine ganz besondere Energie entsteht, wenn ich mich dem Schreiben widme.

Immer wieder ist es ein heiliger Moment, wenn die Spitze meiner Füllfeder das leere Blatt berührt, wenn ich das Geräusch höre, das entsteht, wenn sie über das Papier kratzt, wenn sich die ersten schwarzen Buchstaben (oder Kringel, Linien, Spiralen, …) auf dem frischen Weiß zeigen, das eben noch wie eine unberührte Schneelandschaft vor mir lag.

Ja, ich liebe diese Momente. Ja, sie sind mir wirklich heilig.  Und sie haben mir schon mehr als einmal das Leben gerettet.

Warum?

Weil ich mich in diesen Momenten mit meiner Seele verbinde.

Weil ich mich mir selbst offenbare, jenseits meines Alltags-Ichs, jenseits aller Masken und Rollen.

Weil ich mich in diesen Momenten selbst erkenne, und meinen wahren Wünschen, meinem tiefsten Sehnen auf den Grund gehe. (11 wunderbare Schreibe-Impulse, mit denen auch du dir selbst näher kommen kannst, verrate ich dir gleich. Bleib dran!)

Natürlich ist es nicht immer „schön“ oder angenehm, was sich dabei zeigt. Manchmal wird mir erst beim Schreiben bewusst, wie viel Wut oder Ärger sich in mir aufgestaut haben. Oder dass hinter der Wut ganz viel Traurigkeit über einen Abschied oder eine alte Verletzung steckt. Oder dass es Facetten von mir gibt, die sich danach sehnen, gelebt zu werden, und denen ich noch viel zu wenig Raum und Aufmerksamkeit schenke.

In diesen Momenten der Selbst-Offenbarung darf alles sein. Alles darf aufs Papier fließen, das Schöne und das Schmerzhafte, das Helle und das Dunkle. Alles ist willkommen – und genau deshalb sind diese Momente so heilsam. 

 

Von Seelen-Müll befreien

Es ist so unendlich wohltuend und befreiend, alle Gefühle unzensuriert aufs Papier zu bringen. Dadurch kommen sie ins Fließen, müssen nicht mehr eingefroren und in den Körperzellen gespeichert werden, wo sie sich irgendwann zu Verspannungen, Schmerzen oder Krankheiten verdichten.

Ich weiß nie, was ich zu einem Thema denke, ehe ich lese, was ich dazu geschrieben habe.~ William Faulkner

Selbst-Erkenntnis ist aber nur der erste Schritt. Haben wir uns erst einmal von unserem „Seelen-Müll“, von belastenden Gefühlen, Enge und Druck befreit, ist der Weg frei für den nächsten Schritt: bewusste Selbstentwicklung und -entfaltung!

Schreiben ist ein kraftvolles und kreatives Medium, um dein Leben, deine Beziehung zu dir selbst und deine Beziehungen zu anderen aktiv zu gestalten. Es schenkt dir Klarheit und Selbstermächtigung, es ermöglicht dir, deinen inneren Ruf zu vernehmen, dich nach ihm auszurichten und klare Intentionen für deine Gegenwart und deine Zukunft zu setzen.

Beim Schreiben kannst du zu 100 Prozent du selbst sein, aufrichtig und authentisch. Wie wohltuend!

Beim Schreiben kannst du dich mit deinem zukünftigen Ich verbinden – mit dem Menschen, der du in fünf oder zehn Jahren sein willst – und aus dieser Perspektive heraus dein Leben JETZT aktiv gestalten. Wie machtvoll!

Beim Schreiben kannst du mit deiner Seele kommunizieren, ihre Botschaften empfangen, und dein Denken und Tun mit ihr in Einklang bringen. Wie klärend!

Beim Schreiben kannst du dich dem schöpferischen Flow anvertrauen und dich von deiner eigenen Kreativität überraschen lassen. Wie spannend!

 

Schreiben ist ein Zuhause – und ein innerer Kompass

Diese Art des Schreibens ist eine spirituelle Praxis (und wie jede gute spirituelle Praxis geschieht sie absichtslos), der ich seit Jahrzehnten treu bin. Es ist ein Zuhause, das mich überall hin begleitet. Und es ist ein innerer Kompass, dessen Nadel sich stets nach den Wünschen meiner Seele ausrichtet, und der mich dorthin führt, wo das Leben mich haben möchte.

{Absichtslosigkeit ist ein zentrales spirituelles Prinzip. Es bedeutet: Wir tun etwas mit vollem Engagement und voller Präsenz, aber ohne Erwartungen an das Ergebnis. Der Gegenpol von Absichtslosigkeit ist Zielorientiertheit. Wie immer brauchen wir beides? }

Wenn du dich dem Schreiben ernsthaft widmest, dann wird es dich überall hinführen.~ Dainin Katagiri Roshi

{Nur damit wir uns richtig verstehen: „Ernsthaft“ bedeutet keinesfalls spaßbefreit! Schreiben kann unglaublich erheiternd, humorvoll, witzig, schräg, komisch und belustigend sein. „Ernsthaft“ bedeutet: Wenn sich die heilsame und katalytische Wirkung des Schreibens auf dein Leben wirklich entfalten soll, dann musst du es TUN. Regelmäßig. Oft. Noch öfter.}

Du merkst schon: Wenn ich anfange, übers Schreiben zu schreiben, fällt es mir schwer, wieder aufzuhören 🙂

Aber jetzt möchte ich dich nicht mehr länger warten lassen – hier sind sie endlich, ein paar meiner liebsten Schreib-Rituale!

 

Meine 11 liebsten Schreib-Rituale

 

# 1 Morgenseiten / Stream of Consciousness

Die Praxis der Morgenseiten stammt aus Julia Camerons berühmtem Buch Der Weg des Künstlers.

Gleich nach dem Aufwachen schreibst du einfach alles auf, was dir durch den Kopf geht, ohne Bewertung und ohne inneren Zensor. Stream of Consciousness heißt diese Schreib-Technik, bei der der innere Monolog ungefiltert aufs Papier fließt.

There is no wrong way to do Morning Pages […] They are aboutanything and everything that crosses your mind– and they are for your eyes only.

Morning Pages provoke, clarify, comfort, cajole, prioritize andsynchronize the day at hand. Do not over-think Morning Pages: just putthree pages of anything on the page…and then do three more pages tomorrow.~ Julia Cameron

Ich persönlich schreibe nicht jedes Mal drei Seiten und auch nicht immer am frühen Morgen. Aber ich schreibe FAST jeden Tag auf diese Weise, und immer fühle ich mich danach ruhig, geklärt und herrlich „aufgeräumt“ – und meistens auch heiterer und unbeschwerter als zuvor.

 

# 2 „Ich bin“ – Freewrite

Freewriting ist der Stream of Consciousness-Technik sehr ähnlich – du schreibst dabei frei assoziierend, ohne darüber nachzudenken, was du schreiben sollst. Du lässt dich einfach vom Schreibflow führen, ohne abzusetzen oder Pausen zu machen.

Für ein Freewrite kannst du auch einen Anfangs-Impuls verwenden. Einer meiner Lieblingsimpulse sind die zwei kleinen Worte „ICH BIN“.

Beginne den ersten Satz mit „Ich bin“ und schreib dann einfach weiter. Du kannst immer wieder mit diesem Satzanfang starten, wie und wann es für dich passt, speziell aber dann, wenn du merkst, dass der Schreibfluss ins Stocken gerät.

Lass dich überraschen, was dein Freewrite dir über dich selbst verrät!

 

# 3 Monats-Essenz

Das Ende eines Monats – und der Beginn eines neuen – ist ein wunderbarer Zeitpunkt, um innezuhalten, zu reflektieren und dich neu auszurichten.

An jedem Monatsende nehme ich mir Zeit, um zu lesen, was ich im vergangenen Monat geschrieben habe, und verdichte es zu wenigen Zeilen in meinem „Essenzbuch“ (einem besonders edlen Notizbuch). Meinen Fokus lenke ich dabei auf das Schöne, das Gelungene, das, wofür ich dankbar und worauf ich stolz bin. Dann richte ich mich bewusst auf das kommende Monat aus. Ich definiere meine Ziele, um mich zu fokussieren. Ich frage mich, was ich in diesem Monate tun kann, damit ich am Ende zufrieden, dankbar und stolz sein werde. Und ich werfe Glitzersteine in die kommenden Wochen, plane JUHUs ein und mache mir bewusst, worauf ich mich besonders freue.

 

# 4 Geburtstags-Essenz

Auch an meinem Geburtstag nehme ich mir Zeit, um das zu Ende gehende Lebensjahr in Dankbarkeit abzuschließen, manches in Liebe loszulassen und schreibend meine Zukunft zu gestalten. Oft gebe ich dem neuen Lebensjahr ein Motto – eine Art Überschrift oder Leitstern, zum Beispiel „Das Jahr der Selbstliebe“ oder „Das Jahr der Königin“ oder „Das Jahr der Wahrhaftigkeit“. Mit einer solchen Landkarte im Gepäck navigiert es sich viel leichter durch all die Höhen und Tiefen, Ablenkungen und Verwirrungen des Alltags!

 

# 5 Rauhnächte-Tagebuch

In keiner anderen Zeit des Jahres ist es so einfach –  und so wirkungsvoll! – , deinem Leben die Richtung zu geben, die du dir wünschst, als während der Rauhnächte rund um den Jahreswechsel. Die Rauhnächte werden auch als die „Zeit zwischen den Jahren“ bezeichnet – denn während dieser speziellen Tage und Nächte sind die Grenzen zwischen den Welten durchlässiger als sonst. Ein Zeitfenster öffnet sich, und du kannst die Stimme deiner inneren Führung besonders deutlich hören.

 

# 6 Brief an dich selbst

Oft lade ich die Teilnehmerinnen meiner Events ein, einen Brief an sich selbst schreiben. Diesen Brief schicke ich ihnen dann einige Monate später per Post – als Erinnerung an die Liebe und Wertschätzung, die sie während des Seminars für sich selbst entwickelt haben.

Ich selbst schreibe mir manchmal Briefe oder witzige Karten – einfach, um mich daran zu erinnern, dass die Beziehung zu mir selbst wichtig und die Basis für alles andere in meinem Leben ist. Es ist schön, so eine Karte per Post zu bekommen und in einer Kiste mit kostbaren Erinnerungen aufzubewahren!

 

# 7 Drei wirklich gute Fragen

Eine beinahe magische Morgen-Praxis besteht darin, dir diese drei Fragen zu stellen und sie schriftlich zu beantworten:

Was kann ich tun, um mit Leichtigkeit durch diesen Tag zu gehen?

Was kann ich JETZT erlauben, um diesen Tag leichter werden zu lassen?

Was kann ich loslassen?

Was für eine leichtfüßige und anmutige Weise, in den Tag zu starten!

{Die Fragen stammen von Laura Thompson Brady, entdeckt habe ich sie in Do Less von Kate Northrup}.

 

# 8 Noch drei wirklich gute Fragen

Nimm dir einmal pro Woche zehn bis fünfzehn Minuten Zeit, um schreibend zu reflektieren:

Was geht in meinem Leben wirklich vor sich?

Was werde ich also tun?

Was ist wichtig, was nicht?

Mit diesen drei Fragen kommst du ganz schnell auf den Punkt. Sie schenken dir Einsicht, Handlungsenergie und Fokus.

{Die Inspiration für diese Fragen stammt von Sebastian Marshall, einem Autor und Produktivitäts-Experten.}

 

# 9 The Big 4

Eines meiner allerliebsten Schreib-Rituale: Dankbarkeit, gesunder Stolz, Selbstliebe und Freude in einem hübschen Paket! Mehr dazu hier.

 

# 10 Traum-Tagebuch

Unsere Träume sind Botschaften über uns selbst – aber sie sind flüchtig. Es lohnt sich also, sie aufzuschreiben! Manche Menschen haben ein Traum-Tagebuch auf dem Nachtkästchen liegen, um sofort nach dem Aufwachen ihre Träume niederschreiben zu können. Um es einfach zu halten, schreibe ich meine Träume in das Journal, in das ich auch sonst alles schreibe – meine Morgenseiten, meine Abendseiten, meine Big 4, meine Reflexionen, einfach alles. Keep it simple, honey!

Ich empfehle dir, deine Träume in der Gegenwartsform niederzuschreiben und nicht in der Vergangenheit. Dadurch werden sie plastischer und lebendiger, und du kannst leichter in die mit ihnen verbundenen Gefühle eintauchen.

Du musst deine Träume nicht sofort verstehen. Ihre Botschaft wird sich dir mit der Zeit entschlüsseln, darauf darfst du vertrauen!

Ein Grund, warum ich Tagebuch führe, ist, dass ich zurückblicken und sehen kann, wie ich von Anfang an geführt wurde.

Das Dokumentieren meiner Erfahrungen und das Aufschreiben meiner Träume hilft mir, der göttlichen Führung immer mehr zu vertrauen.~ Christiane Northrup

 

# 11 Ein Haiku am Tag …..

… zu schreiben – das empfiehlt Gail Sher in ihrem Klassiker „Schreib dich frei“.

Haikus sind eine streng formale und hohe Kunst des Dichtens und stammen aus Japan.

Ein  Haiku besteht aus drei Zeilen:

Die erste Zeile hat fünf Silben.

Die zweite Zeile hat sieben Silben.

Die dritte Zeile hat wieder fünf Silben.

Macht in Summer 17 Silben – klingt machtbar, oder? Ist es auch.

Und es macht Spaß!

Außerdem kannst du, indem du für einen bestimmten Zeitraum – zum Beispiel eine Woche oder 21 Tage lang – täglich ein Haiku schreibst, eine wirkungsvolle Schreib-Gewohnheit etablieren.

Und warum? Darum:

Eine Gewohnheit ist das Verbindungsglied zwischen Inspiration und Selbstverwirklichung.~ Gail Sher

Hast auch du persönliche Schreib-Rituale? Dann teil sie in den Kommentaren!

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